Neu-Devil Bertschy macht Werbung in eigener Sache
Schweizer Stürmer kann in Binghamton auf eine äußerst erfolgreiche Woche zurückblicken
von Marc Rösch / NHL.com/de Autor
Wie machen sich die deutschsprachigen Spieler in der American Hockey League? Welche Akteure stehen vor dem Sprung in die NHL? Wer wurde von seiner Organisation nach unten geschickt und wer erhielt den erhofften Anruf eines NHL General Managers? Jeden Sonntag wirft NHL.com/de einen Blick auf die nordamerikanischen Minor Leagues und beantwortet diese und noch viele andere Fragen.
Am 8. Februar einigten sich die New Jersey Devils mit den Minnesota Wild auf einen Tausch von Perspektivspielern. Den Schweizer Stürmer Christoph Bertschy zog es zusammen mit Mario Lucia zur New Jersey Organisation und Verteidiger Viktor Loov schloss sich den Wild an.
Für Bertschy, der seit der Spielzeit 2015/16 hauptsächlich für das American Hockey League Farmteam Iowa Wild stürmte, könnte sich der Tapetenwechsel tatsächlich als karrierefördernd herausstellen. In fast drei Jahren für die Wild-Organisation kam der 25-jährige Schweizer lediglich auf neun NHL-Einsätze. Seinen letzten Auftritt im Minnesota-Dress hatte er am 14. Oktober gegen die Columbus Blue Jackets. Seitdem fristete er sein Dasein bei den Iowa Wild in der Eishockeyprovinz.
Nach 35 Scorerpunkten (11 Tore, 24 Assists) in seiner ersten Nordamerika-Saison und 24 (11 Tore, 13 Assist) in seiner zweiten, stagnierte Bertschys Ausbeute in Iowa zuletzt erheblich. Im Jahr 2018 erzielte Bertschy nur zwei Tore für Iowa und vor seinem Transfer hatte er an einer fünf Spiele anhaltenden Punkteflaute zu knabbern.
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Mit seinem Wechsel zur Devils-Organisation, die neben ihm mit Nico Hischier und Mirco Müller noch zwei weitere Schweizer in ihren Reihen hat, riss diese Negativserie schlagartig.
Wie ausgewechselt agiert Bertschy in Binghamton und empfiehlt sich für höhere Aufgaben. In bislang acht Spielen für das Devils-Farmteam markierte der Rechtsschütze bereits sechs Punkte (2 Tore, 4 Assists). Dabei war die vergangene Woche für Bertschy eine der erfolgreichsten der vergangenen Jahre. Am Mittwoch gastierte Binghamton in Toronto. Vor der für AHL-Verhältnisse beeindruckenden Kulisse von 7.851 Zuschauern im Ricoh Coliseum lieferten die Devils den Toronto Marlies einen erbitterten Kampf.
Toronto, das wohl stärkste Team der American Hockey League, fand in den Devils seinen Meister und geriet mit 3:1 unter die Räder. Im zweiten Spielabschnitt schlug die Stunde von Bertschy. Erst bediente er Teamkollege Michael Latta am rechten Bullykreis. Latta ließ sich nicht zwei Mal bitten und hämmerte den Puck an Marlies Torsteher Calvin Pickard vorbei zur 1:0-Führung in die Maschen. Wenig später zeigte sich Latta dankbar: Bei eigener Überzahl legte er zu Bertschy, der zur doppelten Führung einschob.
Bertschy stellte beeindruckend unter Beweis, dass ihn dieser eine Abend nicht satt gemacht hat. Angestachelt vom Überraschungserfolg gegen die Marlies legte Bertschy am Freitag gegen die Belleville Senators beeindruckend nach. Beim 5:1-Erfolg gegen Belleville markierte Bertschy nicht nur seinen zehnten Saisontreffer, sondern gab auch zwei Vorlagen. Zum ersten Mal seit über zwei Jahren erzielte Bertschy drei Scorerpunkte in einem Spiel. Zwar nahm Binghamtons Höhenflug am Samstag ein jähes Ende, als die Devils vor eigenem Publikum in der Maines Veterans Memorial Arena mit 1:2 den Lehigh Valley Phantoms unterlagen, doch Bertschys Leistungen trübt dieser Rückschlag nicht wirklich.
Mit seinen jüngsten Erfolgen machte der vielseitig einsetzbare Angreiffer nachhaltig Werbung in eigener Sache. Zum Saisonende läuft Bertschys Einstiegs-Kontrakt aus und die kommenden Wochen könnten für seine Karriere wegweisend sein.
Im Gegensatz zu Iowa, das mit einer Siegquote von 58,5 Prozent ein deutliches Wörtchen um die Playoffplätze mitspricht, hat Binghamton kaum noch realistische Chancen auf eine Postseason-Teilnahme. Trotz der jüngsten Erfolgsserie sind die kleinen Devils immer noch das Schlusslicht der American Hockey League. Aufgrund ihrer miserablen Siegquote von 39,8 % wird die Saison in Binghamton aller Voraussicht nach eine kurze sein.
Sollte Bertschy seine wenigen verbliebenen Saisonspiele für Binghamton weiterhin nutzen und sich ins Rampenlicht spielen, könnte er den Heimkehr-Gerüchten einen Riegel vorschieben und seine Zeit in Nordamerika tatsächlich verlängern.
Die wichtigsten Ergänzungen der vergangenen Woche:
Ty Rattie (RW), von den Bakersfield Condors zu den Edmonton Oilers
Josh Jooris (RW), von den Charlotte Checkers zu den Carolina Hurricanes
Nathan Gerbe (C), von den Cleveland Monsters zu den Columbus Blue Jackets
Zac Dalpe (C), von den Cleveland Monsters zu den Columbus Blue Jackets
Vinni Lettieri (C), von den Hartford Wolf Pack zu den New York Rangers
Noah Juulsen (D), von den Laval Rocket zu den Montreal Canadiens
Charlie Lindgren (G), von den Laval Rocket zu den Montreal Canadiens
Oskar Lindblom (LW), von den Lehigh Valley Phantoms zu den Philadelphia Flyers
Rob O'Gara (D), von den Providence Bruins zu den Boston Bruins
Reto Berra (G), von den San Diego Gulls zu den Anaheim Ducks
Kalle Kossila (LW), von den San Diego Gulls zu den Anaheim Ducks
Tanner Glass (LW), von den Stockton Heat zu den Calgary Flames
Laurent Dauphin (C), von den Tucson Roadrunners zu den Arizona Coyotes
Die wichtigsten Streichungen der vergangenen Woche:
Ryan Sproul (D), von den New York Rangers zu den Hartford Wolf Pack
Nick Seeler (D), von den Minnesota Wild zu den Iowa Wild
Joel Eriksson Ek (C), von den Minnesota Wild zu den Iowa Wild
Jonny Brodzinsky (RW), von den Los Angeles Kings zu den Ontario Reign
Ryan Lomberg (C), von den Calgary Flames zu den Stockton Heat
Matthew Peca (C), von den Tampa Bay Lightning zu den Syracuse Crunch
Gabriel Dumont (C), von den Tampa Bay Lightning zu den Syracuse Crunch