Golden Knights gehen auf Raubzug
Neue Franchise stellt sich beim Expansion Draft 2017 wettbewerbsfähiges Team zusammen
von Axel Jeroma / NHL.com/de Autor
Es waren martialische Worte, mit denen Eigentümer Bill Foley in dieser Woche seine Vegas Golden Knights als künftig 31. Franchise der NHL vorstellte. "Unser Name und unser Logo repräsentieren die höchste Klasse des Kriegers, den Ritter. Sie geben nie auf, sind ehrenvoll und edel. Das soll auch unser Team künftig sein." Das Emblem des Vereins setzt sich dem philosophischen Überbau folgend aus dem Helm eines Spartaners und dem Großbuchstaben V für die Heimstätte Las Vegas zusammen. Bevor dort im Herbst 2017 in der T-Mobile Arena der erste Puck fällt, begeben sich die Golden Knights erst einmal auf Spieler-Raubzug durch die übrigen Standorte - mit dem Segen der NHL-Geschäftsleitung.
Damit dies alles in geordneten Bahnen verläuft, haben die Verantwortlichen der Liga für nächstes Jahres einen so genannten Expansion Draft angesetzt. Im Juni darf sich das neue Team der Western Conference bei den Kadern der Konkurrenz bedienen, um für die Aufgaben in der Saison 2017-18 gerüstet zu sein. Für den Expansion Draft 2017 hat die NHL ein ausführliches Regelwerk ausgetüftelt. Um es zu vollständig zu durchdringen, ist eine gewisse arithmetische Begeisterungsfähigkeit unerlässlich.
Zunächst einmal müssen die 30 Mannschaften dem Neuling nicht ihr gesamtes Aufgebot offerieren. Es besteht die Möglichkeit, eine ganze Reihe von Spielern vor dem Zugriff der Golden Knights zu schützen. Dafür bieten sich den bestehenden Teams zwei unterschiedliche Wege. Sie dürfen in einer Liste entweder sieben Stürmer, drei Verteidiger und einen Goalie oder acht Feldspieler und einen Schlussmann mit dem Prädikat "unverkäuflich" versehen. Nicht für einen Wechsel in Frage kommen zudem Akteure, die mit ihrem Arbeitgeber eine No-Movement-Klausel in ihrem Vertrag stehen haben. Diese müssen allerdings in das Verzeichnis der elf respektive neun geschützten Spieler aufgenommen werden.
Ebenfalls nicht zu bekommen sind Jungprofis, die erst zwei oder weniger Jahre ihre Brötchen in einer Organisation verdient haben oder die als bereits gewählte Draft-Picks noch keine Papiere unterzeichnet haben. Sie brauchen nicht extra in der Schutzliste ausgewiesen werden.
Damit die Golden Knights einen wettbewerbsfähigen Orden zusammenstellen können, gelten für die Kontrahenten einige Mindestanforderungen an Spieler, die sie dem künftigen Mitstreiter beim Expansion Draft 2017 zur Verfügung stellen. Sie müssen unter anderem einen Verteidiger und zwei Stürmer benennen, die in der jüngsten Spielzeit mindestens 40 oder in den beiden vergangenen Spielzeiten 70 Partien in der NHL bestritten haben und in der Saison 2017-18 unter Vertrag stehen. Ferner stehen die Gegner der Golden Knights in der Pflicht, einen Torwart ins Wechselverzeichnis aufzunehmen, der ebenfalls einen gültigen Kontrakt für 2017-18 besitzt oder vor Beginn dieser Serie als Restricted Free Agent gilt.
Spieler, die wegen einer Verletzung zuletzt 60 oder mehr NHL-Partien am Stück fehlten, sind vom Expansion Draft 2017 ausgeschlossen. Das gleiche Kriterium gilt für Torhüter oder Feldspieler, denen wegen einer schweren Blessur das Karriereende droht.
Damit die Golden Knights wiederum keinen anderen Klub plündern, dürfen sie lediglich einen Spieler von jedem der 30 Konkurrenten auswählen. Am Ende muss der Kader von Las Vegas mindestens 14 Stürmer, neun Verteidiger und drei Torhüter umfassen. Nicht weniger als 20 der Neuzugänge müssen für die Saison 2017-18 noch Vertrag bei ihrem vormaligen Arbeitgeber gehabt haben. Unter Berücksichtigung des Salary Cap hat der Wert der Neuverpflichtungen zwischen 60 und 100 Prozent unter dem des Vorjahres zu liegen.
Die Golden Knights können keinem der Erworbenen den Vertrag vor Sommer 2018 ausbezahlen. Mit dieser Sperrfrist soll vermieden werden, dass Teams Spieler mit unwirtschaftlichen Verträgen abgeben, um sich einen finanziellen Vorteil zu verschaffen.
Das weitere Prozedere vor dem Expansion Draft 2017 läuft nun wie folgt ab: Bis zum 17. Juni müssen die 30 NHL Teams ihre Liste von geschützten Spielern abgeben. Auf dieser Grundlage werden die Golden Knights ihre Wahl treffen und dies den betroffenen Spielern und ihren Klubs bis 20. Juni mitteilen. Am 21. Juni macht die NHL das Ergebnis öffentlich.
Spätestens wenn der Coach der Golden Knights feststeht, dürfte in der Branche eifrig spekuliert werden, welche Akteure die sportliche Leitung und General Manager George McPhee für den Raubzug der edlen Las-Vegas-Ritter ins Auge fassen.