Washingtons Champions genießen volles Vertrauen
Analyse der Capitals: Kaum Veränderungen im Team für die Mission Titelverteidigung
von Axel Jeroma @NHLde / NHL.com/de Autor
Nachdem die Washington Capitals zum Stanley-Cup-Champion 2017/18 gekrönt wurden, der NHL Draft 2018 und die geschäftige Phase der Free Agency hinter uns liegen, wird NHL.com/de alle 31 Teams zu diesem Zeitpunkt der Offseason bewerten. Von den wichtigsten Ergänzungen bis hin zu den neuen Perspektivspielern und vielem mehr, werden wir den Zustand jeder Organisation analysieren.
Heute: Washington Capitals
Die Washington Capitals gehen die Mission Titelverteidigung mit nahezu unverändertem Personal an. Von den 20 Spielern, die an der Finalserie gegen die Vegas Golden Knights beteiligt waren, kehren 18 nach der Sommerpause zum Team zurück. Lediglich Angreifer Jay Beagle und Torhüter Philipp Grubauer suchten sich einen neuen Arbeitgeber. Das gilt gleichermaßen für Meistercoach Barry Trotz, der künftig bei den New York Islanders das Zepter schwingt.
Die Nachfolgeregelung auf der Trainerposition macht ebenfalls deutlich, wie sehr die Capitals an Kontinuität interessiert sind. Die Verantwortlichen des Klubs entschieden sich gegen prominenten Ersatz von außerhalb und beförderten stattdessen mit Todd Reirden einen Mann aus dem eigenen Trainerstab zum Chef. Er arbeitete zuletzt vier Jahre lang in unterschiedlicher Funktion für Washington.
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Vor Beginn der Free Agency am 1. Juli verlängerten die Capitals mit drei Stammkräften, um sie damit dem Spielermarkt zu entziehen. Stürmer Devante Smith-Pelly setzte sein Autogramm unter einen neuen Einjahresvertrag. Weitere acht Jahre bleibt Verteidiger John Carlson dem amtierenden Stanley-Cup-Sieger erhalten. Defensivspieler Michal Kempny unterschrieb für vier Spielzeiten. Vor wenigen Tagen einigten sich die Capitals außerdem mit Angreifer Tom Wilson. Der Restricted Free Agent wurde mit Arbeitspapieren für sechs Jahre ausgestattet.
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Den Weggang von Center Jay Beagle zu den Vancouver Canucks kompensierten die US-Hauptstädter mit der Verpflichtung von Nic Dowd. Der 28-Jährige bestritt in der vergangenen Saison 56 Spiele für die Los Angeles Kings und die Canucks. Mit vier Punkten (drei Tore, ein Assist) blieb sein Scoring recht überschaubar. Ein ganzes Stück besser lief es in der Hauptrunde 2016/17, als er im Trikot der Kings in 70 Partien insgesamt 22 Zähler (6 Tore, 16 Vorlagen) verbuchte. Dowd ist bei den Capitals jedoch nicht gesetzt, sondern muss mit Rookie Travis Boyd um den Platz als Mittelstürmer der vierten Reihe kämpfen.
Eine deutlich größere Lücke als Beagle hat ohne Zweifel der Rosenheimer Grubauer hinterlassen, der in der kommenden Spielzeit bei den Colorado Avalanche zwischen den Pfosten steht. Der 26 Jahre alte Schlussmann war zuletzt mehr als ein reiner Backup für die etatmäßige Nummer 1 der Capitals, Braden Holtby. Der als Nachfolger von Grubauer auserkorene Pheonix Copley kam bislang lediglich auf zwei Einsätze in der NHL für die St. Louis Blues. In der vergangenen Saison hütete der 26-Jährige ausschließlich das Tor von Washingtons AHL-Filiale Hershey.
An Copleys Stelle soll dort nun der 21 Jahre alte Ilya Samsonov erste Nordamerika-Erfahrung sammeln und sich für höhere Weihen empfehlen. Washington hatte den Russen beim NHL Draft 2015 an Gesamtposition 22 ausgewählt. Im Mai dieses Jahres unterzeichnete er einen Entry-Level-Vertrag über drei Jahre.
Aufgrund der unverändert hohen Qualität des Kaders gehören die Capitals in der neuen Saison wieder zu heißen Titelanwärtern. Holtby im Tor, Carlson in der Verteidigung sowie Kapitän Alex Ovechkin, Evgeni Kuznetsov und Nicklas Backstrom im Sturm zählen zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Hinzu kommen hochveranlagte junge Angreifer wie Jakub Vrana und Andre Burakovsky, denen eine große Zukunft bevorsteht. Linksaußen Vrana glänzte auf dem Weg zum Stanley Cup in der zweiten Reihe neben Backstrom und T.J. Oshie. In Spiel 5 der Playoff-Serie gegen die Pittsburgh Penguins schoss er ein Tor und bereitete zwei Treffer vor. Burakovsky überzeugte vorige Saison als linker Flügelspieler in der dritten Angriffsformation und empfahl sich für eine bedeutendere Rolle für die neue Serie.
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Beim Saisonstart im Oktober sind die Augen nicht nur auf die Mannschaft gerichtet, sondern vor allem auf Coach Reirden. Der 47-Jährige hat keinen leichten Job angetreten. Der Erfolgsdruck in Washington nach dem ersten Cupsieg in der Geschichte ist enorm. Zwar erwartet niemand von vornherein die Titelverteidigung, doch ein frühes Scheitern in den Playoffs würde Reirden mit Sicherheit schwer angekreidet. Interessant wird daher sein, wie er in Schwächephasen der Capitals reagiert und ob dann das Management und die Stars im Team weiter bedingungslos hinter ihm stehen, wie sie es nach seiner Ernennung verlauten ließen.