DEL-Frankfurt-Dominik-Bokk

International Ice ist die wöchentliche Serie von NHL.com/de mit Themen, die über das aktuelle Geschehen in der NHL hinausgehen und den Blick schwerpunktmäßig auf Spieler, Klubs und Nationalteams in Europa richten.
In dieser Ausgabe: Dominik Bokk glänzt beim DEL-Aufsteiger Löwen Frankfurt

Der NHL-Erstrunden-Draftpick Dominik Bokk hat nach einigen schwierigen Jahren sein Glück gefunden. Im Sommer wechselte der Angreifer innerhalb der PENNY DEL zum Aufsteiger Löwen Frankfurt, bei denen er seitdem mit überragenden Leistungen von sich reden macht. Mit 41 Punkten (18 Tore, 23 Assists) aus 36 Spielen führt er die Scorerwertung der Liga an. Seine Plus-Minus-Bilanz von +21 bedeutet ebenfalls Platz eins in der obersten deutschen Spielklasse.
Bokk macht keinen Hehl daraus, dass er sich in seinem neuen Umfeld pudelwohl fühlt. "Es ist megacool hier. Ich wusste aus der letzten Saison, dass Frankfurt tolle Fans hat. Das hat sich gleich im ersten Heimspiel gegen Mannheim bestätigt", sagte er in einem Interview auf Magenta Sport. Mit seinen Teamkollegen versteht er sich ebenfalls prächtig. "Es macht riesigen Spaß, seit wir am 1. August zusammen angefangen haben. Die Truppe ist immer gut drauf und macht auch auf dem Eis einen hervorragenden Job", betonte der 22-Jährige.

Bokk in Europe

Nachdem der Schweinfurter beim NHL Draft 2018 an Gesamtposition 25 von den St. Louis Blues ausgewählt wurde, begann für ihn eine Odyssee. Sie führte ihn über die Stationen Växjö Lakers HC, Rögle BK, Djurgårdens IF, Chicago Wolves und Eisbären Berlin nach Frankfurt. Die NHL-Rechte an Bokk liegen mittlerweile bei den Carolina Hurricanes. Sie erwarben diese im September 2019 bei einem Trade mit den Blues. Richtig Fuß fassen in Nordamerika konnte der talentierte Stürmer bislang nicht. Bei den Wolves, dem AHL-Kooperationspartner der Hurricanes, kam er in 61 Partien zum Einsatz und erzielte 28 Punkte (12 Tore, 16 Assists). Für eine Berufung in den NHL-Kader reichten seine Darbietungen jedoch nicht.

Während der Saison 2021/22 wurde er an die Eisbären ausgeliehen, bei denen ein Aufwärtstrend bei Bokk unverkennbar war. In 14 Hauptrunden-Spielen sammelte er elf Punkte und in seinen zwölf Auftritten in den Playoffs verbuchte er drei Zähler. Am Ende holte er mit Berlin den Meistertitel. Dennoch zog es ihn weiter nach Frankfurt.
Der Wechsel machte sich in jeder Hinsicht bezahlt. Von Beginn an gehörte Bokk bei den Löwen zu den Leistungsträgern. Von Trainer Gerry Fleming erhielt er einen großen Vertrauensvorschuss, den er prompt zurückzahlte. Der Rechtsschütze bildete in der ersten Saisonphase mit den früheren NHL-Profis Carter Rowney und Brendan Ranford die Top-Reihe der Löwen. Wegen einer Verletzung von Ranford wurde das Erfolgstrio zwar gesprengt. Trotzdem blieb der Neuling auf Kurs. Die Frankfurter haben sogar gute Chancen, sich direkt für die Playoffs in der DEL zu qualifizieren.
Dass ihm Coach Fleming gewisse Freiheiten einräumt, kommt Bokk nach eigenen Angaben sehr zupass. "Das ist unheimlich wichtig für mich und hilft mir enorm. Natürlich haben wir einen Matchplan, den auch ich einhalten muss. Als Stürmer der ersten Reihe ist es meine Aufgabe, vorne möglichst viele Chancen zu kreieren. Das funktioniert richtig gut", erläuterte er.
Besonders auffällig ist die Kaltschnäuzigkeit, mit der Bokk in dieser Saison vor dem gegnerischen Tor zu Werken geht. Das habe ihn selbst ein wenig überrascht, gab er unumwunden zu. "In den letzten Jahren hatte ich eher Probleme beim Abschluss. Das lag daran, dass ich häufig noch einen Pass spielen wollte, anstatt selbst zu schießen. Das habe ich versucht zu ändern."
Seine Erfolge in der Liga brachten ihm im November eine Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft ein. Bei zwei von drei Spielen beim Deutschland Cup trug er das Trikot der DEB-Auswahl, die sich den Turniersieg holte.
Seinen Traum von der NHL will Bokk noch nicht begraben, auch wenn er seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr zu den Hurricanes gehabt habe. "In der NHL anzukommen, ist nach wie vor mein Ziel. Jetzt bin ich aber erst einmal voll auf die Saison mit Frankfurt fokussiert. Was danach passiert, wird man sehen", ließ er zu seinen Zukunftsambitionen wissen. Sein Vertrag in Carolina läuft zum Saisonende aus und Bokk wird dann zum restricted Free Agent, das heißt seine Rechte verbleiben bei den Hurricanes.
Den Scouts der NHL in Europa werden die bemerkenswerten Vorstellungen von Bokk sicherlich nicht verborgen geblieben sein, selbst wenn es daraufhin noch nicht zu einer direkten Kontaktaufnahme gekommen ist.