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Starkes Torhütertrio in Florida lässt Fragen offen

Die Torhüter Luongo, Reimer und Berra verleihen Florida eine komfortable aber kostspielige Situation

von Stefan Herget / Eishockey.com

Eine der interessantesten Verpflichtungen in diesem Sommer war die von Torhüter James Reimer, den die Florida Panthers für fünf Jahre unter Vertrag nahmen. Der 28-jährige Kanadier, der in der abgelaufenen Saison für die Toronto Maple Leafs und die San Jose Sharks aktiv war, wird sich dort dem Wettbewerb mit den etablierten Roberto Luongo stellen müssen, der trotz seines Alters von mittlerweile 37 Jahren noch einen Vertrag bis 2022 besitzt und jährlich gute 4,5 Millionen US-Dollar verdient.

Rechnet man den Schweizer Reto Berra als vermeintlichen dritten Mann hinzu, dann lassen sich die Panthers ihr Torhütertrio in 2016-17 immerhin 9,35 Millionen kosten. Das sind grob ein Achtel der Gehaltsobergrenze von 73 Millionen. Viel Geld für eine einzige Position, wenn gleich diese sicher wichtig ist. Vom Torhüter hängt im Eishockey schließlich vieles ab.

Die Politik der Panthers überrascht indes doch etwas. Im Juni ließen sie sich auf einen Trade mit den Colorado Avalanche ein und holten Berra, der noch ein Jahr Vertrag besitzt, im Austausch für Stürmer Rocco Grimaldi. Der 29-jährige Züricher hatte sicherlich damit gerechnet in Florida die klare Nummer 2 zu werden und Luongo zu beerben, falls sich dieser verletzen sollte.

Doch dann folgte nur Tage später am 1. Juli die Verpflichtung von Reimer zu Beginn der Free Agency und Berra kam dadurch vom Regen in die Traufe. Bei der Avalanche erlebte er zwei Jahre ein Auf und Ab durch eine Konstellation ähnlicher Art mit Semyon Varlamov als unumstrittene Nummer 1 und seinen Kampf um die Backup-Position mit Calvin Pickard.

Nun sind die Vorzeichen noch schlechter, denn es wird allgemein erwartet, dass sich Luongo und Reimer, sofern beide fit bleiben, viel Spielzeit teilen werden und Berra wohl das dritte Rad am Wagen sein wird. Eine schlechte Konstellation gerade für das letzte Vertragsjahr, in dem er sich für neue Angebote zeigen möchte. Das Geduldsspiel beginnt von Neuem.

Die Zielrichtung des Managements in Florida ist mit der Verpflichtung von Reimer jedoch klar: Gerüstet zu sein für Ausfälle von Luongo und gegebenenfalls einen geeigneten Nachfolger in der Hinterhand zu haben, sollte sich dessen Karriereende abzeichnen.

Bei Betrachtung der vergangenen Saison muss festgehalten werden, dass Luongo besser denn je gespielt hat und wesentlichen Anteil am Gewinn der Atlantic Division noch vor den haushoch favorisierten Tampa Bay Lightning und am verdienten Einzug in die Playoffs mit 103 Punkten.

Luongo, dessen Fangquote in den 16 Jahren seiner NHL-Zeit niemals unter 90 Prozent lag, blüht im Herbst seiner Laufbahn noch einmal so richtig auf. Zuletzt kam er auf 92,2 Prozent und gerechnet auf Gegentore nur bei gleicher Mannschaftsstärke, also ohne Tore in Unterzahl waren es sogar 93,5 Prozent.

Unter den Torhütern, die mindestens 60 Saisonspiele absolvierten lag er damit für die Saison auf Platz 2 hinter Henrik Lundqvist von den New York Rangers (93,7%) und auf Platz 5 in der Rangliste seit dem Jahr 2007.

Die Torhütersituation in Florida für die kommende Saison hat also zwei Seiten. Die Trainer verfügen über ein starkes Trio und können Verletzungen so gut kompensieren. Andererseits nehmen sie für diese komfortable Situation sehr viel Geld in die Hand und leisten sich den Luxus einer Absicherung nicht nur für ein, sondern für fünf Jahre. Geld und Spielräume bei der Gehaltsobergrenze, die dann womöglich woanders fehlt.

Ob und inwieweit das Konzept aufgeht, wird wie immer die Zukunft und die unvorhersehbaren Ereignisse einer langen Saison zeigen.

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