Jack Eichel von den Vegas Golden Knights galt schon seit seiner NHL-Premiere in der Saison 2015/16 als einer der Top-Spieler der Liga. Der Second-Overall-Pick (2015 von den Buffalo Sabres ausgewählt) aber musste bis zu seinem 26. Lebensjahr warten, um in den Stanley Cup Playoffs spielen zu können. Gleich in seinem ersten Playoff-Run könnte jetzt der ganz große Erfolg winken. Eichel geht die Stanley Cup Finals mit Gelassenheit und Demut an und könnte der Unterschiedsspieler sein, den die Golden Knights für die Meisterschaft brauchen.

Verletzung, Trade, Playoff-Premiere: Eichels schwerer Weg ins Stanley Cup Finale

Hinter Eichel liegen schwere Jahre: Der Mittelstürmer trug erst den Neuaufbau bei den Buffalo Sabres als Kapitän mit und zog sich in der Saison 2020/21 eine Nackenverletzung zu, die operiert werden musste. Da mit seinem damaligen Team keine Einigung über die Behandlungsmethode erzielt werden konnte, wurde er von Buffalo nach Vegas getradet. Es folgte eine Halswirbel-OP und eine lange Zwangspause. Zwischen 2020 und 2022 absolvierte Eichel zusammengerechnet nur 55 Spiele für die Sabres und Golden Knights.

"Ich hatte mit der einen oder anderen Herausforderung zu kämpfen, aber das hat wohl jeder Spieler in seiner Karriere mal. Wenn ich zurückblicke, dann sehe ich, was ich durchgemacht habe, aber das war es wert", sagte Eichel am Media Day vor dem Stanley Cup Finale 2023.

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Halt gab dem US-Amerikaner in dieser schweren Zeit sein Teamkollege Mark Stone, der sich der gleichen Operation unterziehen musste. "Es war gut, mit Stoney darüber reden zu können. Es hat mir sehr geholfen, jemanden zu haben, der ähnliche Erfahrungen hatte", so Eichel.

In seiner ersten vollen Saison in Vegas zeigte der 1,88 Meter große Rechtsschütze seine Fähigkeiten: Mit 66 Punkten (27 Tore, 39 Assists) in 67 Spielen schloss Eichel als Top-Scorer der Golden Knights ab und transportierte diese Formstärke auch in die Playoffs, wo er mit 18 Punkten (sechs Tore, zwölf Assists) aus 17 Partien erneut der beste Scorer seines Teams ist.

Gleich in seinen ersten Stanley Cup Playoffs drang Eichel ins Stanley Cup Finale vor. Eine unglaubliche Reise, wie er selbst zugeben muss: "Es hat Spaß gemacht und war eine tolle Erfahrung", so der 26-Jährige. "Es ist surreal. Ich habe gelernt, nichts für selbstverständlich zu nehmen. Zuvor hatte ich die Erfahrung gemacht, wie schwer es ist, überhaupt in die Playoffs zu kommen. Wir haben tolles Hockey gespielt, und ich wollte mein bestes Spiel zeigen, insbesondere zu diesem Zeitpunkt der Saison. Aber es hat jeder in dieser Mannschaft seinen Teil beigetragen. Ich habe ein gutes Gefühl bei unserer Mannschaft."

Smith: "Eichel ist ein Unterschiedsspieler"

Und die Mannschaft hat wiederum ein gutes Gefühl bei Eichel.

"Er ist so ein talentierter Eishockeyspieler", sagt Stürmer Reilly Smith über Eichel. "Er ist einer dieser Spielertypen, den es in dieser Liga nicht oft gibt. Er ist ein Unterschiedsspieler. Sein kräftiger Antritt, seine Stocktechnik und seine Qualitäten im 1-gegen-1 zählen zu den Top 5 in dieser Liga. Wenn du so einen Spieler in deinen Reihen hast, dann kann das insbesondere in engen Spielen den Unterschied ausmachen."

Top-Momente während der Playoffs der Golden Knights

Auch Eichels Reihenkollege Ivan Barbashev stimmt mit ein: "Er war enorm wichtig für uns. Nach dem Trade wusste ich nicht, was mich erwarten würde. Dann wurde ich mit Jack und Marchy (Jonathan Marchessault) in eine Reihe gestellt. Ich musste erst mein Spiel finden und wollte auch gut für sie spielen. Sie haben mir sehr geholfen."

Eichel genießt aber nicht nur auf dem Eis, sondern auch in der Kabine hohes Ansehen. "Als er zu uns gekommen ist, hat er sich toll integriert", erinnert sich Smith. "Es ist eine unserer großen Stärken, dass wir keine Egos haben. Jeder zieht am selben Seil. Auch er wollte nach dem Wechsel sofort ein Teil dieser Mannschaft sein und so oft wie lange wie möglich mit uns auf dem Eis sein."

Ruhe und Gelassenheit in außergewöhnlicher Atmosphäre

Genau wie seine Mitspieler geht auch Eichel die schwierigen Aufgaben der letzten Wochen mit möglichst viel Ruhe und Gelassenheit an. "Wir gehen es so locker wie möglich an und sind damit gut gefahren", so Eichel. "Wir wollen diese Momente genießen und aufsaugen, gleichzeitig aber auch nicht abheben."

Im Duell mit den Florida Panthers erwartet der Center ein "enges Rennen". Eines seiner Hauptaufgaben ist, den bislang überragenden Panthers-Torwart Sergei Bobrovsky zu knacken. "Er spielt gut für die Panthers und ist schon eine Weile ein richtig guter Torwart in dieser Liga. Wir müssen so viel Verkehr und so viele zweite Chancen um ihn herum kreieren wie möglich. Er ist ein sehr athletischer Torwart und kann den ersten Schuss in der Regel abwehren. Wir müssen ihn also bewegen, für Verkehr sorgen und viele Spieler zum Tor bringen."

Insbesondere in den ersten beiden Aufeinandertreffen sollen auch die Fans für einen großen Vorteil sorgen, denn: "Es ist verrückt hier. Es ist eine unglaubliche Atmosphäre mit besonderen Fans und in einer speziellen Arena", erklärt Eichel. "Es macht einfach Spaß."

Wiedersehen mit Kumpel Reinhart

Für einen gewissen "Fun-Factor" sorgt auch das Wiedersehen mit seinem Freund und langjährigen Mitspieler Sam Reinhart. Beide spielten sechs Jahre zusammen bei den Sabres und wohnten sogar zusammen. Während Eichel zu den Golden Knights getradet wurde, landete Reinhart als Free Agent bei den Panthers.

"Es ist cool, dass wir jetzt beide im Stanley Cup Finale stehen", sagt Reinhart. "Es wird Spaß machen, gegeneinander anzutreten, insbesondere nach allem, was wir durchgemacht haben. Wir haben viel Zeit zusammen verbracht, auf dem Eis und auch zu Hause. Wir kennen uns gut, er kennt meine Spielweise, ich kenne seine. Wenn man sich Jacks Arbeitseinstellung anschaut, dann ist es keine Überraschung, dass er jetzt hier ist."

Nach jeder Playoff-Runde schrieben sich beide Spieler kurze Textnachrichten hin und her. Doch Eichel betont: "Im Finale wird unsere Freundschaft aber pausieren müssen."