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Bereits seit Januar wurde im Umfeld der Colorado Avalanche spekuliert, das sich etwas tun müsse. Lediglich 48 Punkte und damit mit 21 Punkten Abstand die wenigsten in der Saison hatte die Mannschaft vom neuen Trainer Jared Bednar, der weniger als drei Wochen vor dem Beginn des Trainingscamps nach dem unrühmlichen Abgang von Patrick Roy am 11. August 2016, verpflichtet wurde, am Ende der Saison geholt.
Die Avalanche verpassten damit zum dritten Mal in Folge die Playoffs, nachdem sie zuvor fast sensationell im Jahr 2014 die Central Division gewonnen hatten. Der Niedergang war umso verwunderlicher, weil Colorado über gutes und junges Spielermaterial verfügt.

Matt Duchene hat schon fünf Mal mindestens 20 Tore in der Saison erzielt. Mikko Rantanen hat als Rookie in der abgelaufenen Spielzeit ebenfalls 20 Treffer markiert. Nathan MacKinnon konnte zum zweiten Mal in Folge 50 Punkte sammeln und die Auftritte von Tyson Jost und dem aus Montreal geholten Schweizer Sven Andrighetto zum Ende der Saison nährten die Hoffnung auf eine Besserung in der kommenden Saison 2017-18.
Trotzdem ist es erstaunlich, an wie wenigen Stellschrauben General Manager Joe Sakic bisher eingegriffen hat. Das Festhalten an Bednar als dem richtigen Mann hinter der Bande birgt ein Risiko, denn die Geduld der Fans und Medien in Denver dürfte sich nicht zuletzt an seiner Person festmachen.

Sakic selbst hat noch den Superstar-Bonus, den er sich in seiner Zeit als Kapitän mit den zwei Stanley Cup Gewinnen 1996 und 2001 erarbeitet hat. Sollte sich seine bewiesene Geduld mit den Spielern und dem Trainer nicht auszahlen, dann wird auch er zunehmend in die Schusslinie geraten.
Denn es gehört schon Mut dazu, nach einer Saison, wie die letzte den Trainer zu belassen und die Mannschaft nur punktuell zu verändern. Mit dem Stürmer Colin Wilson wurde immerhin ein erfahrener Spieler von den Nashville Predators geholt. Er soll vor allem das mit nur 12,1 Prozent Erfolgsquote (30. in der NHL) erlahmte Überzahlspiel der Avalanche zu neuem Leben erwecken.
Die Verpflichtung des ehemaligen Nummer 1 Draft Nail Yakupov von den St. Louis Blues ist ein guter Versuch, der aber nicht unbedingt gelingen muss. Der 23-jährige talentierte Stürmer hat in den zurückliegen Jahren zu selten seine Fähigkeiten offenbart, weswegen ihn schon sein Draftteam, die Edmonton Oilers weiterreichten. Mit einem Jahresverdienst von unter einer Million US-Dollar ist das Risiko für die Avs allerdings überschaubar.
Neben den wenigsten erzielten Toren in der NHL in 2016-17, hatte Colorado auch die meisten Tore kassiert. Der Umbau in der Defensive beschränkt sich jedoch bisher auf mehr Abgänge als Zugänge. Der im Draft 2017 an Nummer 4 gezogene Cale Makar dürfte noch ein Jahr benötigen, um in der Defensive aushelfen zu können.
Ansonsten steht der Verpflichtung von David Warsofsky, einem Ergänzungsspieler der Pittsburgh Penguins mit insgesamt nur 39 Spielen in der NHL, lediglich die beendeten Verträge mit Patrick Wiercioch, Fedor Tyutin und Francois Beauchemin gegenüber.

In der Defensive besteht also dringender Handlungsbedarf, um die 278 Gegentore und nur 76,6 Prozent Quote in Unterzahl (29. in der NHL) vergessen zu machen. Das neue Torhüterduo mit dem hoffentlich verletzungsfreien Semyon Varlamov und Neuzugang Jonathan Bernier soll hier ebenfalls positiv einwirken.
Es ist schwer einzusehen, warum die Verantwortlichen in Denver angesichts der Katastrophensaison so ruhig geblieben sind. Mit kritischen Augen wird das Geschehen so oder so intensiv beobachtet werden. Die Wahrheit wird sich ab Oktober zeigen, ob die eingeschlagene Strategie von Erfolg gekrönt sein wird. Wenn nicht werden die Sturmwolken über dem Pepsi Center noch größer werden.