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In den Halbfinals der IIHF-WM 2023 setzte sich Kanada am Samstagnachmittag gegen Lettland durch und in der Abendbegegnung bezwang Deutschland in einem Eishockeykrimi die USA. Das Endspiel um den Weltmeistertitel findet am Sonntag in der Nokia Arena von Tampere, Finnland statt (19:20 MESZ). Zuvor bestreiten die USA und Co-Gastgeber Lettland das Spiel um Bronze (14:20 MESZ).

USA - Deutschland 3:4 n.V. (2:2/1:0/0:1/0:1)

Wenn die deutsche Mannschaft bei der diesjährigen Eishockey-WM antritt, dann ist für Furore gesorgt. Besonders schwache Nerven sollte man dabei nicht haben, wenn man es mit ihr hält, denn in ihrer Ruhe liegt die Kraft, die sie aufs Eis bringt. So war es auch in der Halbfinalpartie gegen die USA, in der Deutschland zweimal in Rückstand geriet, ehe es sich zurückmeldete und, nach dem Ausgleich in der vorletzten Spielminute, in der Verlängerung das bessere Ende für sich hatte. Zum ersten Mal in der WM-Geschichte steht eine deutsche Mannschaft im Finale. Silber ist ihr bereits sicher.

"Es ist unglaublich dieses Gefühl, diese Truppe hat verdient etwas in den Händen zu halten. Ich bin stolz Teil dieses Ganzen zu sein. Das wir immer wieder zurückkämpfen, mentale Stärke zeigen. Diese Truppe glaubt immer an sich. Wer jetzt kein Eishockey Fan ist", freute sich Marcel Noebels.

Trainer Harold Kreis konnte es kurz nach Spielschluss immer noch nicht fassen: "Es war in greifbarer Nähe und jetzt sind wir wirklich im Finale. Das ist unglaublich. Ich zwick mich immer wieder. Ich habe alle Spieler umarmt. Es ist eine unglaubliche Geschichte, die noch nicht zu Ende ist."

Frederik Tiffels avancierte mit seinem Tor in der 8. Minute der 3-gegen-3-Overtime zum Matchwinner der DEB-Auswahl. Er zog von der linken Seite, knapp unterhalb des Bullypunktes ab und netzte rechts oben, an US-Torwart Casey DeSmith (22 Saves) vorbei, zum 4:3 ein.

"Unbeschreibliche Momente, nach dem Siegtor. Die Feier war einfach brutal. Sie sind alle einfach rein gesprungen und ich habe kaum Luft bekommen. Einfach geil. Wir genießen den Moment", so der Siegtorschütze.

Nach einem solchen Happy End der Deutschen hatte es zunächst gar nicht ausgesehen.
Die USA startete mit viel Druck ins Spiel, profitierte davon, dass ihnen die deutschen Spieler in der neutralen Zone zu viel Raum ließen und ihnen damit das Kombinieren erleichterten. Es dauerte gerade einmal 71 Sekunden, ehe Alex Tuch am langen Pfosten aus kurzer Distanz das 1:0 markierte. Noch keine vier Minuten waren absolviert als Rocco Grimaldi auf 2:0 erhöhte.

Doch wer zu diesem frühen Zeitpunkt glaubte, es werde eine klare Angelegenheit für die Nordamerikaner, der sah sich getäuscht. Das Team von Coach Kreis meldete sich noch im ersten Spielabschnitt zurück und profitierte hierbei von einer Strafe gegen Patrick Brown, der wegen Beinstellens auf der Strafbank Platz nehmen musste. Die Chance mit einem Mann mehr auf dem Eis, nutzte Deutschland konsequent aus. Die Scheibe landet über Dominik Kahun bei Daniel Fischbuch, der von der blauen Linie abzog. Vor dem Kasten der USA versucht Tiffels dem US-Goalie die Sicht zu nehmen und fälscht den Puck, durch die Schoner von DeSmith über die Torlinie zum 2:1 (13.). Die Mannen von Kreis bekamen in dieser Phase der Partie die Oberhand und knapp vier Minuten vor der zweiten Pause schloss Maksymilian Szuber die tolle Vorarbeit von John Peterka und Nico Sturm mit dem Ausgleichstreffer ab (17.).

Zu Beginn des zweiten Durchgangs schaffte es Deutschland nicht aus einer 5-gegen-3-Überzahlsituation Kapital zu schlagen. Anschließend hatte die USA deutlich mehr Spielanteile. Die DEB-Auswahl kämpfte mit Problemen beim Spielaufbau, fand nur selten zu ihrem Spielfluss, doch der unbedingte Siegeswille war jederzeit zu spüren. Das Tor zur erneuten Führung der USA lag in der Luft. Michael Eyssimont schoss es mit seinem zweiten Nachschuss in der 29. Minute. Es sollte dank Matthias Niederberger im Kasten der Deutschen der einzige Treffer in diesem Drittel und das letzte Tor der Nordamerikaner in dieser Begegnung bleiben.

Ein Schuss von Kahun, den DeSmith in der 46. Minute pariert war der Auftakt zum Endspurt der Deutschen, während dessen Jonas Müller aus halblinker Position das Quergestänge trifft. Als sich die Partie dem Ende näherte und Niederberger sein Tor bereits zu Gunsten eines weiteren Feldspielers verlassen hatte, war es Marcel Noebels vorbehalten 83 Sekunden vor dem Ertönen der Schlusssirene das 3:3 zu erzielen und für das Overtime-Herzschlagfinale zu sorgen.

"Viele Leute haben uns vor der WM bereits abgeschrieben, denen haben wir es gezeigt. Wir haben eine Medaille sicher und wir wollen noch mehr. Wir waren überwältigt von unseren eigenen Erwartungen und Emotionen, sind aber schnell wieder zurück ins Spiel gekommen. Jeder auf der Bank hat in jeder Sekunde daran geglaubt. Jetzt sind wir 60 Minuten davon entfernt Weltmeister zu werden. Das letzte K.O. Spiel, wollen wir jetzt auch noch gewinnen", blickt Moritz Seider bereits nach vorne.

Kanada - Lettland 4:2 (0:1/1:1/3:0)

Mit Lettland musste sich der zweite Überraschungs-Halbfinalist dem Favoriten geschlagen geben. Team Kanada entschied die Partie für sich und steht zum vierten Mal hintereinander in einem WM-Endspiel. Die Kanadier hatten lange Zeit ihre liebe Mühe mit den Letten, konnten aber im Schlussdrittel gegen den aufopferungsvoll verteidigenden Gegner einen Zahn zulegen.

Adam Fantilli brachte mit einem wunderschönen Tor die Kanadier gut elf Minuten vor Spielende erstmals in Front. Der 18-Jährige, der beim diesjährigen NHL Draft zur Auswahl steht, tanzte Ralfs Freibergs aus und ließ dann mit einem fulminanten Schuss dem lettischen Schlussmann Arturs Silovs (32 Saves) keine Abwehrchance. Den Treffer zum 4:2-Endstand markierte Scott Laughton per Empty Netter als noch 43 Sekunden auf der Uhr standen.

Silovs hielt mit seinen Paraden die Letten lange Zeit im Spiel, in dem sie den besseren Start erwischt hatten. Dans Locmelis ließ sie mit der 1:0-Führung in der neunten Minute von einer Finalteilnahme träumen und auch nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich der Kanadier durch Samuel Blais (36.) waren die Balten nicht um eine Antwort verlegen. 66 Sekunden später gab Rudolfs Balcers dem kanadischen Schlussmann Samuel Montembeault (20 Saves) erneut das Nachsehen und brachte die Letten in Front. Mit dem knappen Vorsprung verabschiedeten sich die Kontrahenten in die Kabine.

Die Pausenpredigt des kanadischen Trainers Andre Tourigny verfehlte seine Wirkung nicht. Es waren gerade einmal 45 Sekunden im Schlussabschnitt absolviert, als Jack Quinn das 2:2 erzielte. Ein echter Wirkungstreffer! Die Letten gaben zwar zu keinem Zeitpunkt auf, mussten sich aber eingestehen, dass der Titelfavorit mit zwei weiteren Toren im Schlussspurt eine Nummer zu stark war.