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Korbinian Holzer ist ein deutscher Eishockey-Profi, der seit fünf Jahren in der NHL spielt. Warum beginnt ein Artikel in einem Fachmagazin mit dieser Aussage? Der 28-jährige Münchner ist der Deutsche in Nordamerika, der in der heimischen Presse die wenigste Aufmerksamkeit bekommt.
Während diverse Zeitungen und Internetportale immer wieder über Leon Draisaitl, Tom Kuhnhackl, Dennis Seidenberg, Tobias Rieder oder die Torhüter Thomas Greiss und Philipp Grubauer berichten, verläuft die Karriere von Holzer eher im Hintergrund des medialen Interesses.

Der Hauptgrund ist sicherlich der, dass "Kobi" wie ihn alle nennen, sowohl in seinen ersten drei NHL-Jahren bei den Toronto Maple Leafs, als auch jetzt seit zwei Spielzeiten bei den Anaheim Ducks häufig der siebte Verteidiger im Team ist und somit zwar zum Kader gehört, aber in der letztendlichen Aufstellung für das Spiel fehlt.
"Natürlich würde ich gerne mehr spielen, aber die Stimmung im Team ist super und das sind alles gute Jungs", sagte Holzer in der Kabine nach dem Morningskate im Air Canada Center von Toronto vor dem Spiel seiner Ducks gegen die Maple Leafs am Montag exklusiv zu NHL.com/de. "Wir haben eine tolle Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern."
Mit einem freudigen Lächeln im Gesicht erzählt er, dass er am folgenden Abend zum Einsatz käme. Im 33 Ducks Spielen der Saison 2016-17 erst sein insgesamt neunter Einsatz. Am 26. November stand er letztmalig in einem NHL-Spiel auf dem Eis.

Holzer Follow

"Das tut der guten Laune aber keinen Abbruch", wusste Holzer zu berichten. "Für mich ist es das Größte hier drüben zu spielen. Es ist die beste Liga der Welt. Ich spiele gegen die besten Stürmer, die es im Welteishockey gibt."
Nach seiner Zukunft in Nordamerika befragt, zeigte er sich zuversichtlich: "Wenn ich spiele, sind meine Statistiken gut, das Feedback aus dem Trainerteam ist positiv. Durch meine gezeigten Leistungen konnte ich meinen Vertrag um ein Jahr verlängern. Was danach kommt, kann niemand sagen. Das geht alles so schnell. Innerhalb von zwei oder drei Wochen kann sich alles verändern, ich kann konstant im Team sein, es ist aber auch möglich nach schlechten Leistungen draußen zu sitzen."
Die Ducks sind derzeit auf einer sechs Spiele dauernden Auswärtsreise. Nach einem Abstecher nach Dallas am 13. Dezember treffen bzw. trafen sie in den letzten Partien vor der Weihnachtspause ausschließlich auf Teams aus der Eastern Conference.
"Wir sind viel im Flieger, viel im Hotel, das ist schon stressig", schilderte Holzer ein paar Eindrücke aus dieser Tour. "Zwischendurch werden wir auf den Gegner vorbereitet und typische Spielsituationen werden besprochen, insbesondere wie reagiert die andere Mannschaft in Unter- und Überzahlsituationen, wie verhalten sie sich im Fünf gegen Fünf. Das alles wird durch kleine Videomitschnitte unterlegt."
"Nach dem Spiel heute gegen die Leafs fliegen wir sofort nach Montreal, dort sind wir Morgen schon wieder im Einsatz. Trotzdem ist es ok, man ist die gesamte Zeit mit der Mannschaft zusammen. Wir gehen Essen, das macht viel Spaß. Schön ist es auch, dass es mal kalt ist. Das gehört für mich irgendwie zum Winter dazu und in Anaheim habe ich dieses Gefühl nicht."
Natürlich ist auch die sportliche Situation der Kalifornier ein Thema. "Im Moment ist alles noch sehr eng, die Ducks haben in den letzten Jahren immer die Division gewonnen, das soll auch in dieser Spielzeit so sein", gibt Holzer sich selbstbewusst. "In den Playoffs, das hört sich jetzt abgedroschen an, kann alles passieren. Im Juni, wenn die Entscheidung fällt, wollen wir dabei sein."
Am Montagabend gewann Anaheim das Spiel in Toronto 3-2. "Meint ihr den Sieg oder mein Tor?", entgegnete er scherzhaft die Gratulation. Der typische "Stay at Home"-Verteidiger hatte bei einem Gerangel mit Leo Komarov vor dem eigenen Torhüter, den von der blauen Linie geschossenen Puck unglücklich unhaltbar zum 2-2 Ausgleich für die Gastgeber ins eigene Tor abgefälscht.
"Nein, ich war mit dem Spiel zufrieden, ich hatte viel Eiszeit und die Szene mit dem Tor ist einfach Pech, so etwas kann immer wieder passieren", sagte er locker.

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Zum Thema Reisestress genügte nach dem Spiel ein Blick auf die teaminterne Infotafel. Bereits rund 30 Minuten nach der Schlusssirene fuhr der Bus mit dem Team aus dem Westen der USA zum Flughafen und nur eine Stunde später startete das mit der gesamten Ausrüstung bepackte Flugzeug Richtung Montreal.
Auch dort kam Holzer am Tag darauf immerhin knapp über elf Minuten zum Einsatz. So könnte es gut und gerne für ihn weitergehen. Allerdings wird er dazu eine Verletzung oder Formschwäche einer seiner Kollegen benötigen. Etwas, was man keinem wünscht und schon gar nicht jemand wie er einem anderen.