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International Ice ist die wöchentliche Serie von NHL.com/de mit Themen, die über das aktuelle Geschehen in der NHL hinausgehen und den Blick schwerpunktmäßig auf Spieler, Klubs und Nationalteams in Europa richten.

In dieser Ausgabe: ZSC Lions engagieren zum zweiten Mal Marc Crawford als Trainer
Die ZSC Lions aus der Schweizer National League haben kurz vor dem Jahreswechsel für einen Paukenschlag gesorgt. Obwohl die Mannschaft zur Spitzengruppe der Liga gehörte, musste Coach Rikard Grönborg seinen Hut nehmen. Stattdessen setzten die Verantwortlichen nun mit Marc Crawford auf einen Trainer mit einer Menge NHL-Erfahrung. Der neue Mann an der Bande ist in Zürich alles andere als ein Unbekannter. Zwischen 2012 und 2016 schwang er bereits das Zepter beim Klub aus Zürich. 2014 holte er mit dem Team die Meisterschaft. Genau das soll Crawford nach Möglichkeit schon in dieser Saison wiederholen. Sein Vertrag läuft bis Ende 2024/25.
Auf der ZSC-Webseite erläuterte Sportchef Sven Leuenberger, weshalb der Kanadier aus seiner Sicht die perfekte Wahl als Nachfolger von Grönborg darstellt. "Marc bringt eine riesige Erfahrung mit, die unsere Mannschaft braucht. Er kennt die Schweiz und die ZSC Lions bestens und ist dank seinen jüngsten Trainertätigkeiten up to date. Die Erfolge sprechen für Marc. Er ist für uns die bestmögliche Lösung", ließ er zu der Personalentscheidung verlauten.

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Nach seiner ersten Schaffensperiode in Zürich war Crawford in der NHL von 2016 bis 2019 bei den Ottawa Senators als Assistenztrainer beschäftigt. Nach der Entlassung von Guy Boucher übernahm er von Februar 2019 bis zum Ende der regulären Saison interimsweise das Amt des Cheftrainers. Anschließend wechselte er zu den Chicago Blackhawks, wo er bis Ende 2021/22 wiederum als Assistenzcoach fungierte.
Die größten Erfolge in seiner NHL-Trainerkarriere feierte er gleich zu Beginn. 1994/95 führte er die Quebec Nordiques auf Platz eins in der Northeast Division und der Eastern Conference sowie auf Rang zwei im Gesamtklassement. Am Ende der Spielzeit wurde ihm der Jack Adams Award für den besten Trainer verliehen. Seinerzeit war er mit 34 Jahren der jüngste Coach, der diese Auszeichnung erhalten hatte.
Der bedeutendste Triumph erfolgte ein Jahr später. Nach dem Umzug des Franchise nach Denver holte er mit dem nunmehr als Colorado Avalanche firmierendem Team den Stanley Cup. Zu seinen damaligen Schützlingen gehörte der Kölner Uwe Krupp, der den Titelgewinn in der Finalserie gegen die Florida Panthers mit seinem Treffer in der Verlängerung zum 1:0 in Spiel 4 perfekt machte.

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Im Anschluss an seine Tätigkeit in Colorado stand Crawford in der NHL noch bei den Vancouver Canucks (1999-2006), den Los Angeles Kings (2006-2008) sowie den Dallas Stars (2009-2011) als verantwortlicher Mann auf der Trainerbank. Seine Matchbilanz als Cheftrainer in der NHL beläuft sich auf 1169 Spiele in der regulären Saison, 556 Siege, 431 Niederlagen, 103 Unentschieden und 79 Niederlagen nach Unentschieden oder Penaltyschießen. Bei den Olympischen Spielen 1998 in Japan betreute er Kanada als Headcoach. Bei der Weltmeisterschaft 1997 in Finnland zählte er als Assistent zum Trainerstab der Nationalmannschaft, die am Ende den obersten Platz auf dem Siegertreppchen einnahm.
Der hohen Erwartungshaltung in Zürich ist sich Crawford bewusst. "Die Ziele hier haben sich im Laufe der Jahre nicht großartig verändert. Der ZSC hat immer den Anspruch gehabt, zu den Top-Klubs zu gehören. Aus diesem Grund wollen wir in dieser Saison gut abschneiden und erfolgreiche Playoffs spielen", sagte der 61-Jährige in einem in den vereinseigenen Medien veröffentlichten Interview. Die Krönung wäre für ihn nach eigener Aussage, wenn es ihm gelänge, mit den ZSC Lions ein weiteres Mal Schweizer Titelträger zu werden. "Aber eine Meisterschaft lässt sich natürlich nicht vorhersagen. Entscheidend dafür ist die Form der Mannschaft in den Playoffs", betonte er und schickte gleich eine Kampfansage an die Konkurrenz hinterher: "Wir wollen alle eine optimale Arbeit abliefern und werden auf jeden Fall ein harter Gegner sein."
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Crawford muss bei den ZSC Lions vor allem versuchen, ein gewaltiges Trauma aus den Köpfen zu bekommen. Im Playoff-Finale 2022 gab das Team den Meistertitel trotz einer 3:0-Führung in der Best-of-7-Serie gegen den EV Zug noch aus den Händen. Diese Hypothek, fehlender spielerischer Glanz in der laufenden Hauptrunde und die Ankündigung, den ZSC nach Saisonende 2022/23 zu verlassen, waren ausschlaggebend für die Absetzung seines Vorgängers Grönborg.
Dem NHL-Trainerurgestein ist vor der Herausforderung nicht bange. "Der ZSC war immer Teil meines Herzens. Ich bin glücklich darüber, was ich in meiner ersten Zeit in Zürich erreicht habe und freue mich noch mehr auf das, was vor mir liegt. Es ist schön, wieder hier zu sein und mit allen aus der Organisation zusammenzuarbeiten", machte Crawford deutlich.