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Es war keine gute Woche für die selten eingesetzten Backup-Torhüter in der NHL, welche hinter Torhütern agieren, welche große Einsatzzeiten für sich reklamieren.
Curtis McElhinney von den Columbus Blue Jackets, Anton Khudobin von den Boston Bruins und Jonas Gustavsson von den Edmonton Oilers wurden zuletzt allesamt auf die Waiver-Liste gesetzt, obwohl sie doch zusammen immerhin 441 Spiele an gesammelter NHL-Erfahrung vorweisen können.

Die Toronto Maple Leafs sicherten sich hingegen die Dienste von McElhinney und schickten ihrerseits dann Jhonas Enroth zu den Anaheim Ducks, im Austausch für einen Draft Pick der siebten Runde in 2018.
Das zeigt eine grundsätzliche Problematik. Jedes Team sucht einen möglichst zuverlässigen Backup, doch einen zu finden scheint nicht immer ganz einfach. Das liegt wohl auch an der ungewöhnlichen Rollenbeschreibung der Position im Team.
"Im Vergleich Beanspruchung als Backup war die Rolle als Starter ein regelrechtes Kinderspiel" sagt auch Scott Darling von den Chicago Blackhawks.
Darling steht aktuell bei einer Statistik von 11-2-4 bei einem Gegentorschnitt von 2,31 und einer Fangquote von 92,5%. Er übernahm die Rolle des Starters als Stammtorwart Corey Crawford im Dezember verletzt ausfiel. Er kennt also beide Seiten der Medaille.
"Man kann echte Spielsituationen im Training halt nur schwer simulieren. Und wenn man nur alle 2-3 Wochen einmal zum Einsatz kommt, dann wird es schwierig. Da ist der Druck dann auch gleich ganz anders, wenn man weiß, dass man so schnell wohl keine weitere Chance bekommen wird."
Und der Druck ist durch die jüngsten Ereignisse auch nicht geringer geworden.

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"Man kann sich keine Schwächen mehr erlauben" sagt auch Chris Mason der auf neun Jahre Erfahrung als Backup zurückblicken kann. "Die Teams haben weniger Geduld mit einem. Punkte sind zu wertvoll. Das ist schon irgendwie eine ganz neue Phase in der NHL."
Mason, aktuell für die Nashville Predators als Analyst tätig, glaubt nicht an eine wirkliche Ideallösung für das Problem des Backups hinter einer ganz klaren Nummer Eins.
"Das ist in jedem Team etwas anders. Da muss man sich auch als Backup immer etwas anpassen."
Alex Auld kennt das auch. Fünf seiner insgesamt 10 Spielzeiten in der NHL war er überwiegend als Backup aktiv. Er glaubt, es bedarf eines speziellen Trainings.
"Man braucht eine besondere Persönlichkeit dafür. Für den Backup ist das Training praktisch wie ein Spiel. Dazu bedarf es einer anderen Einstellung als bei dem Starter."
Mason bestätigt das, und ergänzt, dass die Backup-Rolle zu Beginn seiner Laufbahn wohl noch einfacher gewesen sei, wie er meint. Es dürfte daher kein Zufall sein, dass immer mehr Ersatzleute jüngeren Alters sind als früher, es ihnen häufig noch an NHL-Erfahrung mangelt.
So hat Nashvilles Rookie Juuse Saros aktuell 1,29 Gegentore pro Spiel, eine Fangquote von 95,5% hinter Stammtorwart Pekka Rinne auf dem Papier. Doch, wie auch Darling, verbringt er Teile der Saison im AHL-Team um Matchpraxis zu sammeln. So handhabt das auch Rookie Aaron Dell bei den San Jose Sharks.
Der 25-jährige Philipp Grubauer hat aktuell 1,94 Gegentore und 92,9 Fangquote vorzuweisen. Allerdings auch erst neun Spiele hinter Stammtorwart Braden Holtby bei den Washington Capitals. Darcy Kuemper von den Minnesota Wild ist bereits in seiner vierten NHL-Saison. Er hat in acht Spielen hinter Devan Dubnyk derzeit eine Fangquote von 90,2% und einen Gegentorschnitt von 3,21 auf dem Konto.

Curtis McElhinney unmasked

Die Veteranen Enroth (.862), Gustavsson (.878) und Khudobin (.885) hatten alle Fangquoten von unter 90%. Nur McElhinney war gesund und hatte weniger als 10 Saisoneinsätze in dieser Kategorie. Seine Werte waren 2,39 bzw. 92,4%, bevor ihn die Blue Jackets am Montag auf die Waiver-Liste setzten. Der aktuell 33-Jährige scheint zu wissen worauf es ankommt.
"Je älter ich werde, je mehr weiß ich es zu schätzen. Ich kann damit nun besser umgehen als früher." Sagte er noch Mitte Dezember. "Ich habe die ganze Karriere über in dieser Rolle gesteckt. Da gewöhnt man sich daran, schätze ich."
Trotzdem hat auch er erkannt, dass er stetig an sich arbeiten muss, wenn er nicht zurückfallen will. Dabei die richtige Balance zu finden ist aber durchaus schwierig, wie auch er längst erkannt hatte.
Doch der Übergang zum Starter fällt vielen dann auch durchaus schwer, wenn es darauf ankommt, wenn sich die Nr. 1 einmal verletzt hat.
"Irgendwann haben sich manche Backups schlicht mit ihrer Rolle abgefunden, kommen dann aus dieser Ecke nicht mehr wirklich raus, haben sich darin eingerichtet" sagt Auld.
Einige Teams gehen das Risiko in dieser Saison offenbar wissentlich ein, verlassen sich ganz auf eine klare Nummer 1.