EHC München

Wie schnelllebig das Geschäft in der National Hockey League sein kann, erfuhr Dominik Kahun in seinen zwei NHL-Jahren am eigenen Leib: Im April 2018 nahmen ihn die Chicago Blackhawks unter Vertrag. Im Juni 2019 wurde der Stürmer im Austausch für Verteidiger Olli Maatta zu den Pittsburgh Penguins getradet. Im Februar 2020 folgte der nächste Transfer: Gegen Evan Rodrigues und Conor Sheary ging es für Kahun zu den Buffalo Sabres, die wiederum seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängerten. Also sicherten sich die Edmonton Oilers am 1. November 2020 die Dienste des 25-jährigen Linksschützen, der für ein Jahr und 975.000 US-Dollar unterschrieb.

Für Kahun waren es zwei lehrreiche Jahre: Er spielte trainierte und spielte mit Superstars wie Patrick Kane oder Jonathan Toews in Chicago, mit Sidney Crosby oder Evgeni Malkin in Pittsburgh oder zuletzt mit Jack Eichel oder Jeff Skinner in Buffalo. Kahun kam in zwei NHL-Saisons auf 138 Spiele und 68 Scorerpunkte (25 Tore, 43 Assists).
Was ihm noch fehlt, ist ein Einsatz in den Stanley Cup Playoffs. Dafür war Kahun im wahrsten Sinne zur falschen Zeit am falschen Ort: 2018/19 verpassten die Blackhawks die Endrunde um sechs Punkte. 2019/20 war er beim Playoff-Einzug der Penguins nicht mehr mit dabei. Mit den Sabres verfehlte er die Stanley Cup Qualifikationsrunde denkbar knapp um 0,7 Prozentpunkte: Mit 50,0 Prozentpunkten (31-31-9) schafften die Montreal Canadiens als Zwölfter in der Eastern Conference gerade noch so den Cut, die Sabres (30-31-8) wurden als 13. mit 49,3 Prozentpunkten in die Sommerpause geschickt.

Kahuns schönste Tore für Penguins und Sabres

Sieger-Gen statt Seuchenvogel
Haben die Oilers also einen Pechvogel verpflichtet? Keineswegs! Kahun gilt als eines der größten deutschen Eishockey-Talente und trägt vielmehr das Sieger-Gen in sich. Mit dem EHC Red Bull München gelang ihm der Titel-Hattrick: 2016, 2017 und 2018 ballerte er die Münchner zur Deutschen Meisterschaft. Dass der 1,80 Meter große und 79 Kilogramm schwere Angreifer Playoff-Hockey kann, zeigen seine Statistiken eindeutig. Oftmals hatte Kahun in der Endrunde sogar einen besseren Punkteschnitt als in der Hauptrunde. In insgesamt 206 DEL-Spielen schoss er 48 Tore und gab 101 Assists.
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Parallel glänzte er auch in der deutschen Nationalmannschaft und feierte mit dem DEB einen historischen Moment der deutschen Eishockey-Geschichte: den Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang. In sieben Spielen bei Olympia steuerte Kahun fünf Scorerpunkte (zwei Tore, drei Assists) bei.
Schon im Junioren-Bereich war die Extraklasse des technisch beschlagenen und kreativen Stürmers nicht zu übersehen. In der Schüler-Bundesliga sammelte er in 96 Spielen 449 (!) Scorerpunkte (163 Tore, 286 Assists) was einen schier unglaublichen Punkteschnitt von 4,68 macht. Auch in der DNL ließ es Kahun krachen: 69 Punkte (24 Tore, 45 Assists) in 43 Partien, also ein Punkteschnitt von 1,6 lautet hier die außergewöhnliche Bilanz des damaligen Ausnahmetalents der Adler Mannheim. Kahun und ein gewisser Leon Draisaitl spielten damals nicht nur in einer Reihe, sondern auch in ihrer eigenen Liga. "Es war leicht, mit solchen Spielern zu arbeiten und eine gigantische Erfahrung", sagte ihr damaliger Juniorentrainer Frank Fischöder.

EDM@CHI, Sp3: Draisaitl nutzt Abpraller zum Treffer

Mit Draisaitl wiedervereint
Nun werden die damaligen Reihen-Kollegen in der kanadischen Provinz Alberta wiedervereint. In Edmonton wird Kahun der fünfte Deutsche der Franchise-Geschichte nach Sven Butenschön, Jochen Hecht, Tobias Rieder und Draisaitl.
Vor allem die Kombination mit Draisaitl lässt aufhorchen. In gemeinsamen Zeiten in Mannheim sorgte dieses "Duo infernale" für unfassbare 849 Scorerpunkte (!) in drei Saisons. Kahun (443 Punkte in 118 Spielen) wusste Draisaitl (406 Punkte in 114 Spielen) dabei sogar zu überstrahlen. Gut möglich also, dass diese Chemie auch auf NHL-Eis zu sehen sein wird und Chefcoach Dave Tippett eine "deutsche Sturmreihe" komponiert. Art-Ross-Trophy-, Hart-Trophy-, Ted-Lindsay-Award-Gewinner und Center Draisaitl neben Flügelstürmer Kahun - das hätte nicht nur aus deutscher Sicht eine Menge Charme.
Anlauf nehmen in München
Aktuell bereitet sich Kahun in München auf seine dritte NHL-Saison vor und ließ sich zum EHC ausleihen. Mit den alten Kollegen nahm er bereits am Vorbereitungsturnier Magenta Sport Cup teil und startet wohl ab dem 17. Dezember auch mit in die neue DEL-Saison. Dabei nimmt der 25-Jährige Anlauf für sein großes Ziel: die NHL-Playoffs. Dort wollen auch die Oilers nach nur einer Teilnahme in den letzten 14 Jahren wieder hin. Kahun jedenfalls könnte sich in Edmonton als große Überraschung entpuppen.