Seidenberg Blog: Vorfreude pur

Dennis Seidenberg hat als Höhepunkt seiner Karriere im Jahr 2011 als zweiter Deutscher den Stanley Cup gewonnen. Der heutige Entwicklungstrainer der New York Islanders wird in einer monatlichen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die erste Ausgabe 25/26:

Hier in Long Island hatten wir Anfang der Woche noch Sonne und 28 Grad. Kein Wetter also, um schon an Eishockey zu denken, doch das interessiert den NHL-Spielplan nicht. In Deutschland ist es eher schon herbstlich grau. Da passt es besser.

Aber ich genieße das Wetter und freue mich auf der anderen Seite, dass es wieder losgeht. So schön der Sommer ist, aber der Reiz einer NHL-Saison ist schon was Besonderes. Wir haben bei den New York Islanders das Trainingscamp abgeschlossen und starten positiv in die Saison.

Interessante News gab es von den Edmonton Oilers am Montag. Connor McDavid verlängert nur um zwei Jahre und verzichtet auf viel Geld. Leon Draisaitl bleibt damit der bestbezahlte Spieler der Franchise und in dieser Saison sogar der kompletten NHL. Vor einem Jahrzehnt noch undenkbar, dass das jemals passieren würde. Aber ich habe es schon oft an dieser Stelle geschrieben. Er hat es definitiv verdient und es gibt gar keine Worte dafür, was er leistet. Es sind jetzt weitere drei Jahre, in denen er mit McDavid den Stanley Cup holen kann. Es wäre ihm sehr zu gönnen.

Für die Oilers war es wichtig, die Personalie McDavid vor der Saison ad acta zu legen, denn es hätte die Kabine schon belastet, wenn das weiter im Raum gestanden hätte. Jetzt können sie sich voll auf die neue Aufgabe konzentrieren.

Wie die Oilers hatten auch die Florida Panthers den kürzesten Sommer. Sie sind weiter in der Euphorie ihrer Titelverteidigung. So sehr das einen pusht, so sehr ist es schwierig hungrig auf den Erfolg zu bleiben. Zusätzlich haben sie mit dem langfristigen Ausfall von Kapitän Aleksander Barkov zu kämpfen, und andere wie Matthew Tkachuk sind auch erst einmal außer Gefecht. Natürlich ist wieder mit ihnen zu rechnen, wenn sie in die Stanley Cup Playoffs einziehen, wovon ich ausgehe. Aber leichter wird es nicht, auch zum dritten Mal in Folge zu gewinnen, trotz ihres starken Kaders. Das gelang zuletzt den Islanders Anfang der 80er Jahre, was zeigt, wie schwierig es in dieser ausgeglichenen Liga mittlerweile ist.

Von Florida ist Nico Sturm zurück zu den Minnesota Wild gewechselt. Für ihn eine gute Entscheidung, da es die Heimat seiner Verlobten ist und er dort einen Wohnsitz hat. Besser kann es nicht sein. Das Team hat auch Chancen eine gute Rolle zu spielen, erst recht, wenn Stürmer Kirill Kaprizov gesund bleibt. Er wird Draisaitl in der nächsten Saison als den bestbezahlten NHL-Spieler ablösen. Ob er wirklich so viel besser ist, wird man sehen, wenn er einmal verletzungsfrei bleiben kann.

Eine wichtige Saison wird es für Philipp Grubauer, nachdem es im vergangenen Jahr nicht so lief und er wenig Spiele bekam. Aber so wie ich Grubi kenne, ist er ehrgeizig genug, die Wende zu schaffen. Der Torhüter ist natürlich von seinen Vorderleuten stark abhängig. Ich hoffe auch, dass die Seattle Kraken sich defensiv bessern können, damit Grubi mehr Chancen hat, sich auszeichnen zu können.

Interessant war außerdem der Wechsel von JJ Peterka von den Buffalo Sabres zu den Utah Mammoth. Er kommt dort in ein junges und sehr talentiertes Team, die schon in der vergangenen Saison mit engagiertem Eishockey an das Tor der Playoffs geklopft haben. Für JJ ist es ein Neuanfang, den er sicher nutzen kann, um einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung zu machen.

Und nicht nur zuletzt schaue ich mit besonderen Augen auf mein ehemaliges Team, die Boston Bruins, wo Marco Sturm jetzt sein Glück als NHL-Trainer versucht. Toll, dass wir jetzt einen deutschen Trainer in der NHL haben. Es ist ihm sehr zu gönnen, dass er Erfolg hat, nachdem er in den letzten Jahren unheimlich viel investiert hat. Aber die Bruins sind im Neuaufbau und die Erwartungen bei der Original Six ist trotzdem groß. Marco ist der richtige Mann für diesen Job, aber ich hoffe auch, dass er das nötige Glück hat und die Verantwortlichen in vielleicht schwierigen Momenten nötige Geduld aufbringen. Mein ehemaliger Verteidigungspartner Zdeno Chara ist zu den Bruins als Berater und Unterstützer zurückgekehrt. Das ist schon mal eine gute Sache.

Ich glaube es ist genug geschrieben. Lasst die Spiele beginnen! Ich werde euch auch in dieser Saison jeden Monat wieder meine Meinung zu aktuellen Themen kundtun. Ich freue mich darauf.