EDM Leon Draisaitl

Wieder schnupperten die Edmonton Oilers wieder ganz nah ran an den Gewinn des Stanley Cup. 2024 erreichten sie das späteste mögliche Aus in Spiel 7, 2025 ging es bis in Spiel 6. Jeweils mit demselben Ausgang: Am Ende jubelten die Florida Panthers. Der Western Conference Champion darf trotzdem stolz sein auf eine starke Saison - wenn auch ohne finale Krönung.

Gefühlslage „herzzerreißend“ und „verheerend“

„Niemand hat aufgegeben. Niemand hat das Handtuch geworfen“, sagte Kapitän Connor McDavid nach dem Aus. „Ich denke, dass viele Leute nicht erwartet haben, dass wir es so weit schaffen. Leider hat es wieder nicht gereicht. Sie haben eine Wahnsinnsmannschaft und sind nicht ohne Grund zwei Jahre in Folge der Stanley Cup Champion.“

„Es ist immer noch herzzerreißend und im Moment sehr schwer zu verarbeiten“, ist auch Trainer Kris Knoblauch erschüttert. „Wir waren vielleicht er Außenseiter in der L.A.-Serie sowie auch gegen Vegas und Dallas, aber es tut trotzdem weh und ich glaube nicht, dass dieses Gefühl bald nachlassen wird.“

„Die Lehre ist, dass wir nicht gewonnen haben. Es ist egal warum - wir haben nicht gewonnen und werden es im nächsten Jahr erneut versuchen.“

„Dass uns das zwei Jahre in Folge passiert, ist verheerend“, nahm auch Torwart Stuart Skinner kein Blatt vor den Mund. „Es gibt mit Sicherheit Lehren, die wir ziehen müssen, sowohl als Individuen als auch als Mannschaft.“

Die Gründe für das Aus

Für diese Analyse muss man bei einem Stanley Cup Finalisten schon ganz genau hinschauen und gewisse Statistiken auf die Goldwaage legen. Zieht man nur die Zahlen aus der Final-Serie heran, zeigt sich aber, dass die Oilers auf dem höchstmöglichen Niveau in allen Bereichen noch Luft nach oben haben.

Zwar erarbeitete sich Edmonton im Schnitt 35 Torschüsse pro Partie, erzielte aber nur 2,83 Tore/Spiel, was auf ein Effektivitätsproblem hindeutet. Die Defensive war angesichts von 4,67 sogar viel zu anfällig und bekam ihre Grenzen aufgezeigt. Hinzu kam, dass auch die Special Teams keinen Unterschied machen konnten, im Gegenteil: 17,4 Prozent Erfolgsquote im Powerplay sowie nur 69,6 Prozent im Penalty Killing bedeuten kumuliert nur 87 Prozent bei den Special Teams, was weit unter dem Richtwert von 100 Prozent für gute Special Teams liegt.

Schaut man auf die individuellen Leistungen der einzelnen Spieler, so blieben im Stanley Cup Finale doch einige hinter den Erwartungen zurück. Hier darf sich auch Superstar McDavid nicht ganz ausnehmen. Sieben Punkte klingen solide, allerdings war darunter auch nur ein einziger Treffer (1-6-7). Ryan Nugent-Hopkins, der im Western Conference Finale gegen die Dallas Stars (2-7-9) noch einer der Leistungsträger und Top-Scorer war, tauchte im Finale (1-1-2) regelrecht ab. Auch Stürmer wie Kasperi Kapanen (0-3-3), Connor Brown (0-1-1) oder Evander Kane (1-0-1), die Top-6-Rollen bekleideten, produzierten zu wenig. Trent Frederic (0-0-0) und Jeff Skinner (0-0-0) blieben gar komplett punktlos.

Warum also ging für die Oilers plötzlich so wenig? Eine ehrliche Antwort auf diese Frage lautet: Weil die Panthers es so wollten. Floridas Forecheck störte Edmontons Aufbau empfindlich. Immer wieder wurden die Kanadiern zu Fehlern gezwungen, was dazu führte, dass Spielzüge früh unterbrochen wurden oder keine Geschwindigkeit aufgenommen werden konnte. Waren die Oilers mal in der Offensivzone, verstanden es die Panthers-Verteidiger, sie aus dem Slot herauszuhalten („Outboxing“).

„Ihr Forecheck war großartig, sie haben das Eis beherrscht“, räumte McDavid ein. „Sie waren überall auf dem Eis einen Schritt schneller, wir haben nie wirklich einen Weg gefunden, Momentum zu bekommen. Wir haben immer und immer wieder dieselben Dinge versucht und sind dabei mit dem Kopf gegen die Wand gelaufen. Man muss sie loben, sie haben gut gespielt.“

Florida Panthers win the Stanley Cup

Auch Floridas Tiefe war ein Faktor, wie Edmontons Kapitän zugab: „Sie haben großartige Spieler. Wie viele Jungs von ihnen hatten mindestens 20 Punkte? Sie sind so tief, wie du dir es nur vorstellen kannst.“

In der Tat hatten die Panthers sechs Spieler mit mindestens 20 Scorerpunkten, bei den Oilers waren es nur deren vier.

Angesprochen werden muss auch das Goaltending, was bei den Oilers ein Dauerthema ist. Hier wurde der Unterschied zwischen dem Champion und dem „Vize-Meister“ deutlich: Im Finale hatte Floridas Sergei Bobrovsky eine Fangquote von 91,9 Prozent, während bei den Kanadiern weder Stuart Skinner (86,1 Prozent) noch Calvin Pickard (87,8 Prozent) den Unterschied ausmachen konnten.

Was für die Zukunft optimistisch stimmt

Edmonton weiß zwei der besten Spieler der Welt auch in der nächsten Saison in seinen Reihen: McDavid (26-74-100) und Draisaitl (52-54-106), zwei Superstars und Scoring-Monster, die jeweils dreistellig punkteten und gefühlt die gesamte Franchise und den Hockey-begeisterten Standort auf ihren Schultern tragen.

Zach Hyman, der im Stanley Cup Finale verletzt fehlte, hat noch Vertrag bis 2028 und bildet eine Achse mit McDavid (2026), Draisaitl (2033), Nugent-Hopkins (2029) und Abwehrrecke Mattias Ekholm (2026).

Spannend wird sein, für wie viel Offensivverteidiger Evan Bouchard, der in wenigen Tagen ein Restricted Free Agent wird, unterschreiben wird. Gut möglich, dass nach seiner Vertragsverlängerung Gehaltsspielraum fehlt, um die ebenfalls auslaufenden Connor Brown, Frederic, Kapanen, Corey Perry, Jeff Skinner, Derek Ryan und John Klingberg zu halten.

Mit einem Altersdurchschnitt von über 30 Jahren sind die Oilers die älteste Mannschaft in der NHL. Das weite Vordringen in den letzten Jahren hat nicht dafür gesorgt, dass Edmonton noch viele herausragende Talente in der Hinterhand hält. Die Hoffnungen ruhen diesbezüglich auf dem mobilen Verteidiger Beau Akey (20; NHL Draft 2023, 2. Runde, 56. Stelle), Zwei-Wege-Center Sam O’Reilly (19; Draft 2024, 1. Runde, 32. Stelle) und Goalie Eemil Vinni (19; Draft 2024, 2. Runde, 64. Stelle), die sicherlich keine Soforthilfen, sondern Perspektivspieler sind.

Den Kader wird General Manager Stan Bowman ohnehin eher mit Free Agents oder Trades ergänzen. Der Kern bleibt zusammen - und damit auch die Mentalität. „Wir haben immer noch viel Selbstvertrauen und Glauben“, betont McDavid.

Herzstück Draisaitl - Chance für Samanski

Leon Draisaitl ist das Herzstück der Oilers. Der 29-jährige Kölner gewann die Rocket Richard Trophy als Top-Torjäger der gesamten NHL (52 Treffer), zweitbester Torschütze im Powerplay (16 Überzahl-Treffer) und war drittbester Scorer der Liga (52-54-106). Auch in den Playoffs landete der wuchtige Mittelstürmer in der Scorerwertung (zusammen mit McDavid) ganz oben (11-22-33). Auch auf der größtmöglichen Bühne, dem Stanley Cup Finale, enttäuschte Draisaitl nicht, im Gegenteil: Eine 4-4-8-Ausbeute aus sechs Partien bedeuten einen Punkteschnitt von 1,33. Darunter waren zwei Overtime-Game-Winning-Goals. In den gesamten Stanley Cup Playoffs 2025 gelangen ihm vier Siegtreffer in der Verlängerung, was einen NHL-Rekord bedeutet.

Mit Josh Samanski wird sich ein neuer Deutscher in Edmonton vorstellen. Der 23-jährige Erdinger unterschrieb einen Entry-Level-Kontrakt über zwei Jahre bei den Oilers und wird im Training Camp im Sommer auf Herz und Nieren geprüft. Der 1,90 Meter große Stürmer empfahl sich bei den Straubing Tigers in der DEL für höhere Aufgaben. In 52 Spielen markierte er 40 Punkte (14-26-40), in den Playoffs kamen in sieben Partien noch einmal vier Punkte (2-2-4) hinzu.

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