Canadiens visieren erneut den Stanley Cup an
Serie 31 in 31 von NHL.com/de: Montreal will weiteren Anlauf auf den Titel in der NHL starten
von Stefan Herget / NHL.com/de Chefautor
Der Startschuss zur NHL-Saison 2017-18 steht zwar noch nicht unmittelbar vor der Türe, doch die Nachwuchs-Camps sind geschafft und die Trainingscamps in Sichtweite. Wir denken, dass es das Beste ist, die Sommerhitze im August mit Analysen Eurer Lieblingsteams zu bekämpfen.
Jeden Tag wird Euch NHL.com/de im Rahmen der 31 in 31 Serie mit fundierten Einschätzungen der Mannschaften versorgen.
Wo wird die Reise für den Liganeuling Vegas Golden Knights hingehen? Können die Pittsburgh Penguins ihre dritte Meisterschaft in Folge feiern? Welche Teams könnten uns alle überraschen?
Alle diese Fragen werden in den täglichen Artikeln beantwortet.
Heute analysieren wir die Montreal Canadiens:
Bilanz 2016/17: 47-26-9, 1. Platz in der Atlantic Division
Playoffs 2017: 2:4 Niederlage in der 1. Runde gegen die New York Rangers
Trainer: Claude Julien, seit 14. Februar 2017
Neuzugänge: Karl Alzner, David Schlemko, Jonathan Drouin, Peter Holland, Byron Froese, Matt Taormina, Ales Hemsky, Joe Morrow, Yannick Veilleux, Mark Streit
Abgänge: Max Friberg, Brian Flynn, Dwight King, Andrei Markov, Steve Ott, Alexander Radulov, Keegan Lowe, Stefan Matteau, Nikita Nesterov, Nathan Beaulieu, Alexei Emelin
Wo sie herkommen:
Die Canadiens sind der bisher letzte kanadische Stanley Cup Sieger aus dem Jahr 1993. Seit einem guten Jahrzehnt schon wurde Montreal als erster Anwärter darauf angesehen, diese negative Serie für das Ursprungsland des Eishockeys zu beenden. Nur waren die Erwartungen bislang höher als das Geschaffte. In den Jahren 2008, 2013, 2015 und 2017 gelang die Divisionsmeisterschaft und 2010 (1:4 gegen Philadelphia Flyers), sowie 2014 (2:4 gegen Rangers) scheiterten sie erst im Eastern Conference Finale. Ansonsten war schon früher Endstation. Immerhin spielten sie in der abgelaufenen Saison eine gute Runde, nachdem sie im Jahr zuvor überraschend als Sechster der Atlantic Division die Playoffs deutlich verpassten. Doch dem hoffnungsvollen 1. Platz in der Division folgte das enttäuschende frühe Playoff-Aus in der 1. Runde gegen die New York Rangers.
Was sie änderten:
Die erste große Veränderung fand bereits im Februar statt. Trainer Michel Therrien wurde entlassen und der erst kurz zuvor bei den Boston Bruins freigestellte Claude Julien übernahm zum zweiten Mal nach 2003 bis 2006 das Kommando hinter der Canadiens-Bank. Er soll seine in Boston gewonnene Erfahrung, insbesondere wie er die Bruins im Jahr 2011 zum Stanley Cup Sieg und zwei Jahre später noch einmal ins Finale führte, einbringen.
Die Aufgabe wird in der neuen Saison nicht einfacher, aber interessanter. Mit Andrei Markov (Richtung KHL), Alexander Radulov (zu den Dallas Stars) haben die Candiens zwei signifikante Abgänge zu verzeichnen, welche sie auf dem Papier insbesondere in Überzahl deutlich schwächen. Außerdem sind Shea Webers Verteidigungspartner der abgelaufenen Saison, Nathan Beaulieu (zu den Buffalo Sabres getradet), Alxei Emelin (im Expansion Draft nach Vegas) und Markov nicht mehr verfügbar, so dass ein neuer Partner für den Starverteidiger gefunden werden muss.
Video: MTL@NJD: Weber erzielt per Onetimer ein PPG
Die Lücken in der Verteidigung sollen der von den Washington Capitals geholte Karl Alzner und in einem Trade mit den Vegas Golden Knights verpflichtete David Schlemko schließen, aber auch der Schweizer Mark Streit, der nach neun Jahren Abwesenheit als frisch gebackener Stanley Cup Sieger nach Montreal zurückkehrt.
Im Sturm erhofft sich General Manager Marc Bergevin durch die Neuzugänge Jonathan Drouin und Ales Hemsky einen Schub. "Da ist natürlich dieser Druck, wenn du in Montreal spielst, das weiß jeder, aber für mich als Spieler, denke ich, dass ich, als Frankokanadier, lieber den Druck hier verspüre als an einem anderen Ort", sagte Drouin, der für sechs Jahre und 33 Millionen US-Dollar unterschrieb.
Selbst Bergevin ist sich im Klaren, dass er die Abgänge nicht eins zu eins ersetzen kann. "Wir werden das nur gemeinschaftlich lösen können", appellierte er an den Teamgeist. "Ich meine, wir sollten nicht Spielern nachweinen, die nicht mehr da sind, sondern sehen, dass wir das Beste aus dem herausholen, was uns zur Verfügung steht."
Immerhin sicherten sich die Canadiens langfristig die Dienste ihres Torhüters Carey Price. Er unterschrieb für acht Jahre und will in dieser Zeit mit den Kanadiern Erfolge feiern. "Ich habe sehr viel Vertrauen in Marc", betonte er. "Er ist ein sehr geschickter GM und ich weiß, dass er Wege finden wird, um unsere Mannschaft stetig besser zu machen und eine konkurrenzfähige Mannschaft auf das Eis zu schicken."
Video: MTL@NYR: Price mit einer bemerkenswerten Parade in OT
Auch er sieht den Teamgeist im Vordergrund. "Ich denke egal, was wir auf dem Eis bringen wollen, dazu brauchen wir die gute Einstellung von allen Spielern", verdeutlichte Price. "Das ist es, worauf es ankommt. Ich denke wir haben derzeit viele richtige Ansätze und jetzt kommt es nur noch auf die Spieler an, dass sie ihre Leistung bringen und in der nächsten Saison gut spielen."
Wie sie abschneiden könnten:
Die Canadiens sind weiterhin ein Anwärter auf den Gewinn des Stanley Cups. Doch das waren sie auch in den Jahren zuvor. Allerdings umgeben sie durch die teilweise gravierenden Veränderungen einige Fragezeichen mehr, so dass es Unabwägbarkeiten für den Verlauf der kommenden Saison gibt. Die Defensive hat sicher an Qualität eingebüßt, doch ein fitter Price im Tor kann diese Schwäche wettmachen. In der Offensive müssen die Stürmer das mehr bringen, was nun von den Verteidigern in diesem Bereich weniger kommen wird. Keiner der Neuen wird an die erzielten Punkte von Markov herankommen. Verheerend für Montreal wäre eine erneute Verletzung von Price, der nahezu unersetzbar ist, wie die Vergangenheit schon gezeigt hat.