Zu Beginn der Saison musste man sich Sorgen machen um die Edmonton Oilers. Das Team mit dem vielleicht besten Duo im Eishockey auf dem Planeten kam nicht richtig in Schwung. Doch jetzt ist alles anders. Die Oilers eilen von Sieg zu Sieg, was sich auch in der Tabelle ausdrückt. Das jüngste Opfer waren die Calgary Flames. Beim 5:1-Heimsieg am Dienstagabend (Ortszeit) war bei Edmonton wieder einmal auf Leon Draisaitl und Connor McDavid Verlass. Und erneut schwangen sich die beiden mit ihren Leistungen in historische Dimensionen auf.

Draisaitl (drei Tore) und McDavid (fünf Vorlagen) sorgten quasi im Alleingang dafür, dass die jüngste Ausgabe der "Schlacht um Alberta" zu einer einseitigen Angelegenheit wurde. Dazu kam noch eine solide Leistung von Connor Ingram im Tor (18 Saves) – fertig war die vorweihnachtliche Bescherung. 8-2-1 lautet nun die Bilanz der Oilers in den vergangenen elf Partien. 44 Punkte haben sie auf dem Konto, was zu der kuriosen Konstellation führt, dass Edmonton zur Weihnachtspause gemeinsam mit den Anaheim Ducks und den Vegas Golden Knights punktgleich an der Spitze der Pacific Division steht.

Draisaitl jagt Gretzky und Kurri

„Das ist ein Trend bei uns über die letzten paar Wochen. Wir spielen konstant gut Eishockey. Jeder trägt seinen Teil dazu bei. Wenn das passiert, sind wir schwierig zu kontrollieren. Wir wollen ein Playoffteam sein. Wenn man so in die Saison startet wie wir, dann ist niemand glücklich. Wir wissen, dass wir besser sind. Jeder hat sich gesteigert. Das wollen wir fortsetzen“, sagte der Kölner nach dem Spiel gegen Calgary. Er hat nun in seiner NHL-Karriere 419 Tore erzielt und damit Glenn Anderson (417) in der ewigen Bestenliste der Oilers auf Platz drei verdrängt. Lediglich Wayne Gretzky und Jari Kurri sind noch vor ihm. Es war der neunte Hattrick in der regulären Saison für den Deutschen. Draisaitl verbuchte damit die Saisontore 18, 19 und 20, womit er noch vor Weihnachten einen Haken hinter die zehnte 20-Tore-Saison in seiner Karriere machen kann. Damit hat er die meisten in der Geschichte der Franchise, zusammen mit Kurri, McDavid, Anderson und Mark Messier. Gleichzeitig war es für ihn das 70. Spiel in der NHL mit zwei Toren oder mehr. Damit hat er, gemeinsam mit Messier, die viertmeisten in der Historie der Oilers. Vor ihm sind nur noch Anderson (76), Kurri (104) und Gretzky (137).

CGY@EDM: Draisaitl erzielt einen Hattrick mit PPGs in jedem Drittel

Dass es, was das Toreschießen betrifft, bei den vergangenen Auftritten nicht so geklappt hat, hat ihn offenbar nicht aus der Ruhe gebracht. „Ich bin zufrieden, solange ich Chancen für die Mitspieler kreiere. Ich war nie im Panikmodus, nur weil ich sechs, sieben Spiele nicht getroffen habe, aber das kommt wieder“, meinte Draisaitl. Auch McDavid ist von den Qualitäten seines Teamkollegen überzeugt: „Ich weiß, dass er gut Eishockey spielen will. Das ist alles, was für ihn zählt. Er wird auch wieder treffen. Das ist unausweichlich. Er hat so viel Talent.“ Das klingt fast schon wie eine Drohung für die Gegner.

McDavid der Top-Vorbereiter

Apropos McDavid. Er bereitete alle fünf Treffer der Oilers gegen Calgary vor uns sorgte damit dafür, dass er selbst auch wieder in historische Höhen entschwebte. Zum dritten Mal in seiner Karriere hat er in einem Kalendermonat 30 Scorerpunkte gesammelt, womit er im ewigen Vergleich gemeinsam mit Steve Yzerman und Jaromir Jagr die fünftmeisten in der NHL hat. Besser waren lediglich Gretzky (36), Mario Lemieux (14), Phil Esposito (4) und Bryan Trottier (4). Der Kanadier hat sich mit 67 Punkten an die Spitze der Scorerliste gesetzt. Er ist der erste Spieler seit der Saison 1995/95, der mit 67 oder mehr Punkten in die Weihnachtspause geht. Damals haben das Lemieux (76) und Jagr (68) erreicht. Zum fünften Mal in seiner Karriere geht er als punktbester Spieler (auch geteilt) in die Weihnachtspause und hat damit mit Lemieux gleichgezogen. Die beiden liegen seit 1972/73 gemeinsam auf Platz zwei hinter Gretzky (9). 1971 fanden in der NHL bislang zum letzten Mal Spiele an Weihnachten statt.

„Wir haben das ja schon oft gesehen bei ihm in seiner Karriere. Er hat gerade echt einen Lauf, ein gutes Gefühl. Wenn das passiert, macht es keinen Spaß, gegen ihn anzutreten“, befand Draisaitl. Es darf nicht verwundern, dass McDavids fünf Vorlagen noch für etliche weitere Rekorde gut waren. Zum sechsten Mal hatte er in diesem Dezember ein Spiel mit mindestens drei Punkten, womit er seine persönliche Bestleistung aus dem März 2024 für einen Kalendermonat eingestellt hat. Zum 58. Mal in seiner Karriere gelangen McDavid drei Vorlagen in einem Spiel – damit hat er mit Joe Thornton gleichgezogen und steht in der ewigen Rangliste auf Platz 13. Zum 45. Mal hatte er in seiner Karriere ein Spiel mit vier Punkten, womit er in der ewigen Rangliste der Oilers gemeinsam mit Kurri auf Platz zwei steht. Gretzky führt diese Statistik mit 158 an. Zum 13. Mal in seiner Karriere kam er in einer Partie auf vier Vorlagen, womit er in der ewigen Bestenliste mit Bobby Orr auf Platz sieben gleichgezogen hat. Und zum zweiten Mal in seiner NHL-Laufbahn gelangen McDavid fünf Assists in einem Spiel. In dieser Statistik liegt er in der Oilers-Historie mit Draisaitl und Paul Coffey auf Platz zwei hinter Gretzky (12).

CGY@EDM: McDavid liefert die Vorlagen für alle Tore beim 5:1-Sieg gegen die Flames

Zurück in der Erfolgsspur

Bei solchen Zahlen würden viele Trainer in der NHL bestimmt gerne mit Kris Knoblauch tauschen. Er hat das Team mithilfe seines dynamischen Duos wieder auf die Erfolgsspur gebracht. „Wenn man sich anschaut, wie das Team gerade spielt, dann muss man bei den beiden anfangen. Sie spielen extrem gut. Und das ist eine Untertreibung. Sie haben gerade jeder einen super Lauf. Vor allem in den letzten drei, vier Wochen“, meinte der Übungsleiter. Zu Beginn der Saison habe man viel Fluktuation im Kader gehabt. „Jetzt hat jeder seinen Platz im Team gefunden. Mit den Spielern, die aus Verletzungspausen zurückkommen, ist es einfacher. Jeder hat seine festen Partner in den Sturmreihen, da kann sich gut die Chemie aufbauen.“

Dass bei solchen Leistungen und Statistiken auch der Superstar selbst zufrieden ist, verwundert ebenfalls nicht: „Besser geht’s nicht. Die Special Teams waren super, bei Fünf gegen Fünf hat alles gepasst, wir haben kaum etwas zugelassen in der Abwehr, der Torwart hat super gespielt, das sind viele Dinge, die man gut finden kann“, sagte McDavid. Er selbst ziehe seine Energie vor allem aus dem Spielplan. „Der passt zu mir. Dadurch komme ich in einen guten Rhythmus. So fühlen sich die Spiele gut an.“ Die Oilers hatten im Dezember nur zweimal Spiele an aufeinanderfolgenden Abenden und ansonsten immer mindestens einen Tag Pause. Hinzukommt aus Sicht des Trainers, dass der schwierigste Teil des Spielplans mit Reisen an die Ostküste hinter dem Team liegt. Im Januar hat das Team elf Heimspiele. Ein Vorteil aus McDavids Sicht, den die Oilers nutzen müssen. „Das ist eine große Gelegenheit für das Team“, betonte er.

Direkt nach den Weihnachtsfeiertagen geht es für Draisaitl, McDavid und Co. weiter – erneut gegen Calgary, diesmal aber bei den Flames. Danach schließen sie das Jahr mit Spielen in Winnipeg und zu Hause gegen Boston ab. In der derzeitigen Form ist das auch eine Gelegenheit für McDavid, an seiner Punkteserie zu arbeiten. Er hat eine Elf-Spiele-Serie mit mindestens jeweils einem Punkt (12-19-31) am Laufen, aktuell die längste Serie in der NHL. Selbstverständlich, möchte man anfügen.

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