Ein Schritt zurück bringt Howard vorwärts
Für Red Wings Torhüter Jimmy Howard zahlt es sich aus, tiefer im Tor zu stehen und weniger aggressiv zu spielen
von Kevin Woodley / NHL.com Korrespondent
Jimmy Howard beendete die vergangene Saison als Backup der Detroit Red Wings nachdem er seinen Stammplatz an Petr Mrazek verloren hatte. Im Sommer bemerkte er, dass er etwas ändern muss, damit er nicht noch weiter fällt.
Als Howard, der vor nicht allzu langer Zeit im Gespräch um den aggressivsten NHL-Torhüter war, einen Rückschritt machte und sein Spiel untersuchte, entschied er sich dazu, auch im Tor ein oder zwei Schritte zurück zu machen. Drei Monate, nachdem er diese Änderungen vornahm und sechs Wochen nach Saisonbeginn, erntet Howard die Früchte. Sein Gegentorschnitt ist mit 1,76 der sechstbeste der Liga. Seine Fangquote liegt mit 0,943 ligaweit auf dem fünften Rang.
"Ich habe mir gesagt, 'OK wenn du weiterspielen willst, nicht nur in Detroit sondern in der National Hockey League, dann musst du etwas ändern"', sagte Howard. "Ich wollte wieder spielen, jeden Abend im Kasten stehen, also habe ich in den Spiegel gesehen und sagte, 'dieses Spiel entwickelt sich; es wird sehr, sehr schnell, also muss ich mich ändern und mich selbst besser positionieren, nicht nur um einen Save zu machen, sondern wenn nötig auch einen zweiten oder dritten,' und eines davon war es, etwas weniger aggressiv im Tor zu sein."
Es gab einige weitere Änderungen, so zum Beispiel ein größerer Fokus auf die Pfosten, doch der größte Unterschied, zu Howards schlechtesten Fangquote seiner Karriere im vergangenen Jahr (0,906) und der der vergangenen drei Saisons (0,909), ist im Torraum. Er wagt sich bei Kontern nicht mehr über die blau eingezeichneten Markierungen vor seinem Tor.
"Ich komme immer noch raus, aber nicht mehr so weit wie früher. Ich war super aggressiv", erklärte Howard. "Es erlaubt mir von einem Punkt von einer Seite des Torraums auf die andere zu kommen. So stehen meine Füße immer richtig und ich bin bereit für den Schuss."
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Auch wenn das wie nur eine kleine Änderung scheint, darf man nicht unterschätzen, wie viele Mühen es den 32-jährigen Howard, der elf Jahre lang anders spielte, gekostet hat.
"Um ehrlich zu sein, war die Umstellung nicht einfach. Besonders als wir in die Vorbereitungsspiele gegangen sind, dachte ich, dass die viel zu viel Tor zum schießen haben", erzählte Howard. "Es war wie eine mentale Blockade die ich erst durchbrechen musste. Es ist schwer, sich zurückzulehnen und das Spiel kommenzulassen, besonders, wenn du nicht so groß bist wie die anderen Typen in der Liga."
Mit nur 185 cm fühlte ich mich zuerst, als ob ich zu viel Netz gebe und sie einfach an mir vorbeischießen können. Doch dann habe ich mich im Training immer besser daran gewöhnt. In den Vorbereitungsspielen habe ich dann gemerkt, dass ich nicht nur mehr Zeit habe, um von Punkt A zu Punkt P zu kommen, ich konnte das Spiel auch besser lesen."
Wenn man Howard nun beobachtet, erkennt man, dass er viele seiner Saves im Stehen macht. Er macht seinen Größennachteil dadurch wett, dass er sich seltener auf die Knie wirft. Das ist ein weiterer Vorteil davon, tiefer zu spielen.
"Es fühlt sich so an, dass die Extrasekunde, in der ich lesen und die Information verarbeiten kann, mir bessere Entscheidungen ermöglicht", sagte er. "Ich kann die Schüsse besser aus den Schlägern lesen -- oder Pässe."
Die Siege wollten sich für Howard noch nicht durchgehend einstellen. Seine Bilanz liegt bei aktuell 5-5-0. In seinen zehn Starts haben die Red Wings lediglich 17 Tore erzielt, zwei Mal verloren sie mit 1-0. Wenn man von den mit dieser Position üblichen Aufs und Abs, die sich mit der Dauer einpendeln werden, absieht, kann man unzweifelhaft herausstellen, dass er heute wie ein ganz anderer Torhüter wirkt.
Er macht kürzere Bewegungen aus einer tieferen Position und fängt damit Pässe ab. Howard hat mehr Kontrolle und mehr Zeit, um Schüsse festzuhalten, anstatt sie abtropfen zu lassen. Dadurch lässt er viel weniger Rebounds zu.
"Er macht in diesem Jahr viel mehr Saves mit seinem Körper als früher, wo er zeitweise etwas unsicher wirkte", erklärte Jeff Salajko, der in seinem ersten Jahr Torwarttrainer der Red Wings ist und zuvor drei Jahre lang Torwarttrainer des Farmteams aus der American Hockey League, den Grand Rapids, war. "Er könnte immer noch diese Highlight Saves wie früher machen, daran habe ich kein Zweifel. Er hat goldene Hände und ist ein Athlet. Aber jetzt muss er das nicht mehr."
Bereits im Sommer spielte Howard mit der Idee, tiefer im Tor zu stehen, doch erst Ende August, im Network Goaltending Camp in Madison, Wisconsin festigte sich der Entschluss. Er sah den 188 cm großen Jake Allen, die Nummer 1 der St. Louis Blues und bemerkte, wie Allen mit seinem tiefen Stellungsspiel Spielzüge managen kann.
Howard fokussierte sich zusammen mit Salajko, der ebenfalls im Network Camp war, darauf. Beide lobten die außerordentliche Fußarbeit, die ihm der ehemalige Red Wings Torwarttrainer Jim Bedard eingeträufelt hatte. Dadurch wird die Transition einfacher.
Diese Bewegungen sind von weiter hinten einfacher.
"Ich habe immer noch viele Saves gemacht", erklärte Howard, "also habe ich mir gedacht, spiel etwas cleverer und nicht härter. Spiele weniger aggressiv und schau wie es funktioniert."