The Dallas Stars celebrate the win against the San Jose Sharks at SAP Center on December 18, 2025 in San Jose, California. (Photo by Kavin Mistry/NHLI via Getty Images)

Es gibt Spiele in der NHL, die gewinnt man durch bloße Geschwindigkeit, und es gibt solche, die man durch pure Gewalt entscheidet. Und dann gibt es Abende wie diesen im SAP Center, an denen der Sieg eine Frage des Intellekts und der mentalen Stärke ist.

Die San Jose Sharks hatten am Donnerstag einen klaren Plan: Sie wollten das Eis in eine Arena des Chaos verwandeln, das Spiel wild machen und die Dallas Stars in einen offenen Schlagabtausch verwickeln. Doch die Texaner taten das, was ein Spitzenteam auszeichnet. Sie verweigerten die Annahme dieses Angebots.

Anstatt in Hektik zu verfallen, diktierten die Stars das Tempo nach ihren eigenen Vorstellungen. Wyatt Johnston, der mit zwei Toren zum entscheidenden Mann auf dem Eis avancierte, brachte die Strategie der Gäste auf den Punkt. Es ging nicht darum, schneller zu rennen als der Gegner, sondern darum, die Kontrolle zu behalten.

„Das Spiel zu beruhigen“, nannte Johnston als einen der Schlüsselfaktoren für den Erfolg. In einer Liga, die oft von Adrenalin getrieben ist, wirkte Dallas wie der ruhende Pol, der genau weiß, wann er zuschlagen muss. Diese abgeklärte Spielweise entzog den Sharks, die trotz Niederlage kämpferisch überzeugten, phasenweise den Nährboden für ihre Umschaltmomente.

Die Kunst der Entschleunigung

Die Fähigkeit, einem Spiel den eigenen Stempel aufzudrücken, ist oft der Unterschied zwischen einem Playoff-Anwärter und einem echten Titelkandidaten. San Jose versuchte immer wieder, Unruhe zu stiften, doch Dallas antwortete mit Struktur. Johnston betonte, wie wichtig es war, den Puck laufen zu lassen und sich nicht in Eins-Gegen-Eins Duelle verstricken zu lassen.

Diese mentale Reife zeigte sich besonders in den kritischen Momenten der Partie. Als San Jose durch Collin Graf oder Shakir Mukhamadullin herankam und die Halle laut wurde, blieben die Köpfe auf der Bank der Stars oben. Es gab keine Panik, keine überhasteten Aktionen. Stattdessen vertraute man auf das System, das Ex-Trainer Pete DeBoer und sein Nachfolger Glen Gulutzan installiert haben.

Es ist eine Qualität, die man nicht trainieren kann. Sie wächst über Jahre und durch Erfahrung. Dass Dallas genau diese Qualität an den Tag legte, um zwei Punkte aus Kalifornien zu entführen, spricht Bände über den aktuellen Zustand der Mannschaft.

Meilenstein als Beweis der Reife

Der 5:3-Erfolg war mehr als nur ein weiterer Sieg in der regulären Saison 2025/26. Er hievte die Stars auf ein Plateau, das in dieser Spielzeit bisher nur einem anderen Team vorbehalten war: den Colorado Avalanche. Mit 51 Punkten sind die Stars erst die zweite Mannschaft der Liga, das die 50-Punkte-Marke durchbrochen hat. Es ist ein elitärer Kreis, der die Machtverhältnisse in der Central Division eindrucksvoll unterstreicht.

Auch historisch betrachtet ordnet sich dieser Saisonstart in die großen Jahre der Organisation ein. Lediglich 35 Spiele benötigte Dallas, um diesen Meilenstein zu erreichen. Das ist der drittschnellste Wert in der Geschichte des Klubs, nur übertroffen von den Spielzeiten 2015/16 und dem legendären Meisterjahr 1998/99, als man jeweils nur 33 Partien brauchte. Solche Statistiken sind selten Zufall. Sie sind der Beleg für eine Mannschaft, die nicht nur Talent besitzt, sondern dieses auch mit einer beängstigenden Konstanz aufs Eis bringt.

Johnston und das Powerplay

Ein wesentlicher Bestandteil dieser Konstanz ist die Chemie innerhalb der Top-Reihen. Besonders im Powerplay funktionierte das blinde Verständnis der Akteure nahezu perfekt. Roope Hintz, der selbst ein Tor und einen Assist beisteuerte, hob hervor, wie intuitiv die Abläufe mittlerweile sind. „Ich glaube, wir lesen das Spiel des anderen da draußen sehr gut“, erklärte der Finne. „Das hilft enorm, weil man schon im Voraus weiß, wo der nächste Spielzug entstehen wird.“

Nutznießer dieser Intuition war an diesem Abend vor allem Johnston. Sein zweiter Treffer, erzielt in Überzahl, war das Produkt einer solchen Passstafette, bei der der Puck schneller lief, als die Verteidigung der Sharks reagieren konnte. Mikko Rantanen leitete die Scheibe weiter, und Johnston vollendete eiskalt aus dem Slot. „Es ist großartig. Das ist nicht die einfachste Liga, um Tore zu schießen“, gab Johnston zu Protokoll und lobte seine Mitspieler: „Es ist fantastisch, mit solchen Spielern auf dem Eis zu stehen, die dir den Puck servieren, wenn du frei stehst.“

DAL@SJS: Johnston schließt schöne Kombination in Überzahl ab

Der Faktor Oettinger

Doch zur ganzen Wahrheit dieses Abends gehört auch, dass Dallas Phasen überstehen musste, in denen die eigene Ordnung ins Wanken geriet. Die Sharks spielten mutig, aggressiv und setzten die Stars unter enormen Druck. „Sie haben uns über weite Strecken des Spiels ausgespielt“, analysierte Gulutzan schonungslos ehrlich. Es gab Momente, in denen das Spiel zu kippen drohte, in denen San Jose dem

Ausgleich näher schien als Dallas der Entscheidung.

In diesen Phasen war es Jake Oettinger, der den Unterschied machte. Der Torhüter der Stars zeigte 34 Paraden und war der Fels in der Brandung, als seine Vorderleute den Zugriff verloren. Gulutzan wusste genau, bei wem er sich zu bedanken hatte: „Das hätte ohne ‚Otter‘ auch ganz anders ausgehen können.“ Oettinger reparierte die Fehler, die im Aufbau passierten, und nahm den Sharks mit seinen Saves den Wind aus den Segeln.

Jake Oettinger #29 of the Dallas Stars makes a save in the first period against the San Jose Sharks at SAP Center on December 18, 2025 in San Jose, California. (Photo by Kavin Mistry/NHLI via Getty Images)

Perfektionismus trotz Erfolg

Trotz des Sieges und des Erreichens der 50-Punkte-Marke war die Stimmung in der Kabine nicht von ausgelassener Euphorie geprägt, sondern von professioneller Nüchternheit. Ein 5:3-Sieg, bei dem man den Gegner phasenweise dominieren ließ, genügt den eigenen Ansprüchen nicht mehr. „Es war nicht unsere beste Leistung“, fasste Gulutzan zusammen. „Wir müssen ein paar Dinge aus diesem Spiel lernen und uns neu sortieren.“

Diese Unzufriedenheit im Moment des Erfolgs ist vielleicht das stärkste Signal, das Dallas an die Konkurrenz sendet. Man ruht sich nicht auf historischen Bestmarken oder Meilensteinen aus. Der Blick richtet sich sofort auf die Details, die verbessert werden müssen. In einer Liga, in der Nuancen entscheiden, ist dieser Perfektionismus der Treibstoff für den langen Weg in Richtung Stanley Cup. Die Stars haben die 50 Punkte erreicht, aber ihr Hunger ist noch lange nicht gestillt.

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