Starke Senators müssen auf Tkachuk verzichten
Mit einem Bänderriss wird der Stürmer seinem Team schmerzlich fehlen, ob Ottawa das verkraften kann, bleibt abzuwarten
von Christian Göbel @DocGoebel / NHL.com/de Autor
Die Ottawa Senators sind eines der ersten Überraschungsteams in dieser Saison. Mit drei Siegen, einer Overtime-Niederlage und zwei verlorenen Spielen liegen die Senators derzeit auf dem ersten Wildcard-Platz im Osten. Das zweitschlechteste Team der vergangenen Saison zeigt sich, ohne den zu den San Jose Sharks getradeten Erik Karlsson, erstaunlich gut aufgelegt.
Der Trade von Karlsson nach San Jose fiel den Senators nicht leicht. Manager Pierre Dorion wusste, dass der Spielertausch notwendig war und erklärte den gefassten Entschluss bei der Verkündung des Wechsels: "Es fiel uns nicht leicht, einen Spieler des Kalibers Erik Karlsson abzugeben. Aber auf lange Sicht gesehen, war es für einen Neuaufbau notwendig. Wir mussten diese Entscheidung jetzt, an dem Punkt, an dem wir angelangt waren, treffen."
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Bereits nach sechs Partien zeigt sich, dass es der richtige Schritt der Senators für ihre Zukunft war.
Die Senators kompensierten den Verlust des Top-Verteidigers Karlsson als Team, das an einem Strang zieht. 14 verschiedene Spieler konnten sich bereits mit Scorerpunkten in der Statistik verewigen. Die Leistungsdichte ist hoch und sechs ihre Akteure punkten mindestens einmal pro Match. Besonders positiv überraschte der Einstand von Brady Tkachuk, der im Juni an vierter Stelle beim NHL Draft 2018 gezogen wurde. Der 19-jährige Stürmer ist für sein Alter bereits erstaunlich weit entwickelt und er traf in seinen vier Einsätzen dreimal ins Netz des Gegners. Zusätzlich assistierte der Sohn von Keith Tkachuk bei drei weiteren Toren der Senators. Der Hoffnungsträger auf eine glorreiche Zukunft in der kanadischen Hauptstadt ist überall auf dem Eis zu finden und weiß seine 1,91 Meter einzusetzen. Mit einer Plus-Minus-Bilanz von +5 ist Tkachuk der Zweitbeste seines Teams. Sein Wert wird lediglich von Dylan DeMelo (+8) übertroffen.
Video: DAL@OTT: Tkachuk tippt DeMelos Pass gegen Bishop rein
Seit Montag müssen die Senators auf ihren Super-Rookie verzichten. Im Spiel gegen die Dallas Stars zog sich Tkachuk einen Bänderriss zu und wird Ottawa für ungefähr einen Monat fehlen. Die Nachricht über die Schwere der Verletzung kam unerwartet, da Tkachuk die Partie noch beenden und sogar den Siegtreffer zum 4:1-Erfolg erzielen konnte.
Coach Guy Boucher hatte bemerkt, dass etwas mit seinem Youngster nicht stimmte: "Ich ahnte, dass da etwas ist, aber er hat so gut zu Ende gespielt. Wenn es nach ihm ginge, wäre er auch heute auf dem Eis. Er ist ein harter Junge und sicher niemand, der sich drücken will. Ganz sicher."
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Der "harte Junge" muss einige Wochen sein Bein schonen, wird aber nicht operiert, das ist die gute Nachricht für die Senators.
Ottawa muss nun als Mannschaft noch enger zusammenrücken, um nach dem Abgang Karlssons den nächsten, wen auch zeitlich begrenzten Verlust, auszugleichen. Die gezeigte Kadertiefe lässt hoffen, dass die Kanadier auch während Tkachuks Abwesenheit in der Spur bleiben und den nächsten Schritt zu einem Neuaufbaus weiter gehen können.
Mit einer früheren Rückkehr Tkachuks rechnet Boucher nicht: "Das ist eine Verletzung, die Zeit braucht. Es ist nichts, das beschleunigt werden kann. Diese Art der Verletzung braucht X Tage."
Video: PHI@OTT: Tkachuk trifft zum zweiten Mal
Diese X Tage werden die Senators ohne ihren linken Flügelstürmer aus der ersten Reihe überstehen müssen. Zumindest scheint es, dass Mark Stone, der nicht trainierte, fit ist und nicht auch noch verletzt passen muss.
Der Ersatz für Tkachuk in der ersten Reihe könnte Mikkel Boedker heißen. Der Stürmer wurde in der Sommerpause von den San Jose Sharks verpflichtet, jenem Team für das der Ex-Senators-Kapitän Karlsson nun auf Torejagd geht. Zwar war es nicht das gleiche Tauschgeschäft in dem Boedker und Karlsson die Arbeitgeber tauschten, doch schließt sich an dieser Stelle der Kreis.
Mit Karlsson im Kader würden die Senators erneut von einem Ausnahmespieler abhängig sein und wären nicht in der komfortablen Situation, mit Tiefe in den hinteren Reihen aufzuwarten. Nur dadurch können sie den Ausfall Tkachuks vermutlich kompensieren.
Ein erster Fingerzeig, wie Ottawa mit der erneuten Herausforderung umgeht, wird das Heimspiel gegen die ebenfalls überraschend starken Montreal Canadiens am Samstag sein.