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Noch etwa 20 Spiele hat jedes Team in der NHL in der Hauptrunde 2019/20 zu absolvieren. Und vor allem in der Pacific Division zeichnet sich ab, dass das Rennen um die Stanley Cup Playoff-Plätze eng bleibt bis zum Schluss. Die Vegas Golden Knights (74 Punkte) haben nur zwei Punkte Vorsprung auf die Vancouver Canucks. Die Edmonton Oilers (71) auf Rang drei und die Arizona Coyotes (70) auf dem ersten Wild Card Platz sind ebenfalls noch mit in der Verlosung. Ein kleiner Nachteil für die Coyotes: Sie haben mit 65 schon die meisten Spiele des Quartetts absolviert.

Vor allem die Canucks und die Coyotes haben am Samstag mit zwei überzeugenden Heimsiegen viel Selbstvertrauen für das letzte Viertel der regulären Saison gesammelt. Umso mehr, als dass die Erfolge nicht gegen Schlusslichter in der Tabelle zustande kamen, sondern gegen richtige Schwergewichte aus der Eastern Conference.
Die Vancouver Canucks fegten in der heimischen Rogers Arena die Boston Bruins, mit 90 Punkten das beste Team der Liga, mit 9:3 vom Eis. Und die Arizona Coyotes bezwangen die zweitbeste Mannschaft der NHL, die Tampa Bay Lightning, zu Hause mit 7:3.

TBL@ARI: Keller trifft aus dem Handgelenk

Nach zwei Niederlagen in Folge gaben die Coyotes vor eigenem Publikum die richtige Antwort. Die Mannschaft mit dem Österreicher Michael Grabner zeigte eine in dieser Spielzeit seltene offensive Eruption gegen das Team aus Florida. Die Schützlinge von Coach Rick Tocchet sind mit 176 geschossenen Toren im unteren Drittel der NHL. Das Team aus der Wüste Arizonas lebt bislang von seiner starken Defensive, die erst 170 Gegentreffer zugelassen hat.
"Ich denke, wir wussten, wie wichtig das Spiel war", meinte Coyotes-Stürmer Conor Garland. "Natürlich waren wir mit unserem Auftritt in St. Louis nicht zufrieden. Da haben wir unseren Torwart im Stich gelassen. Jetzt sind wir als Gruppe zurückgekommen. Ich denke, das haben viele Jungs so empfunden." Garland hatte wie Clayton Keller zwei Tore und eine Vorlage gegen die Lightning beigesteuert.
Dabei ließen sich die Wüstenfüchse auch nicht vom zwischenzeitlichen 3:3 der Gäste beeindrucken, sondern gaben im Schlussabschnitt weiter Gas. Das ist auch dem Trainer nicht verborgen geblieben. "Wir haben weiter gepresst im dritten Drittel und haben nicht nachgelassen. So gewinnt man in dieser Liga. Wenn Tampa zu Gast ist, muss man aufpassen, weil man sich nicht blamieren will. Ich denke, wir haben uns an unseren Matchplan gehalten. Und wenn wir das tun, können wir ein gutes Team sein", befand Tocchet. Arizona gelangen zum ersten Mal seit dem 27. Oktober 2018 wieder sieben Tore. Damals gab es ein 7:1 gegen die Lightning.
Die Vancouver Canucks haben die rote Lampe hinter dem Tor sogar noch zweimal öfter zum Leuchten gebracht. "Es war ein super Spiel von jedem im Lineup", meinte Canucks-Angreifer Bo Horvat nach dem 9:3 gegen die Bruins. Bei den Canucks war die starke Leistung in der Offensive nicht verwunderlich. Schon gar nicht, da es ein Heimspiel war. Denn auf eigenem Eis hat die Mannschaft von Trainer Travis Green den zweitbesten Torschnitt in der Liga.
3,71 Treffer schießt das Team im Westen Kanadas im Durchschnitt vor eigenem Publikum. Nur die Tampa Bay Lightning sind da mit 4,03 noch besser. Es war das 16. Mal, dass den Canucks neun Tore in einer Partie gelangen. Zuletzt war das am 6. Januar 1996 der Fall, beim 9:2-Erfolg gegen die Tampa Bay.
Ein großer Faktor bei den Canucks ist weiterhin Quinn Hughes. Er hat aktuell im Rennen um die Calder Trophy für den besten Rookie der Liga die Nase leicht vor Cale Makar (Colorado Avalanche). Auch gegen die Bruins gelangen dem 20-Jährigen wieder zwei Vorlagen. Damit hat der in Orlando (Florida) geborene Verteidiger 49 Scorerpunkte (acht Tore, 41 Assists) auf seinem Konto. Hughes ist damit erst der zweite Rookie-Verteidiger in der Franchisegeschichte der Canucks, dem 40 Assists gelangen. Dale Tallon schaffte in der Saison 1970/71 42. In den vergangenen 30 Jahren schafften das in der Liga überhaupt nur noch drei Defender: Bryan Berard (40, 96/97, New York Islanders), Janne Niinimaa (40, 96/97, Philadelphia Flyers) und Nicklas Lidstrom (49, 91/92, Detroit Red Wings).
Gegen die Bruins gelangen zudem Neuzugang Tyler Toffoli seine ersten beiden Tore im Canucks-Trikot. Der Stürmer war am Montag via Trade von den Los Angeles Kings zu den Canucks gekommen. "Das fühlt sich natürlich gut an", bekannte Toffoli. Ein Tor früh im neuen Dress mache es einfacher. "Aber gleichzeitig muss man weiter arbeiten."

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Arbeiten - das müssen sowohl die Canucks als auch die Coyotes, damit sie es in die Playoffs schaffen. Aber solche deutlichen Siege, speziell gegen die besten Mannschaften der Liga, können viel Selbstvertrauen bringen. Und es kann auch dazu führen, dass man sich nicht einfach nur mit dem Erreichen der Playoffs zufrieden gibt.
Beide Mannschaften haben gesehen und bewiesen, dass sie gegen die Schwergewichte der Liga mithalten können. Mehr noch: Sie können sie dominieren und schlagen. Da können die Ansprüche, die man an sich selbst stellt, schnell steigen. Aus der Frage "Kommen wir in die Playoffs?" kann schnell die Frage werden: "Wie weit kommen wir in der KO-Runde?"
Für beide Mannschaften gilt es auch, eine Durststrecke zu überwinden. Seit vier Spielzeiten warten die Fans der Canucks auf Playoff-Eishockey. Bereits seit sieben Saisons müssen sich die Anhänger der Coyotes die Playoffs im Fernsehen anschauen und anderen Teams beim Jubeln zusehen. Zum letzten Mal waren die Coyotes 2012 in der K.o.-Runde und unterlagen im Conference-Finale den Los Angeles Kings mit 1:4. Die jungen Canucks könnten der Joker für alle kanadischen Eishockeyfans sein, die schon lange darauf warten, dass der Stanley Cup endlich mal wieder in das Mutterland des Eishockeys kommt.
Sowohl die Canucks als auch die Coyotes müssen sich bei ihrem Vorhaben auf die mannschaftliche Geschlossenheit verlassen. Beide Teams verfügen nicht über einen herausragenden Punktesammler wie zum Beispiel die Edmonton Oilers mit Leon Draisaitl und Connor McDavid oder die Colorado Avalanche mit Nathan MacKinnon. J.T. Miller hat als bester Scorer der Canucks 62 Punkte gesammelt. Nick Schmaltz als bester der Punktesammler der Coyotes hat noch mal 20 Zähler weniger vorzuweisen als Miller. Doch das muss nichts heißen. Denn in den Playoffs fangen alle wieder bei null an.