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Ein Aspekt, der den Reiz der NHL ausmacht ist, dass kaum etwas vorhersehbar scheint. Dieses Attribut zeigte sich wieder am Freitag, als sich die Anaheim Ducks und die Florida Panthers, die beide selbst nur noch wenige Aussichten auf die Qualifikation zu den Stanley Cup Playoffs haben, als Spielverderber für Mannschaften erwiesen, die heiße Anwärter auf einen der zwei begehrten Wildcard-Plätze in den beiden Conferences sind, dafür aber jeden Punkt benötigen.

Die Minnesota Wild sind eines dieser Teams, die konkret den zweiten Wildcard-Platz in der Western Conference innehaben und erst am Donnerstag durch einen 3:0-Erfolg beim mit Abstand stärksten Team der NHL, den Tampa Bay Lightning, aufhorchen ließen. Doch nur 24 Stunden später, unterlagen die Wild im BB&T Center den deutlich schwächer eingeschätzten Florida Panthers mit 2:6.
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Florida selbst liegt nach dem Sieg immerhin noch neun Punkte hinter den Wildcard-Plätzen bei 14 verbleibenden Spielen. Die Panthers beendeten eine Niederlagenserie von sechs Partien (0-2-4). Bezeichnenderweise war ihr letzter Sieg davor ein 4:3 nach Verlängerung bei den Colorado Avalanche am 25. Februar, womit sie sich bereits als erfolgreiche Diebe von einem wichtigen Punkt gegen einen Anwärter erwiesen. Die Avalanche zählen zu einem der Konkurrenten der Wild um einen Playoffplatz.
Stürmer Aleksander Barkov erzielte in der Partie gegen Minnesota einen neuen Panthers-Rekord, indem er fünf der sechs Tore auflegte. Die vorherige Bestmarke lag bei vier Assists und wurde acht Mal aufgestellt, zuletzt durch den Österreicher Thomas Vanek am 14. März 2017. Zum ersten Mal in seiner Karriere gelangen Barkov fünf Punkte in einem Spiel und stellte die Leistung von David Booth, Brett McLean, Olli Jokinen und Pavel Bure ein, denen als Panthers-Akteure Gleiches gelang. Jonathan Huberdeau (1-3-4) und Barkov kamen zum vierten Mal in ihrer Laufbahn auf mindestens vier Punkte in einem Spiel und liegen in der Klub-Geschichte nur hinter Bure (6).

"Ich habe nur den Puck zu meinen Mitspielern abgegeben und sie haben getroffen", fand Barkov eine simple Erklärung für das Geschehen. "Ich danke ihnen dafür. Aber natürlich ist es ein schöner Meilenstein."
Nicht nur Florida hat den Anspruch bis zum Ende alles zu geben und die Punkte nicht freiwillig herzuschenken. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Das wichtigste Argument ist, bis zum Ende alles probiert zu haben, das scheinbar Unmögliche zu schaffen. Andererseits wollen sich viele Spieler bereits für die kommende Saison präsentieren oder kämpfen womöglich als Motivationsgrundlage um einen neuen Vertrag und um bessere Konditionen.
Nicht zum ersten Mal in dieser Saison machten die Ducks am Freitag einem potenziellen Team, das um den Einzug in die Playoffs kämpft, einen Strich durch die Rechnung. Die Kalifornier liegen, trotz eines nicht nur in der Höhe überraschenden 8:2-Erfolges gegen die Montreal Canadiens, im Rennen um die Playoffs elf Punkte im Rückstand. Die Kanadier ihrerseits rangieren mit zwei Zählern Vorsprung, aber zwei absolvierten Spielen mehr als ihr Verfolger Columbus Blue Jackets, auf dem zweiten Wildcard-Platz in der Eastern Conference. Diesen könnten sie nun schon am Samstag bei einem Sieg der Konkurrenz gegen die Pittsburgh Penguins einbüßen.
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Zuvor in dieser Woche hatten die Ducks schon den in Richtung Playoffs ambitionierten Avalanche am Sonntag mit 2:1 und den Arizona Coyotes am Dienstag mit 3:1 das Nachsehen gegeben und jeweils zwei wichtige Punkte gestohlen. Fast hätte es am Mittwoch auch gegen die St. Louis Blues als Dritte im Bunde gereicht, doch diese retteten durch zwei Tore in den letzten 65 Sekunden einen 5:4-Sieg über die Ziellinie.
Gegen Montreal wendete sich das Blatt wieder und Ducks-Verteidiger Cam Fowler lieferte, ebenso wie Floridas Barkov, einen Beweis dafür, was jemanden in dieser Situation noch antreibt. Er wurde durch eine Vorlage beim Treffer von Troy Terry zum 4:2 in der 32. Minute zum punktbesten Verteidiger der Ducks aller Zeiten. Mit seinem 265. NHL-Punkt liegt er jetzt einen Zähler vor Scott Niedermayer.
Ein Plus der Teams aus dem Tabellenkeller - die Ducks sind Vorletzter in der Western Conference - ist außerdem, dass sie weitgehend vom Druck befreit aufspielen können. Das führt dazu, dass Teams und Spieler ihre Leichtigkeit zurückgewinnen.
"Das Wichtigste ist, dass jeder in der Kabine an den anderen glaubt", erklärte Ducks Assistenz-Trainer Mark Morrison das Phänomen. "Wir beginnen Spaß zu haben und lassen den Puck gut laufen. Jeder spielt für den anderen."