Wer wird der Matchwinner in Spiel Drei?
Nachdem Tomas Plekanec zuletzt zum Helden für die Candiens avancierte sind nun andere Spieler gefordert
von Robin Patzwaldt @RobinPatzwaldt / NHL.com/de Autor
Der Druck auf die Montreal Canadiens war am Freitagabend nach der 0:2-Niederlage zuvor schon immens groß. Eine weitere Heimpleite, man hätte sich aus Sicht der Kanadier gar nicht ausmalen mögen, in welch misslicher Lage man nach New York zu den beiden sich anschließenden Heimspielen der Rangers gewechselt wäre. Nun, es kam bekanntlich anders. Jedoch höchst glücklich aus Sicht der Canadiens.
Ausgerechnet Tomas Plekanec (1-1-2) erzielte den Ausgleich für seine Farben. Und das keine zwanzig Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit.
Die Gastgeber retteten sich so ausgerechnet durch den Erfolg eines Mannes in die Verlängerung, den zuletzt viele Fans der Franchise nicht gerade wohlwollend begleitet hatten, hatte er doch in den letzten Monaten einigen Grund für Kritik geliefert.
Alexander Radulov (1-2-3) war es dann zudem vorbehalten in der neunzehnten Minute der Verlängerung das Siegtor für die Gastgeber, somit den immens wichtigen Ausgleich zum 1:1 in der Serie zu erzielen.
Radulov gelang somit erstmals ein Playoff-Treffer in seiner NHL-Karriere in der Verlängerung. Auch drei Zähler in einem Spiel waren ihm zuvor in den Playoffs noch nie gelungen. Auch bei ihm also genau der richtige Zeitpunkt für herausragende Taten, werden Fans der Canadiens sicherlich auch in seinem Falle sofort insgeheim mit anmerken wollen.
Der späte Ausgleichstreffer von Plekanec (59:42) war übrigens zudem der späteste Ausgleichstreffer in der langen PO-Geschichte der Franchise. Zuvor lag der Bestwert der Franchise bei Jaque Lemaire (59:36) in Spiel 1 der 1975er Halbfinalspiele gegen Buffalo.
Video: MTL@BUF: Plekanec bezwingt per Rückhand Lehner
Und es war auch ganz passend, wie dieser Treffer in der Nacht erzielt wurde, denn das Tor weckte so endgültig die Lebensgeister der Jungs aus Montreal. Wäre er nicht mehr gefallen, der vorentscheidende 0:2-Rückstand wäre heute in Kanada zu beklagen gewesen.
"Er war zur rechten Zeit am rechten Ort" konstatierte auch Trainer Claude Julien nach dem Spiel erleichtert. "Er hat seine Aufgabe erfüllt."
Etwas überraschend war für viele Beobachter die Tatsache, dass ausgerechnet Plekanec in diesen entscheidenden Sekunden von seinem Coach auf das Eis beordert wurde, kommt er aktuell doch aus einer enttäuschenden Spielzeit aus seiner persönlichen Sicht, war sein Selbstvertrauen doch zumindest zweifelhaft. Und nun rettete er die Franchise vor einem drohenden vorentscheidenden Rückstand. Ausgerechnet er, dessen Eiszeit viele Fans zuvor am liebsten deutlich beschneiden wollten.
Mannschaften welche mit 0:2 in Rückstand liegen verlieren Playoff-Serien lt. Angaben von TSN mit nahezu 90%iger Wahrscheinlichkeit. Diese Statistik hat er seinem Team damit erspart.
Ganze 17 Sekunden waren beim Treffer zum 3:3 noch auf der Uhr. Bemerkenswert!
Am Sonntag gehen die Canadiens nun somit, nachdem die Rangers zuletzt ja nicht unbedingt durch ihre Heimstärke auffielen, in einen unverändert völlig offen erscheinenden Wettkampf. So groß kann der emotionale und statistische Unterschied durch eine solche Heldentat also sein.
"Wir waren sehr engagiert heute" betonte Plekanec. "Gerade im letzten Drittel konnte man das sehen. Wir haben an uns geglaubt. Wir vertrauen einander. Nun konnten wir es allen auch deutlöich sichtbar beweisen."
Doch die Hausherren forderten dabei die Geduld und Nerven aller die es mit dem Team halten maximal. Bis Plekanec alle Beobachter dann in den Schlusssekunden endlich doch noch erlöste.
Die Rangers wurden damit für ihre eher abwartende Taktik bestraft. Zu sehr hatten sie sich auf ihre knappe 3:2-Führung verlassen. Der Plan der Gäste ging letztendlich nicht auf. Wenn auch nur knapp. In der erforderlichen Verlängerung war der psychologische Vorteil dann ganz auf Seite der Gastgeber.
Am Ende stand dann nicht nur der erste Erfolg nach Verlängerung des Teams über die Rangers seit sechzig Jahren, es war der erste Playoff-Sieg nach insgesamt zuletzt 707 Tagen. Es hat überhaupt fast zwei Jahre gedauert, dass ein Team aus Kanada mal wieder ein Spiel in der KO-Phase gewinnen konnte, nachdem im Vorjahr ja gar kein Team aus dem selbsternannten Mutterland des Eishockeys in der Endrunde aktiv war.
Und der 34-jährige Plekanec hat dies alles erst ermöglicht.
Erst nachdem Coach Julien zuletzt wieder zum Team stieß, waren auch die Leistungen des Spielers nach zuvor enttäuschenden Zeiten wieder ansehnlicher geworden. Zuvor war auch Julien wiederholt dafür kritisiert worden, dass er immer noch so viel Vertrauen in den Spieler setzte, ihn in der zweiten Reihe des Teams beließ.
In 78 Saisonspielen kam er nur auf 10 Tore und 18 Assists. Es war die schlechteste Ausbeute seit Beginn seiner NHL-Karriere vor über 10 Jahren.
"Seine Mannschaftskameraden haben ihm immer vertraut. Sie sehen ja was er tagtäglich für das Team leistet" so Julien gestern. "Er hat es mit viel Stolz durchgezogen. Dass er nun in dieser Form belohnt wurde, das ist eine tolle Sache für alle."
Plekanec gab sich bescheiden: "Ich bin nicht hier um persönlich gut auszusehen. Das steht nicht im Mittelpunkt meiner Anliegen hier. Das können meinetwegen andere machen"
Und sind es nicht genau solche Spieler, die sich ein Trainer wünscht? Am Sonntag besteht die Möglichkeit für den nächsten Aktiven sich ins Rampenlicht zu schießen. Dann kommt es im Madison Square Garden zu Spiel Drei zwischen den Rangers und den Canadiens. Ausgang nun wieder völlig offen.