Ottawa Senators wählen Tim Stützle als Nr. 3

Ab dem 1. November nimmt NHL.com/de mit seiner 31 in 31 Serie jedes Team genauer unter die Lupe. Von den wichtigsten Geschehnissen und Spielern bis hin zu Stärken und Schwächen, bieten wir eine umfassende Bestandsaufnahme der Klubs in der Liga.
In dieser Ausgabe geht es um die Ottawa Senators

Die Stanley Cup Playoffs kannten die Ottawa Senators zuletzt nur aus dem Fernsehen. In den vergangenen drei Spielzeiten wurde die Postseason deutlich verpasst. In der zurückliegenden Saison gelangen der Mannschaft von Trainer D. J. Smith lediglich 25 Siege. Nur die Detroit Red Wings waren noch schlechter. Dennoch ist der Eigentümer Eugene Melnyk davon überzeugt, dass "in den nächsten drei Jahren unsere große Zeit kommen wird."
Tim Stützle, der beim Draft 2020 an Position 3 ausgewählt wurde und damit gemeinsam mit Leon Draisaitl der höchste deutsche Pick aller Zeiten ist, soll dabei helfen.
Bilanz 2019/20:25-34-12, 15. Platz in der Eastern Conference
Postseason 2020:nicht teilgenommen,
Trainer:D. J. Smith, 2. Saison
Zugänge:G Matt Murray, D Erik Gudbranson, RW Evgenii Dadonov
Abgänge:C Jean-Gabriel Pageau, LW Anthony Duclair, D Mark Borowiecki
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Eigentlich gab es nur zwei Städte, in denen Stützle hätte landen können: Ottawa oder Los Angeles.
Bereits im Vorfeld des NHL Draft 2020 waren sich alle Experten einig, dass das Ausnahmetalent Alexis Lafreniere an Nummer 1 von den New York Rangers ausgewählt werden würde. Stützle und Quinton Byfield galten als die beiden Picks, die daraufhin folgen würden. Nur die Reihenfolge erschien völlig offen.
Schlussendlich entschieden sich die Los Angeles Kings für Byfield, sodass die Senators sich Stützle schnappen konnten. "Tims Verpflichtung ist ein weiteres Kernstück auf dem Wege zu einem konstanten Top-Team", schwärmte der Teambesitzer Melnyk daraufhin.
Auch Stützle gibt sich zufrieden. "Ich bin unglaublich glücklich, dass es geklappt hat, zukünftig in der kanadischen Hauptstadt spielen zu dürfen. Das ist schon immer ein Traum gewesen. Kanada ist das Mutterland des Eishockeys", sagte der Stürmer beim "SWR".
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Er weiß allerdings auch um die Begleiterscheinungen der kanadischen Eishockey-Begeisterung: "Da hat man immer Druck. Aber ich habe auch letzte Saison unter Druck gespielt. Ich musste in jedem Spiel und jedem Training meine Leistung zeigen. Daher kann ich es kaum erwarten, unter Druck zu spielen. Ich liebe es, in den letzten Minuten auf dem Eis zu stehen."
Der 18-Jährige absolvierte 2019/20 seine erste Saison in der DEL für die Adler Mannheim. Seine Bilanz: 41 Spiele, sieben Tore, 27 Assists. Der Lohn war unter anderem die Auszeichnung zum DEL Rookie of the Year.
Ob er nun auch in der NHL durchstarten wird? Die Erwartungen sind jedenfalls hoch. Da Stützle genauso wie Draisaitl an Nummer 3 gepickt wurde und beide aus dem Nachwuchs der Jungadler Mannheim stammen, drängen sich Vergleiche förmlich auf. "Es ist eine sehr große Ehre für mich, mit so einem großartigen Spieler verglichen zu werden. Ich bin aber noch einmal ein etwas anderer Spielertyp. Wir haben auch unterschiedliche Persönlichkeiten", gibt Stützle zu bedenken.
Gleichwohl ist Draisaitl ein Vorbild für ihn: "Für mich ist es toll, wenn ich mit ihm in einem Zusammenhang genannt werde und es motiviert mich zusätzlich. Ich will irgendwann auch einmal auf diesen Level kommen. Leon hat das in der vergangenen Saison super gemacht und auch die Jahre davor sehr gutes Eishockey gezeigt. Dadurch hat er viele junge Spieler motiviert, die alle zu ihm aufschauen."
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Während Draisaitl längst zur Weltspitze zählt, muss Stützle überhaupt erst einmal in der NHL debütieren. Mitte Oktober, also nur wenige Tage nach dem Draft, erlebte er einen Rückschlag. Im Trainingsbetrieb der Adler stieß er mit einem anderen Spieler zusammen, zog sich eine Armverletzung zu und musste operiert werden.
Pierre Dorion, der General Manager der Senators, blieb dennoch gelassen und sagte kurz nach der Verletzung: "Ich weiß, dass unser medizinisches Personal direkt mit ihm gesprochen hat. Alles ist positiv verlaufen, und wir freuen uns darauf, dass er in 6-8 Wochen nach Mannheim zurückkommt und in der kommenden Saison für die Ottawa Senators spielen wird."
Heißt also: Stützle könnte Ende November oder schlimmstenfalls erst Mitte Dezember wieder voll umfänglich trainieren. Jan-Axel Alavaara, der Manager der Adler, äußerte sich vor wenigen Tagen positiv über den Heilungsprozess: "Die Genesung verläuft nach Plan. Bald kann er auch wieder skaten. Er ist im Fitnessstudio und macht jeden Tag Reha."
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U20-Nationaltrainer Tobias Abstreiter hat Stützle in dieser Woche für die Junioren-Weltmeisterschaft 2021 vom 25. Dezember bis 5. Januar in Edmonton nominiert und erwartet dem Vernehmen nach, dass der Stürmer bis dahin fit sein wird.
Stützle hat danach gute Chancen, bereits früh in der Saison als Stammspieler der Senators gesetzt zu sein. Dass er nicht nur als Flügelstürmer agieren kann, sondern auch als Center, ist möglicherweise ein entscheidender Vorteil. Auf den Außenpositionen sind die Senators mit Akteuren wie Brady Tkachuk, Connor Brown, Drake Batherson oder Neuzugang Evgenii Dadonov bereits gut besetzt. Dafür mangelt es der Mannschaft an guten Spielmachern. Stützle könnte dieses Problem beheben.
Dementsprechend zuversichtlich blickt der Deutsche in die Zukunft: "Mein Ziel ist es, mit Ottawa Pokale zu gewinnen, und ich möchte so schnell wie möglich in der NHL spielen."