Rantanen_Matthews_Laine

Die Saison 2017/18 der NHL bricht mit einigen Traditionen, hat schon einige Rekorde gesehen, wie die der Vegas Golden Knights, und hat den Fans viel Unterhaltung und viele spektakuläre Aktionen, Ergebnisse und Spieler gebracht. Nur passend, dass gerade in dieser Spielzeit ein feststehender Begriff, ein Phänomen teilweise ausgehebelt wird, das ansonsten Jahr für Jahr immer wieder beobachtet wird. Die Rede ist von der sogenannten "Sophomore Slump".

Als Sophomore wird ein Spieler bezeichnet, der im vergangenen Jahr noch ein Rookie war und nun erstmals nicht mehr als solcher gilt. Slump beschreibt ein deutliches nachlassen, eine ungewöhnliche Schwächephase. Diesen Begriff gibt es bereits lange und immer wieder kann man beobachten, dass Spieler, die als Rookie überraschend viele Punkte machten, in ihrem zweiten Jahr dies nicht bestätigen können. Das muss nicht zwingend bedeuten, dass der Athlet eine absolut katastrophale Saison erlebt, aber doch, dass er die hohen Erwartungen nach seinem Traumstart in der Vorsaison nicht ganz erfüllt.
Einer der besten Scorer der aktuellen Saison ist ein Beispiel dafür. Nathan MacKinnon begeisterte 2013/14 die Fans der Colorado Avalanche mit 24 Toren und 63 Punkten in 82 Spielen. Im folgenden Jahr kam er in 64 Spielen nur noch auf 14 Tore und 38 Punkte.

Philadelphia Flyers Verteidiger Shayne Gostisbehere erzielte in seiner Rookie-Saison in 64 Spielen 17 Tore und 46 Punkte und war damit der Verteidiger mit den meisten Toren in seinem Team und den sechstmeisten der NHL. In der folgenden Saison bestritt er 12 Partien mehr, sammelte aber sieben Punkte und zehn Tore weniger.
Es geht also häufig um absolute Spitzenspieler, die dennoch in ihrem zweiten Jahr in der NHL mit Problemen kämpfen und nicht so produktiv sind, wie noch in ihrer ersten Saison, oder den folgenden. Doch die Rookies des starken vergangenen Jahres, lassen sich von diesem Erfahrungswert scheinbar nicht beeindrucken.
Sieben der zehn besten Rookie-Scorer der vergangenen Saison verbesserten ihren Punktedurchschnitt, die gleiche Anzahl erzielte mehr Tore, als noch im vorherigen Jahr. Auston Matthews war mit 40 Toren und 69 Punkten der beste Torschütze und Scorer unter den Neulingen. In absoluten Zahlen liegt er zwar mit 30 Toren und 54 Punkten hinter diesen Leistungen, doch er bestritt bisher aufgrund von Verletzungen auch nur 57 Partien. Damit stieg sein Durchschnitt an Punkten pro Spiel von 0,84 auf 0,95. Er ist auch erst der dritte Spieler in der Geschichte der Toronto Maple Leafs, der in seinen ersten beiden Saisons je mindesten 30 Tore erzielt.

Seine beiden Teamkollegen Mitchell Marner und William Nylander verbesserten sich ebenfalls. Marner steigerte sich von 19 Toren und 61 Punkten auf 21 Tore und 67 Punkte, Nylander erzielte über zwei Saisons als Rookie 28 Tore und 74 Punkte, mit 55 Punkten in 77 Partien konnte auch er sich leicht verbessern.
Patrik Laine (43 Tore, 68 Punkte), Sebastian Aho (27 Tore, 63 Punkte), Matthew Tkachuk (24 Tore, 49 Punkte), Brayden Point (28 Tore, 62 Punkte) und Mikko Rantanen (27 Tore, 80 Punkte) steigerten allesamt ihre gesamte Zahl an Toren und Punkten. Den deutlichsten Sprung machte dabei Colorado Avalanche Stürmer Rantanen, der zuvor noch 20 Tore und 38 Punkte verbucht hatte.
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Damit gehören all die genannten Spieler zu den wichtigsten Leistungsträgern ihrer Teams. Jeder von ihnen ist unter den drei Topscorern seiner Mannschaft, das Trio aus Toronto führt die Scorer-Wertung der Maple Leafs gemeinsam an.
Das Feld der besten zehn Rookies der vergangenen Saison wird durch Columbus Blue Jackets Verteidiger Zach Werenski und New York Rangers Verteidiger Brady Skjei komplettiert. Werenski erzielte mit 14 Treffern zwar bereits drei Tore mehr, mit 34 Punkten liegt er aber 13 Zähler hinter der Leistung in seiner ersten Spielzeit. Skjei ist der einzige der zehn Akteure, der sich mit drei Toren und 23 Punkten in keiner Kategorie verbessern konnte. Allerdings erlebten die Rangers insgesamt eine enttäuschende Saison und werden früher als gewünscht in die Sommerpause gehen.
Teilweise ist für diese Überwindung des Phänomens Sophomore Slump sicherlich der Trend zu mehr Toren in der aktuellen Saison verantwortlich. Seit über zehn Jahren fielen nicht mehr so viele Tore pro Spiel, nur logisch, dass damit auch die Spieler mehr Punkte machen. Doch alleine dürfte es nicht entscheidend sein. Man sollte nicht vergessen, dass der Rookie-Jahrgang überragend stark war und viele große Talente in die NHL brachte, von denen einige mit ihren Teams unerwartet erfolgreich waren. Diese Erfolge und die frühen Erfahrungen in den Playoffs prägen junge Spieler, sind ihnen eine Lektion und eine Motivation.