Torontos Offensive kaschiert so manche Schwäche
Wo sich der NHL-Spitzenreiter noch verbessern muss
von Christian Rupp / NHL.com/de Autor
Drei Spiele, drei Siege - nach einem perfekten Saisonstart führen die Toronto Maple Leafs aktuell die komplette NHL an. Vor allem die brandgefährliche und blitzschnelle Offensive der Leafs hat es in sich und kaschiert mit vielen Toren so manch andere Schwachstelle des Spitzenreiters.
Satte 19 Tore knipsten die Maple Leafs in nur drei Spielen, was die beste Offensive der Liga bedeutet. Zudem stellt Toronto auch das beste Powerplay (37,5 Prozent), gewinnt die zweitmeisten Faceoffs (58,8 Prozent) und bringt die fünftmeisten Schüsse aufs Tor (38,3 Schüsse pro Spiel). Dabei sind alle vier Sturmreihen gut ausbalanciert: Hyman/Matthews/Nylander (5 Tore/ 5 Assists/ 10 Scorerpunkte), Marleau/Kadri/Komarov (5/5/10), van Riemsdyk/Bozak/Marner (4/7/11) sowie Martin/Fehr/Brown (1/2/3) wiesen Geschwindigkeit und Scoringtouch nach.
"Sie sind gut. Sie sind richtig gut", musste Joel Quenneville anerkennen. Der Trainer der Chicago Blackhawks verlor in der Nacht zum Dienstag mit 3:4 n.V. in Toronto und musste danach vor allem den Gegner loben: "Sie haben Druck gemacht, haben schnelle und gefährliche Spieler. Das muss ich anerkennen."
Zunächst aber präsentierten sich die Maple Leafs wie im Tiefschlaf: Beim 0:1 kamen mit Morgan Reilley, Ron Hainsey und Mitchell Marner gleich drei Spieler nicht in den Zweikampf - Letzterer fälschte dann auch noch unglücklich ins eigene Torwarteck ab (4.). Beim 0:2 übersah Jake Gardiner einen gebrochenen Schläger hinter dem eigenen Tor, wo sein Pass hängen blieb und dem Gegner die Scheibe somit auf dem Silbertablett präsentierte (8.). Danach hatte Toronto Glück, dass Patrick Kane aufs halbleere Tor nur den Außenpfosten traf und kurz darauf Patrick Sharp mit einem Alleingang an Goalie Frederik Anderson scheiterte (beide 13.).
Video: TOR@DET: Marner eröffnet den Torreigen
Selbst beim Spitzenreiter ist also nicht alles Gold, was glänzt: Bereits zehn Gegentreffer bedeuten ligaweit den fünftschlechtesten Wert. Eine Unterzahl-Quote von 82,3 Prozent (18.) ist eher Mittelmaß, genauso wie das Goaltending von Starter Anderson (89,2 Prozent, 3,28 Gegentore/Spiel).
Allerdings wusste Toronto einmal mehr, seine Schwächen mit einer durchschlagskräftigen Offensive zu kaschieren. "Je länger das Spiel gedauert hat, desto besser sind wir geworden", erinnerte sich Center Auston Matthews, dessen Mannschaft Im zweiten (19:6) und dritten Drittel (14:6) beinahe dreimal so viele Schüsse abgab wie die Gäste aus Chicago. "Wir waren eine komplett andere Mannschaft", erklärte Connor Brown, einer der Torschützen. "Wir sind nicht in Panik verfallen und sind entschlossen geblieben", lobte Leafs Coach Mike Babcock.
Video: CHI@TOR: Matthews erzielt den Gamewinner in der OT
Der Lohn: Toronto kam noch einmal zurück und rettete sich in die Overtime. Hier glänzte Matthews mit einem schnellen Antritt samt präzisem Handgelenksschuss unter die Latte zum 4:3 n.V. (64.). "Es ist definitiv ein großer Sieg für uns. Unser Selbstvertrauen wächst weiter und wir wollen unseren Lauf am Leben halten", so der Siegtorschütze. Damit konnten die Maple Leafs alle drei ihrer Saisonspiele gewinnen - auch wenn noch nicht alles rund läuft. "In manchen Bereichen können wir noch besser werden. Aber momentan haben wir einfach Gefallen daran gefunden, zu gewinnen", brachte es Anderson auf den Punkt.