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NHL.com/de diskutiert internationale NHL

Das Redaktionsteam schreibt darüber, wie und ob die Liga von ihren Auslandsreisen profitieren kann

von nhl.com/de @nhlde

Während der Saison 2018/19 wird das Team von NHL.com/de jeden Freitag in der Rubrik "Writer's Room" wichtige Themen der Liga diskutieren und analysieren. In dieser Ausgabe: Die NHL und ihr internationales Engagement 

Am 27. Oktober werden die Florida Panthers und die Winnipeg Jets zur Fortsetzung der NHL Global Series 2018 nach Finnland fliegen. Die NHL war bereits im Oktober mit den Edmonton Oilers und den New Jersey Devils zu den NHL Global Series Challenges in der Schweiz und Deutschland sowie der NHL Global Series in Göteborg, Schweden zu Gast. Zuvor traten die Boston Bruins und Calgary Flames im Rahmen ihrer Vorbereitung Ende September zu den NHL China Games 2018 in Shenzhen und Peking gegeneinander an.

 

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Die NHL will zunehmend globaler agieren und welche Züge die Verbreitung von Spielszenen über das Internet und die Sozialen Medien mittlerweile annimmt, verdeutlicht das Video von Ben Azegere von den Kenia Ice Lions, der Sidney Crosby und Nathan MacKinnon von Afrika aus intensiv verfolgt und vor kurzem als sein erstes NHL-Spiel live vor Ort, die Partie Pittsburgh Penguins gegen die Toronto Maple Leafs anschaute.

Die Liga wächst und will nicht nur in Nordamerika präsent sein, sondern weltweit und nicht nur in klassischen Eishockeymärkten wie Skandinavien oder Mittel- und Osteuropa.

Doch wie wirkt sich dieses Engagement aus und macht es wirklich Sinn auch China und Afrika in den Fokus zu nehmen? Wird es den Sport weiterbringen oder gar schaden? Die Autoren von NHL.com/de teilen hierzu ihre Meinung: 

Robin Patzwaldt: Ich erinnere mich noch sehr gut an die große Vorfreude im Jahre 2011, als die NHL mit einer Begegnung zwischen den Los Angeles Kings und den Buffalo Sabres im Herbst nach Berlin kam. Endlich gab es einmal wieder die Möglichkeit zwei Teams aus der besten Eishockeyliga der Welt auch hier bei uns im Lande begrüßen zu dürfen, sich ein Spiel ohne große Reisestrapazen live vor Ort anzuschauen.

Es dauerte danach leider bis Anfang Oktober 2018, dass mit den Edmonton Oilers wieder ein Franchise aus der NHL den Weg nach Deutschland fand. Abermals war die Begeisterung groß, reisten hunderte Eishockeyfreunde quer durch die Republik, um sich das Spiel gegen die Kölner Haie aus der DEL in der Halle vor Ort anzuschauen.

In Bern soll die Begeisterung rund um den Auftritt der New Jersey Devils in der Preseason ähnlich groß gewesen sein, wie mir die Kollegen berichteten, die das Spiel vor Ort angeschaut, für NHL.com/de darüber berichtet haben.

Vor diesem Hintergrund macht es natürlich Sinn für die Liga, sich in regelmäßigen Abständen in Europa blicken zu lassen. Die Football-Liga NFL macht es seit über 10 Jahren vor, bestreitet in jedem Herbst gleich einige Spiele in England, die von einer inzwischen treuen Anhängerschar besucht werden. Warum sollte die NHL diese Möglichkeit sich den Fans in Europa zum Anfassen zu präsentieren also nicht für sich nutzen? Die Chance zu verpassen wäre ja geradezu fahrlässig. Ähnliches gilt für Spiele in China. Wie groß das Interesse in Afrika ist, das vermag ich nicht zu beurteilen. Da sollen die Fachleute tun. 

Alexander Gammel: Wie Robin bereits erwähnt hat, war die Begeisterung in Bern unglaublich. In der Schweiz und besonders in Bern, genießt Eishockey aber ohnehin schon einen relativ hohen Stellenwert. Mark Streit sprach im Interview in Bern von dem Eishockey-Virus, mit dem er infiziert sei. Dieses Virus hat in weiten Teilen Europas bereits einen Nährboden gefunden und sich festgesetzt. Das stellt meiner Ansicht nach für die NHL eine große Chance dar. 

Leuten, die sich bereits für Eishockey begeistern, oder wenigstens irgendeine Verbindung zu dem Sport haben, haben nur einen kleinen Schritt vor sich, von der heimischen Liga zur NHL. Diese Grundlage existiert mittlerweile nicht nur in den traditionellen Eishockeynationen, sondern in kleinerem Maßstab auch schon in anderen europäischen Ländern. Da ist eines der größten Probleme die Zeitverschiebung, die es auf einem anderen Kontinent deutlich schwieriger macht, die Spiele wirklich dauerhaft live zu verfolgen.

In Afrika und China ist das eine ganz andere Geschichte. Dort geht es nicht darum, ein bereits bestehendes Feuer zu nähren, sondern darum, den ersten Funken zu entfachen. Das ist eine deutlich schwierigere und mühsamere Aufgabe. Mit großen Events wie der Global Series lassen sich sicherlich auch dort Fortschritte erzielen, doch das geht nur in sehr kleinen Schritten und es wird lange dauern, bis sich dort eine echte Eishockey-Kultur entwickelt.

Christian Rupp: Die NHL ist eine bunte Liga: Alleine in der Saison 2018/19 kamen Spieler aus 18 verschiedenen Ländern zum Einsatz. Die bisherigen NHL-Spiele fernab von Nordamerika waren bei den Spielern aus den betreffenden Ländern eine Erfahrung fürs Leben. Dieses Gefühl teilen aber nicht nur die Akteure auf dem Eis, sondern auch die Zuschauer neben dem Eis. So dürfte es für alle Eishockey-Fans weltweit ein absoluter Höhepunkt sein, wenn die NHL in ihrem Land Station macht. 

Schon alleine deshalb ist die Idee gut, in weitere Länder vorzustoßen. Auch eher untypische Eishockey-Märkte wie Südeuropa oder Afrika könnten zumindest für ein einmaliges Event in Frage kommen. Im Box-Sport gab es einen solchen Vorstoß bereits 1974 ("Rumble in the Jungle"). Auch ein Eishockey-Spiel ließe sich entsprechend vermarkten und könnte Fans begeistern. Zu klären wären hier freilich noch die infrastrukturellen Möglichkeiten.

Gleichwohl sollten derartige Events eine Sonderstellung beibehalten und nicht inflationär veranstaltet werden, da sonst eine Sättigung eintritt und der Reiz des Besonderen verloren gehen könnte. 

Eine Idee wäre beispielsweise ein NHL-Spiel in Australien: Mit Nathan Walker von den Washington Capitals spielt auch ein "Hockeyroo" in der National Hockey League. Für die Fans Down Under sowie auch für Walker selbst wäre ein solches Event sicherlich auch eine Erfahrung fürs Leben.

Christian Göbel: Grundsätzlich sehe ich es wie Alexander und Robin. Die globale Ausrichtung der NHL macht Sinn, da zusätzliche Märkte erschlossen werden. Wichtig hierbei ist, dass die Events in Europa oder anderswo immer ihren speziellen Charakter behalten. Jedes Land hat seine eigene Liga und ein Konkurrenzkampf um Zuschauer mit regelmäßigeren NHL-Spielen könnte diesen schaden. Für die Fans bleibt zusätzlich das Besondere, die von Alexander schon erwähnte Begeisterung bestehen. So kann eine Win-Win-Situation entstehen. Die NHL begeistert Zuschauer und entfacht das Eishockey-Feuer, die nationalen Ligen und die Social-Media-Kanäle mit Videos aus der besten Liga der Welt halten das Feuer am Brennen.

Video: Strome zum Oilers OT-Sieg in Global Series Challenge

Der Fokus auf Nischenmärkte ist hingegen differenziert zu betrachten. Die Frage ist, lohnt es sich, den Fokus auf angestammte und eishockeyaffine Regionen zu reduzieren, um die NHL in solchen Märkten zu pushen? Aus meiner Sicht muss hier klar abgewogen werden. Der Aufwand dort Fuß zu fassen ist groß, die Chancen aufgrund der angesprochenen Personen sind es jedoch auch.

Axel Jeroma: Was die Ausrichtung auf Nischenmärkte betrifft, habe ich auch so meine Bedenken. Sicherlich besteht die Aussicht, in Märkten wie China wirtschaftliche Erfolge durch Merchandising oder Gastspiele von NHL-Klubs im Rahmen einer Global Series zu erzielen. Doch ob dadurch Eishockey als Sportart dauerhaft Fuß fasst, wage ich zu bezweifeln. Wesentlich mehr Chancen, die NHL als globale Marke zu positionieren, bestünde durch die Aufstellung einer European Division oder meinetwegen sogar einer Eurasian Division mit Teams aus Deutschland, Schweden, Finnland, Russland, Japan und Südkorea.

Stefan Herget: Ich wäre der Letzte, der das internationale Engagement verdammen würde, aber ich teile die Meinung, dass nur in der Exklusivität ein gewisser Reiz liegt und ein jährliches Event in einem bestimmten Land, könnte schnell eine Sättigung bringen, zumal die Eintrittspreise bei NHL-Spielen der regulären Saison deutlich höher liegen als bei einem nationalen Ligaspiel.

Ein größerer Freund bin ich noch von der der Idee den World Cup of Hockey wieder regelmäßig zu etablieren und diesen auch in Europa über die Bühne gehen zu lassen. Die Fans haben so die NHL-Stars live, aber durch die Nationalmannschaften eine größere Bindung bei den Spielen als wenn zwei NHL-Teams gegeneinander antreten. Ideal wäre natürlich, wenn sich der Weltverband IIHF und die NHL einigen würden, eine gemeinsame Weltmeisterschaft und die nur alle zwei oder vier Jahre im Januar oder Februar zur Saisonmitte auszutragen. Das wäre der größte Erfolg für den Eishockeysport. Doch die Chancen dazu dürften wegen den unterschiedlichen Interessen und Zeitplänen gegen Null gehen. Eigentlich schade.

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