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Wenn sich ab Samstag die Tampa Bay Lightning und die Dallas Stars im Stanley Cup Finale 2020 im Rogers Place der Gastgeberstadt Edmonton gegenüberstehen, dann ist kein Spieler aus Deutschland, der Schweiz oder Österreich dabei. Wir blicken daher zurück auf die besten Momente von deutschsprachigen Akteuren in einem NHL-Finale und haben dazu interessante Fakten und Zahlen aus der Vergangenheit zusammengestellt.

104:31 Minuten: … waren am 10. Juni 1996 in der Miami Arena der Florida Panthers gespielt, als Uwe Krupp von der blauen Linie abzog und den Puck im Eck des von Torhüter John Vanbiesbrouck gehüteten Gehäuse zum 1:0 versenkte. Damit entschied er die vierte Partie der Finalserie für die Colorado Avalanche. Nachdem Colorado auch die drei Begegnungen zuvor gegen Florida gewonnen hatte, kannte der Jubel der Avalanche über den ersten Triumph im Stanley Cup in ihrer Geschichte keine Grenzen. Der Kölner Verteidiger hatte mit seinem Treffer in der dritten Verlängerung auch persönlich etwas Historisches vollbracht. Als erster Deutscher überhaupt feierte er den Titelgewinn.
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Schweizer Backup: Nicht wenige Experten in seinem Land waren überrascht, dass David Aebischer 1997 als Schweizer Torhüter den Sprung über den großen Teich wagte. Doch zu Beginn der Saison 2000/01 feierte er sein NHL-Debüt als Backup des großen Patrick Roy bei den Avalanche. Am Ende der Saison gewann Colorado mit Aebischer, der in der regulären Saison 26 Mal (2,24 GAA, 90,3 Prozent, 3 SO) eingesetzt wurde, in sieben Spielen gegen die New Jersey Devils den Stanley Cup. Aebischer konnte als erster Schweizer seinen Namen auf dem silbernen Pokal verewigen.
Krupp zum Zweiten: Auch 2002 gehörte Krupp zum Team des Stanley Cup Siegers Detroit Red Wings. Nachdem er allerdings in dieser regulären Saison verletzungsbedingt nur acht Spiele und in den Playoffs nur zwei Spiele absolvierte, wurde sein Namen nicht auf den Cup eingraviert. In den offiziellen Statistiken wird er dennoch als zweifacher Stanley Cup Sieger geführt.

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60 Spiele und dennoch nur Ersatz: Martin Gerber hieß in der Saison 2005/06 die unangefochtene Nummer 1 der Carolina Hurricanes. Fast drei Viertel aller Spiele absolvierte der Schweizer in der regulären Saison und verbuchte einen Gegentorschnitt von 2,78 und eine Fangquote von 90,6 Prozent sowie einen Shutout. Doch in den Playoffs lief ihm nach schwankenden Leistungen sein Backup Cam Ward den Rang ab und war im Stanley Cup Finale die Nummer 1. Dort gaben die Hurricanes in sieben Spielen den Edmonton Oilers das Nachsehen. Gerber wurde trotzdem zum zweiten Schweizer, der den Stanley Cup gewinnen konnte.
Das deutsche Finale:Als sich in den Playoffs 2011 die Boston Bruins in der Eastern Conference und die Vancouver Canucks in der Western Conference durchsetzten, standen sich mit Dennis Seidenberg (Bruins) und Christian Ehrhoff (Canucks) zwei deutsche Verteidiger im Finale gegenüber. Seidenberg hatte das bessere Ende für sich. In einer dramatischen Serie über sieben Spiele gewann er mit Boston den Stanley Cup nach einem 4:0 im letzten Spiel in Vancouver. Das rief bei Ehrhoff und den Canucks sehr viel Ernüchterung hervor. Die Kanadier hatten zuvor bereits 2:0 und 3:2 nach Spielen geführt und glaubten, den Titel schon so gut wie sicher in der Tasche zu haben.
Seidenbergs Niederlage:2013 standen die Bruins mit Seidenberg wiederum im Finale und der Gegner hieß dieses Mal Chicago Blackhawks. Erneut ging es hochdramatisch zu. Gleich das erste Aufeinandertreffen ging in die dritte Verlängerung und auch das zweite und vierte Spiel mussten in der Overtime entschieden werden. Die Bruins führten in der Summe mit 2:1, doch dann konterten die Blackhawks mit zwei Siegen. In Spiel 6 in Boston waren den Beteiligten die Strapazen deutlich anzumerken, trotzdem kämpften sie bis zum Umfallen. In der 53. Minute ging Boston mit 2:1 in Führung. Das siebte Spiel schien in Reichweite, ehe Chicago in den letzten zwei Minuten mit zwei Toren innerhalb von 17 Sekunden alles auf den Kopf stellte und den Stanley Cup gewann.

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Diaz muss fast tatenlos zuschauen: Die New York Rangers qualifizierten sich 20 Jahre nach ihrem Stanley Cup Sieg 1994 wieder für ein Stanley Cup Finale. In ihren Diensten stand in diesem Moment der Schweizer Verteidiger Raphael Diaz, der erst im März 2014 von den Canucks gekommen war. In den Playoffs hatte Diaz zuvor nur drei Einsätze und durfte trotzdem im ersten Spiel des Finales gegen die Los Angeles Kings (2:3 n. V.) mitwirken. Es blieb aber sein einziger Auftritt und er musste von der Tribüne aus mit ansehen, wie seine Rangers in fünf Spielen unterlegen waren.
Cup kommt nach Deutschland: Bei den Pittsburgh Penguins lief es zu Beginn der Saison 2015/16 nicht gut. Es folgte im Dezember ein Trainerwechsel und mit Mike Sullivan, dem neuen Mann hinter der Bande, wurden im Januar ein paar Talente aus dem Farmteam hochgezogen, darunter der Stürmer Tom Kühnhackl, der schon seit 2010 sein Glück in Nordamerika versuchte. In 42 Spielen verzeichnete der Sohn der deutschen Eishockeylegende Erich Kühnhackl fünf Tore und zehn Assists und ließ in den Playoffs in 24 Spielen weitere zwei Tore und drei Assists folgen. Im Finale gewann er mit den Penguins gegen die San Jose Sharks in sechs Spielen als dritter Deutscher den Stanley Cup und brachte im August des Jahres als Erster den Heiligen Gral des Eishockeys nach Deutschland, wo er in seiner Heimatstadt Landshut ausgiebig bestaunt wurde.
Wiederholungstäter und Schweizer Finale: Auch im Jahr 2017 standen die Penguins im Stanley Cup Finale. Gegner waren die Nashville Predators. Dabei waren gleich vier deutschsprachige Spieler vertreten. Der Schweizer Verteidiger Mark Streit wurde erst zur Trade Deadline von den Philadelphia Flyers nach Pittsburgh transferiert. Ein Glücksfall für Streit, denn so konnte er zusammen mit Kühnhackl im Team seinen Traum endlich verwirklichen, obwohl beide im Finale als überzählige Spieler nicht zum Einsatz kamen. Beim Gegner standen mit Roman Josi und Yannick Weber zwei weitere Schweizer im Team. Pikant war, dass alle drei Schweizer Akteure gut miteinander befreundet sind und sich im Sommer stets gemeinsam auf die neue Saison vorbereiteten. Mit Stürmer Kevin Fiala hatte Nashville einen weiteren Schweizer unter Vertrag. Er hatte sich jedoch zuvor in den Playoffs das Wadenbein gebrochen. Pittsburgh konnte in sechs Spielen seinen Titel verteidigen. Streit wurde zum ersten Schweizer Feldspieler, der triumphierte und Kühnhackl, der erste Deutsche, der seinen Namen zweimal auf dem Stanley Cup vorfindet.

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Grubauer im Blickpunkt:Als sich in der regulären Saison 2017/18 die Nummer 1 Braden Holtby verletzte und danach nicht zu seiner Form fand, holte Backup Philipp Grubauer zum Ende die Kohlen aus dem Feuer und verschaffte den Washington Capitals den Einzug in die Playoffs. Belohnung war, dass er auch in den ersten beiden Partien der ersten Runde gegen die Columbus Blue Jackets von Beginn an zum Einsatz kam. Die Capitals verloren diese jedoch ohne Mitschuld von Grubauer, so dass Trainer Barry Trotz wieder auf Holtby zurückgriff. Von da an war der deutsche Torhüter nur noch Zuschauer, doch er konnte es verschmerzen, denn die Capitals gewannen nicht nur die erste und die weiteren Runden, sondern in fünf Spielen auch das Stanley Cup Finale gegen die Vegas Golden Knights. Als vierter Deutscher und erster Torhüter des Landes durfte Grubauer sich Stanley Cup Sieger nennen. Die Feier mit dem Stanley Cup im Sommer in seiner Heimatstadt Rosenheim fiel dementsprechend groß aus.
Die Aussichten: 2020 wird es keinen Sieger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz geben. Mit dem Deutschen Thomas Greiss als Backup im Tor der New York Islanders ist der letzte Kandidat im Eastern Conference Finale ausgeschieden. Die Hoffnungen der immer stärker werdende Fraktion der Schweizer Spieler oder des Deutschen Leon Draisaitl (Edmonton), dieses Jahr Gewinner der Art Ross Trophy als erfolgreichster NHL-Scorer, ruhen auf 2021. Auch die Österreicher warten sehnsüchtig darauf, dass einer von ihnen zur Riege der Stanley Cup Champions hinzustößt.