Florida Panthers

Drei Stanley Cup Finals in Folge, dazu zwei Back-to-Back Stanley Cups - die Florida Panthers waren in den letzten Jahren das Maß aller Dinge in der NHL. Klar, dass sich vor dem Start der Saison 2025/26 die Frage aufdrängt, wie dieses Team überhaupt zu schlagen und der „Threepeat“, also der dritte Titel in Serie zu verhindern ist.

NHL.com/de hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht und drei Thesen dazu aufgestellt.

These 1: Die Panthers können sich nur selbst schlagen

Schon 2023 hätte es mit einer Meisterschaft klappen können, doch bedeuteten die vielen Verletzten einen Genickbruch im Duell mit den Vegas Golden Knights (1:4). Im Stanley Cup Finale 2024 war es trotz einer 3:0-Serienführung gegen die Edmonton Oilers am Ende noch richtig knapp, doch setzten sich die Panthers mit 4:3 durch. Ein Jahr später, im Stanley Cup Finale 2025, war Florida noch einmal stark verbessert und brauchte nur sechs Spiele (4:2) für den erneuten und hochverdienten Triumph gegen Edmonton. Blickt man auf den Trend, werden die Panthers also eher stärker als schwächer, zumal es General Manager Bill Zito gelang, sein Erfolgsteam zusammenzuhalten. Hinzu kommt das Traumwetter im Sunshine State, steuerliche Vorteile für die Spieler und eine herausragende Infrastruktur vor Ort. Kann sich Florida also nur selbst schlagen?

Als Warnung dient das angesprochene Finale von 2023, als zahlreiche Schlüsselspieler der Panthers verletzt waren. Darunter etwa Abwehrchef Aaron Ekblad oder Power Forward Matthew Tkachuk. Aufgrund dessen hatte Florida keine Chance, ans Leistungslimit zu kommen. Somit konnten die Panthers nicht mit der Qualität der Golden Knights mithalten. Gesund zu bleiben - und das gilt für alle 16 Playoff-Teams - ist mit das wichtigste in der Postseason.

FLA@CAR, Sp1: Ekblad trifft nach einem Turnover vom linken Faceoff-Punkt zum 2:0

Umso tiefer dürften die Sorgenfalten bei den Florida-Fans in diesen Tagen sein, denn mit Tkachuk und Kapitän Aleksander Barkov fallen die beiden wohl wichtigsten Stürmer langfristig aus. Tkachuk musste wegen eines Adduktoren-Risses und einer weichen Leiste operiert werden und fehlt voraussichtlich bis Dezember. Barkov erlitt im Training eine schwere Knieverletzung und wird mit einem Kreuz- und Innenbandriss sieben bis neun Monate nicht zur Verfügung stehen. Ihm droht sogar das komplette Saison-Aus.

Playoffs ohne Barkov als Leitwolf und einem der besten Zwei-Wege-Center wird eine erhebliche Schwächung für die Panthers sein. Zumal beide zugleich eine wichtige Rolle in Sachen Körperspiel einnehmen. Wie schon in 2023 könnten in 2026 die Verletzungen dazu führen, dass der ganz große Wurf misslingt.

These 2: Mimikry - Frag nach bei den Vegas Golden Knights

Das Mimikry-Phänomen stammt aus der Biologie und bedeutet, dass eine Spezies eine andere nachahmt, um einen Vorteil zu erlangen. Übersetzt in die Hockey-Sprache heißt das: Andere Teams könnten Floridas System kopieren, um sie sozusagen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

Panthers-Hockey unter Trainer Paul Maurice definiert sich komplett über das Forechecking. Gegner werden schon früh sehr aggressiv mit hohem Laufaufwand unter Druck gesetzt, damit im Aufbau empfindlich gestört, an die Banden gedrängt und dort mit harten Checks aufgerieben. In den letzten zwei Jahren war Florida sowohl in der regulären Saison (2023/24: 2339 Checks; 2024/25: 2446 Checks) als auch in den Playoffs (2024: 1035 Checks; 2025: 1042 Checks) das Team mit den meisten Hits.

Schau dir die besten Tore der Panthers in der Saison 2024/25 an.

Genau diese Spielweise hatten sich im Stanley Cup Finale 2023 die Vegas Golden Knights auf die Fahnen geschrieben und waren damit erfolgreich. In fünf Finalspielen hatten die Vegas-Stürmer Keegan Kolesar (18 Checks), Ivan Barbashev (13), Nicolas Roy (12) und William Carrier (10) jeweils zweistellige Hit-Zahlen zu verzeichnen und standen Florida in nichts nach. Statt selbst zermürbt zu werden, waren die Golden Knights proaktiv und verbuchten Puck-Eroberungen am anderen Ende der Eisfläche.

Diesen Mimikry-Effekt könnten sich nun weitere Teams zu Nutze machen - brauchen dafür allerdings entsprechende Spieler, die für diesen Stil gebaut sind.

„Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir in der regulären Saison recht gut gegen die Panthers ausgesehen. Natürlich ist das Hockey in den Playoffs nochmal etwas anderes. Sie waren so erfolgreich mit ihrem Ansatz, also werden immer mehr Mannschaften versuchen, das zu kopieren“, sagte Rasmus Sandin, Abwehrspieler von den Washington Capitals, im Gespräch mit NHL.com/de. „Physis spielt eine große Rolle. Ich glaube, dass das der Schlüssel zur Lösung ist.“

These 3: Schnelle Verteidiger gegen Floridas Forechecking

Eine komplett gegensätzliche Herangehensweise wäre keine Kopie, sondern eine Kompensation der Panthers-Stärken, wofür es genau gegenteilige Stärken bräuchte.

Genauer gesagt geht es darum, sich dem zermürbenden Forechecking zu entziehen. Das geht aber nur mit gedankenschnellen Verteidigern, die den Aufbaupass schon präzise gespielt haben, bevor der Gegner-Druck sie erreicht. Hierfür sind Abwehrspieler mit hohem Hockey-IQ, guter Übersicht, schneller Auffassungsgabe, kurzer Reaktionszeit, flinken Füßen, präzisen Pässen und aufmerksamen Mitspielern nötig. Letztere müssen nicht nur die Pässe zuverlässig empfangen und weiterverwerten, sondern benötigen ferner einen Fächer an verschiedenen einstudierten Laufwegen und den Instinkt, auch spontan auf Abweichungen des Plans reagieren zu können.

„Ich glaube, dass du auf deinen Spielstil vertrauen musst“, sagt der Schweizer Verteidiger J. J. Moser vom Tampa Bay Lightning. „Es wird nicht reichen, einfach mehr Checks zu fahren als sie. Du musst dich an deine eigenen Stärken halten und einen Weg finden, mit ihrer Physis und ihrem Forechecking umzugehen. Du musst es schaffen, das zu kontern, damit sie gar nicht erst zu ihrem Spiel finden. Wenn dich das nicht kümmert, kannst du dein Spiel aufziehen und mit Tempo und Technik agieren.“

TBL@NJD: Janis Moser fügt nach zwei Assists ein Tor mit glücklichem Schuss hinzu

Alle jagen die Panthers

Egal, welche These stimmen könnte - die Panthers zu schlagen, wird kein leichtes Unterfangen. Es wird spannend zu sehen sein, was sich die 31 anderen NHL-Klubs einfallen lassen, um Floridas Vorherrschaft in der besten Eishockey-Liga der Welt zu beenden.

„Jedes Team hat eine Achillesferse“, betont Verteidiger Hampus Lindholm von den Boston Bruins. „Ich denke, dass der Hunger, sie zu schlagen, irgendwann ausschlaggebend sein wird. Alle anderen Mannschaften wollen sie vom Thron stoßen.“

„Wir waren auf Augenhöhe mit ihnen, Kleinigkeiten haben den Unterschied ausgemacht“, glaubt Moser und gibt sich zuversichtlich: „Wenn du Florida schlägst, musst du vor niemanden mehr Angst haben!“

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