Der Beleg der Maple Leafs für ein Top-Team
Toronto konnte bei den Jets die Tugenden einer echten Spitzenmannschaft unter Beweis stellen
von Robin Patzwaldt @RobinPatzwaldt / NHL.com/de Autor
Im Mannschaftssport gilt es allgemein als eine besondere Auszeichnung für ein Spitzenteam, wenn es in der Lage ist, sich in einem Spiel unter psychologisch schwierigen Bedingungen am Ende trotzdem durchzusetzen. Am Mittwoch lieferten die Toronto Maple Leafs bei ihrem 4:2-Erfolg über die Winnipeg Jets den Beweis dafür ab, dass sie inzwischen zu dieser höchsten Kategorie der Mannschaften gezählt werden dürfen.
Eine schwere Auswärtsbegegnung auf dem Programm stehen zu haben, bei der das Team zwischenzeitlich Gefahr lief, eine komfortable 3:0-Führung noch einmal zu verspielen, es am Ende jedoch mit Ruhe und Routine zu den eigenen Gunsten zu entscheiden, so wie es den Maple Leafs im Bell MTS Place gelang, das ist der Stoff aus dem ein ernsthafter Titelkandidat gemacht ist.
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Kasperi Kapanen, Tyler Ennis und Nazem Kadri hatten die Gäste in den ersten beiden Spieldritteln mit einer auf dem Papier sehr deutlichen Führung auf fremdem Eis ausgestattet. Jedoch gelang es den Hausherren im Schlussabschnitt einen Gang hochzuschalten. Durch zwei frühe Tore sorgten Nikolaj Ehlers und Mark Scheifele für Spannung.
Psychologisch sprach in dieser Phase der Begegnung vieles für die Jets, die mit der Unterstützung der eigenen Fans plötzlich mächtig auf den Ausgleich drängten und mit aller Energie das fast schon verloren geglaubte Spiel zu ihren Gunsten zu entscheiden versuchten.
Video: TOR@WPG: Kapanen trifft aus dem Handgelenk
Die Leafs wackelten bedenklich, fielen am Ende aber nicht. Dank einer konzentrierten Schlussphase und eines überragenden Frederik Andersen im Tor, der alleine im Schlussdrittel 20 seiner insgesamt 38 Rettungstaten zeigen musste, bestand das Team aus Toronto die Auswärts-Reifeprüfung auf allerhöchstem Niveau.
Neuzugang John Tavares sorgte mit seinem Treffer zum 4:2 in der 49. Spielminute letztendlich für die Vorentscheidung. Er half die zwei Zähler für seine Farben durch seinen ersten Treffer nach zuvor fünf Spielen ohne eigenes Tor endgültig abzusichern.
"Solche Aktionen beeinflussen das Momentum natürlich sehr. Wir konnten in ihrer Druckphase direkt kontern, haben nach ihrem Anschlusstreffer quasi im Gegenzug den Zwei-Tore-Abstand wiederherstellen können", freute sich Andersen nach dem Erfolg beim Westen Conference Finalisten des Vorjahres. "Das hat sie dann entscheidend ausgebremst, hat uns wieder zu deutlich mehr Ruhe im Spiel verholfen."
Durch diesen Sieg schraubte Toronto seine Auswärtsbilanz auf 5-0-0. So durfte sich das Traditionsteam über den ersten doppelten Punktgewinn nach zuvor zwei Niederlagen in Folge freuen.
Video: TOR@WPG: Tavares trifft nach Marners Lauf
"Eigentlich ist es ganz einfach", bilanzierte Coach Mike Babcock hinterher. "Wenn man engagiert und hart spielt, dann sieht das eigene Spiel plötzlich auch gleich wieder schneller und besser aus. In den beiden Spielen davor fehlte uns die Energie, sahen wir langsam aus. Heute war das viel besser als bei den Niederlagen gegen die Pittsburgh Penguins und die St. Louis Blues."
Durch diese Leistungssteigerung im Vergleich zu den beiden Heimpleiten zuvor gelang es den Maple Leafs dem Gegner Winnipeg erstmals seit dem 27. Februar wieder eine Heimniederlage in einem Hauptrundenspiel zuzufügen, bei der die Jets ohne einen Zähler auf der Habenseite vom Eis gehen mussten. Die starke Bilanz der Gastgeber im Bell MTS Place belief sich seither auf 14-0-1.
"Unser Defensivverhalten hat mir heute überhaupt nicht gefallen", berichtete ein frustriert wirkender Jets-Coach Paul Maurice. "Wir haben heute viel zu viele Scheibenverluste erlitten, ihnen dadurch viele Torchancen ermöglicht."
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"Es war wahrlich Zeit für mein erstes Saisontor", freute sich auf der anderen Seite Nazem Kadri, der für den Treffer zum 3:0 in der 32. Spielminute verantwortlich zeichnete. "Ich habe immer versucht positiv zu bleiben, bin auch schon lange genug dabei, um mich von so einer Torflaute nicht gleich frustrieren zu lassen. Jetzt, wo der Bann gebrochen ist, da geht es hoffentlich mit weiteren Treffern für mich weiter."
Tavares, der ebenfalls seine jüngste Torflaute ad acta legen konnte und mit seinem wichtigen Tor zum vorentscheidenden 4:2 eine Zitterpartie in den Schlussminuten aus Sicht der Gäste verhinderte, strahlte ebenso über die bestandene Reifeprüfung seiner Mannschaft: "Wir haben das heute richtig gut gemacht, haben engagiert gespielt, sie unter Druck gesetzt. Das hat sie zu Scheibenverlusten gezwungen. Dadurch hatten wir Zeit und Raum für unsere Offensivakzente", so Tavares.
Während Toronto durch diese reife Leistung seine beeindruckende Klasse unter Beweis stellen konnte, erhalten die Jets auf der anderen Seite schon am kommenden Samstag die Gelegenheit zur Revanche, wenn beide Teams in Toronto erneut aufeinander treffen werden (7 p.m. ET/Sonntag 1 Uhr MESZ; CBC, SN360, NHL.TV).