Favorit Penguins im Duell mit Underdog Senators
Vor dem Conference-Finale im Osten sind die Rollen klar verteilt - Kühnhackl am Samstag wohl dabei
von Axel Jeroma / NHL.com/de Autor
PITTSBURGH - Im Finale der Eastern Conference bei den Stanley-Cup-Playoffs stehen sich ab Samstag die Pittsburgh Penguins und die Ottawa Senators gegenüber. Die erste Partie der im Modus Best-of-Seven ausgetragenen Serie findet in der PPG Paints Arena in Pittsburgh statt. Die beiden Teams spielen zum fünften Mal in den Playoffs gegeneinander. Bei den bisherigen Duellen setzten sich dreimal die Penguins durch, einmal kamen die Senators weiter. Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten 2013 behielt Pittsburgh in der zweiten Runde nach fünf Begegnungen mit 4:1 die Oberhand.
Die Penguins schalteten auf ihrem Weg zur angestrebten Titelverteidigung in der ersten Runde die Columbus Blue Jackets mit 4:1 aus. Die Serie gegen die Washington Capitals in der zweiten Runde ging über die volle Distanz von sieben Partien. Durch ein 2:0 im entscheidenden Match in Washington gelang Pittsburgh schließlich der Einzug ins Conference-Finale. Die Senators sicherten sich ihre erste Finalteilnahme seit zehn Jahren durch Erfolge über die Boston Bruins und die New York Rangers. Beide Serien endeten jeweils 4:2 zugunsten von Ottawa.
Dass die Senators in diesem Jahr ernsthaft in den Kampf um den Stanley Cup eingreifen würden, hatten zu Beginn der Playoffs wohl nur kühnste Optimisten gedacht. Zwar belegten sie nach der Hauptrunde den zweiten Platz in der Atlantic Division, doch waren ihre Leistungen im letzten Saisondrittel äußerst schwankend und hatten nicht das Format eines potentiellen Stanley-Cup-Champions. Doch womöglich ist es genau dieses Underdog-Image, das die Senators gefährlich macht. In der Serie gegen die Penguins nimmt die Mannschaft aus Ottawa ohne Zweifel erneut die Außenseiterrolle ein, obwohl sie zwei der drei Hauptrunden-Vergleiche gegen Pittsburgh gewannen.
Video: PIT@WSH, Sp7: Fleury wehrt Ovechkins Schuss ab
Überragender Akteur auf Seiten der Senators in dieser Spielzeit ist einmal mehr der offensivstarke Verteidiger Erik Karlsson. Trotz zweier Haarrisse in der linken Ferse bestritt er alle zwölf Playoff-Begegnungen und erzielte 13 Scorer-Punkte (zwei Tore, elf Vorlagen). Gegen die die Bruins und die Rangers stand er im Schnitt 28:56 Minuten auf dem Eis. Die drei Tage Pause zwischen dem letzten Auftritt gegen die Rangers und dem Match am Samstag kommen dem Schweden entgegen, um sich für die bevorstehende Finalserie im Osten etwas zu schonen.
Ein weiterer Akteur der Senators, der zuletzt nachhaltig auf sich aufmerksam machte, war Stürmer Jean-Gabriel Pageau. In 82 Hauptrunden-Begegnungen gelangen ihm zwölf Tore. In den Playoffs sind es nach zwölf Partien schon sieben. Vier Treffer schoss er beim 6:5 nach Verlängerung gegen die Rangers in Spiel 2 der Serie.
Die Stärke der Senators ist ihre taktische Disziplin. Sie halten strikt ein 1-3-1-System aufrecht, mit dem sie versuchen, das Spiel des Gegners durch eine massierte Präsenz in der neutralen Zone zu verlangsamen. Gegen die Rangers funktionierte dies über weite Strecken gut. Der Lackmustest steht allerdings jetzt gegen die Penguins bevor, die als das schnellste Team der NHL gelten.
Der amtierende Champion aus Pittsburgh darf sich in erster Linie bei Goalie Marc-Andre Fleury bedanken, dass der Einzug ins Conference-Finale gelungen ist. Dabei sollte gar nicht der Routinier, sondern Matt Murray in den Playoffs zwischen den Pfosten stehen. Doch der 22-Jährige zog sich beim Aufwärmen vor dem Auftaktmatch gegen die Blue Jackets eine nicht näher spezifizierte Verletzung im unteren Körperbereich zu und musste passen.
Im vergangenen Jahr hatte es diese Situation schon einmal gegeben, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Fleury war die Nummer eins im Team, verletzte sich schwer und stand in den Playoffs nicht zur Verfügung. Murray nutzte die Chance und hatte durch glänzende Darbietungen großen Anteil am Cup-Gewinn.
In dieser Woche meldete sich Murray wieder einsatzbereit. In Spiel 7 gegen die Capitals am Mittwoch saß er als Backup auf der Bank. Im Hinblick auf das Conference-Finale ist es für die Penguins durchaus von Vorteil, wenn sie über zwei gleichstarke Torleute verfügen.
Weiterhin gespannt blickt man im Lager der Penguins auf den Gesundheitszustand von Kapitän Sidney Crosby. Er erlitt gegen die Capitals zum wiederholten Mal in seiner Karriere eine Gehirnerschütterung und fiel ein Spiel aus. Bei seinen zwei Einsätzen danach hatte er jedoch keine Probleme. Crosby ist nach wie vor Dreh- und Angelpunkt der Abteilung Attacke der Penguins und vor allem über einen längeren Zeitraum nicht adäquat zu ersetzen.
Video: Karlsson trifft nach Zuspiel von Ryan
Mit von der Partie ist wohl der angeschlagene Tom Kuhnhackl. Coach Mike Sullivan sah sich gezwungen, den Deutschen wegen einer schmerzhaften Blessur im unteren Körperbereich aus dem Aufgebot für Spiel 7 gegen die Capitals zu streichen. Beim Training am Freitag war Kühnhackl jedoch wieder dabei und zeigte sich optimistisch, was sein Mitwirken gegen Ottawa betrifft. Er warnte eindringlich davor, den Gast zu unterschätzen. "Die Senators warten auf Fehler und Puckverluste des Gegners. Wir müssen daher klug spielen und Geduld haben", sagte er nach der Übungseinheit. Kühnhackls Comeback wäre definitiv ein Pluspunkt für die Penguins. Im Penalty-Killing und beim Blocken von Schüssen erwies er seinem Team wertvolle Dienste in den laufenden Playoffs.
Die Penguins setzten alles daran, mit einem Sieg gegen die Senators ins Conference-Finale zu starten. Ein Schlüssel dafür ist, den Gegner durch ihre Schnelligkeit unter Druck zu setzen, viele Chancen zu kreieren und diese in Tore umzumünzen. "Unsere Herausforderung wird sein, auf den passenden Moment zu warten und daraus Kapital zu schlagen", sagte Coach Sullivan nach dem Morning Skate am Freitag.