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Gastgeber Finnland steht im Finale der Eishockey-Weltmeisterschaft 2022. Suomi setzte sich in Tampere mit 4:3 gegen die USA durch. Dabei ragten NHL-Verteidiger Miro Heiskanen (Dallas Stars), Torwart Jussi Olkinuora und das finnische Powerplay heraus. Im zweiten Halbfinale am Abend setzte sich Titelverteidiger Kanada ab dem zweiten Drittel klar gegen Tschechien durch.

Kanada - Tschechien 6:1
Durch drei Tore im zweiten Drittel zog Kanada von 1:1 auf 4:1 davon und führte die Entscheidung im späten Halbfinale in Tampere herbei. Am Ende stand es überraschend einseitig 6:1 gegen Tschechien. Damit ziehen die Kanadier ins Goldmedaillenspiel ein, in dem auch Finnland vertreten sein wird. Es ist das erste Mal, dass das Finale drei Jahre in Folge zwischen denselben beiden Ländern ausgetragen wird.
Finnland gewann 2019, aber Kanada setzte sich im vergangenen Jahr gegen Suomi durch. Es ist das erste Mal in neun Austragungen, dass Finnland auf heimischem Eis eine Medaille gewinnt. Die Frage ist nun, ob es Gold oder Silber wird.
Dylan Cozens erzielte zwei Tore und einen Assist für die Kanadier, und Kent Johnson steuerte einen Treffer bei. Cozens hat nun 12 Punkte in diesem Turnier, drei hinter dem führenden tschechischen Spieler Roman Cervenka und einen hinter seinen Teamkollegen Pierre-Luc Dubois und Drake Batherson. Cozens führt alle Spieler mit einer Plus-Minus-Bilanz von +11 an.
Die größten Unterschiede in diesem Spiel waren jedoch die Torhüter und die Spezialteams. Chris Dreidger war sensationell, wenn es darauf ankam, während sein Gegenspieler Karel Vejmelka, der während des gesamten Turniers so solide war, einen schlechten Tag hatte. Die Torschüsse fielen mit 35:26 zugunsten Kanadas aus.
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Kanada erzielte im zweiten Drittel zwei Tore bei drei Powerplays, während Tschechien im ersten Drittel nur ein Tor bei vier Powerplays gelang.
Kanada kontrollierte das Spiel im ersten Drittel bei fünf gegen fünf, hatte aber das Problem, dass es die einzigen vier Strafminuten kassierte und fast sieben Minuten in Unterzahl spielen musste. Die Tschechen eröffneten den Torreigen bei 7:07 Minuten in einer Vier-Minuten-Strafe, nachdem Zach Whitecloud eine Strafe wegen hohen Stocks kassiert hatte. Kapitän Roman Cervenka fand David Krejci auf der anderen Seite, der nach innen ging und einen Schuss unter dem Arm von Dreidger hindurch abfeuerte.
Die Tschechen hatten die große Chance, ihre Führung zu verdoppeln, als Tomas Hertl Nick Holden den Puck abluchste, doch Dreidger verhinderte mit einer Glanzparade einen höheren Rückstand.
Die Kanadier mussten noch zwei weitere Strafen absitzen, konnten aber dank Pierre-Luc Dubois in letzter Minute noch den 1:1-Ausgleich erzielen. Er sorgte für einen Konter hinter dem tschechischen Tor, schob den Puck nach vorne und überließ Dylan Cozens den Rest. Der erste Schuss von Cozens wurde von Vejmelka glänzend pariert, doch der Kanadier konnte den Abpraller nutzen und 32,3 Sekunden vor Schluss einschieben.
Dieser Schwung setzte sich auch im zweiten Spielabschnitt fort, den Kanada von Anfang bis Ende dominierte und mit drei Toren eine 4:1-Führung herausspielte. Zwei dieser Treffer fielen im Powerplay.
Die Tschechische Republik hatte ihre besten Chancen gegen Ende des Drittels, aber da hatte Dreidger seine beste Phase. Sillinger baute die kanadische Führung nach 3:56 Minuten im dritten Drittel aus. Er bekam den Puck nach einem Konter in der eigenen Hälfte unter Kontrolle, stürmte die linke Seite hinunter und schlug Vejmelka mit einem sauberen Schuss.
Kurz darauf erhielt Tschechien einen Penalty zugesprochen, als Vrana bei einem Alleingang von hinten gefoult wurde, doch Pastrnak schoss weit daneben.
Cozens erhöhte bei 12:50 Minuten auf 6:1, als er den Puck mit der Rückhand an Vejmelka vorbei ins Tor schob. Kanada verteidigte in diesem Drittel wie aus dem Lehrbuch, ohne aggressives Forechecking, ließ aber auch keine Überzahlsituationen oder auch nur annähernd eine gefährliche Chance zu. Am Ende war es eine dominante Leistung.
Finnland - USA 4:3
Die Vereinigten Staaten erwischten einen Blitzstart und gingen nach nur 64 Sekunden mit 1:0 in Führung: Während Adam Gaudette (Ottawa Senators) vor dem Tor einparkte und so Olkinuora die Sicht nahm, zog Nate Schmidt (Winnipeg Jets) von der blauen Linie von links ab und traf durch den Verkehr hindurch ins Tor (2.).
Unter lauten "Suomi!"-Rufen der euphorischen Fans in der Nokia Arena arbeitete der Gastgeber an einer Antwort und baute insbesondere im Powerplay eine Menge Druck auf. Dabei spannte Finnland den Schirm auf und agierte in einer Umbrella-Formation mit Sakari Manninen auf dem linken Flügel, Mikko Lehtonen in der Quarterback-Position zentral an der blauen Linie, Mikael Granlund (Nashville Predators) auf dem rechten Flügel und gleich zwei Spielern im Slot: Teemu Hartikainen unmittelbar vor dem Tor, Jere Sallinen etwas versetzt dahinter. Allerdings zeigte US-Goalie Jeremy Swayman (Boston Bruins), warum er einer der besten Torhüter bei dieser WM ist, und entschärfte teils hochkarätige Chancen.
Im weiteren Verlauf glänzten beide Mannschaften mit diszipliniertem Defensivhockey, was viele geblockte Schüsse und hartes Spiel an den Banden beinhaltete.
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Kurz vor der ersten Pause kam Finnland doch zum Ausgleich: Heiskanen stach von links in den vollbesetzten Slot und hob den Puck mit der Rückhand über die Schulter von Swayman unter die Latte zum 1:1 (17.).
Im zweiten Drittel konnte das Powerplay der USA nichts gegen das beste Penalty Killing bei dieser WM ausrichten (100 Prozent Erfolgsquote). Als Suomi erneut die Überzahl-Reihen aufs Eis schicken durfte, jagte Manninen die Scheibe aus dem linken Faceoffkreis präzise in den rechten Winkel (25.).
Daraufhin versuchten die Finnen, ihr Spiel mit Ruhe durchzubringen, die Vereinigten Staaten hielten mit Härte dagegen und versuchten so, wieder einen Fuß in die Türe zu bekommen. Allerdings fand das US-Team in der Offensive kaum noch statt. Aus dem Nichts der Ausgleich: Sean Ferrell skatete vom rechten Flügel in die Mitte und traf mit einen von mehreren Spielern verdeckten Schuss zum 2:2 ins rechte Kreuzeck (27.).
In Folge dessen nahm die Partie wieder spürbar an Fahrt auf. Finnland startete eine Drangphase, schnürte die USA in der Offensivzone fest und ging erneut in Führung: Der ehemalige NHL-Verteidiger Sami Vatanen sprintete von der linken Bahn ins Zentrum und schlenzte den Puck durch den Verkehr vor dem Tor hindurch zum 3:2 (30.).
Spielstarke Finnen dominierten weite Strecken dieser Partie. Erst kurz vor dem Ende des zweiten Durchgangs meldeten sich die Amerikaner mit einer starken Phase zurück und trugen so zu einem unterhaltsamen und spannenden Spiel bei.
Auch im Schlussabschnitt war Suomi die aktivere Mannschaft und erhöhte unmittelbar nach Ablauf eines Powerplays auf 4:2: Dieses Mal fand Joel Armia eine Lücke und jagte die verdeckte Scheibe aus halbrechter Position in die Maschen (46.).
Die USA musste damit schon früh aufmachen und startete sofort wütende Angriffe. Olkinuora stellte seine Extraklasse ein ums andere Mal unter Beweis. Gleichzeitig musste aber auch Swayman bei punktuellen Gegenangriffen wachsam bleiben.
In den letzten fünf Minuten wurde es noch einmal richtig heiß, denn die Vereinigten Staaten warfen noch einmal alles nach vorne, zogen aggressiv mit vielen Spielern vors Tor und erhöhten den Druck. Bei noch 3:52 Minuten auf der Uhr verließ Swayman erstmals seinen Arbeitsplatz für einen zusätzlichen Angreifer.
2:51 vor dem Ende schöpften die US-Boys wieder Hoffnung: Mit Direktpässen wanderte der Puck im Dreieck über T.J. Tynan (Los Angeles Kings) und Matt Boldy (Minnesota Wild) zu Gaudette, der per Tunnel auf 3:4 verkürzte (58.). Die Amerikaner versuchten noch einmal alles, doch hielt das finnische Bollwerk stand.
Zum Spieler des Spiels wurde Heiskanen ausgezeichnet - der Offensivverteidiger der Dallas Stars sammelte drei Scorerpunkte (ein Tor, zwei Assists).
Finalspiele am Sonntag
Die Finalspiele steigen am Sonntag: Um 14.20 Uhr (MESZ) findet das Spiel um Bronze zwischen den USA und Tschechien statt, um 19.20 Uhr (MESZ) ist Beginn des großen Finales um die Gold- und Silbermedaille zwischen Finnland und Kanada.