Saisonprognose: Auf die Plätze fertig los
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag startet die NHL-Saison 2018/19. Wer zählt zum Favoritenkreis?
von Bernd Rösch @nhlde / NHL.com/de Chefautor
Während sich die Edmonton Oilers und die New Jersey Devils noch in Europa für die kommende Saison vorbereiten - die Oilers bestreiten am Mittwoch gegen die Kölner Haie in der Lanxess Arena von Köln ihr letztes Vorbereitungsspiel (16:00 Uhr Ortszeit) im Rahmen der NHL Global Series Challenge 2018 - geht es für acht NHL-Teams bereits in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag um Punkte.
Die NHL-Saison 2018/19 eröffnen die Montreal Canadiens und die Toronto Maple Leafs mit einem Original Six Match in der Scotiabank Arena von Toronto, womit auch gleich schon ein Saison-(Geheim-)favorit aus der Eastern Conference seine Visitenkarte am ersten NHL-Spieltag abgibt.
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Die Rede ist nicht vom frankokanadischen Rekordmeister, sondern von der in der größten Stadt Kanadas beheimateten Mannschaft, die mit voller Stolz ein Ahornblatt auf der Brust trägt, die aber seit dem Ende der Original Six Periode von vor 52 Jahren erst einmal ihre Division als Tabellenerster abschließen konnte (1999-2000) und am Saisonende ihre Conference (Western 1993-98, Eastern 1998-2018) noch nie als punktbestes Team anführte.
Alle Augen richten sich in Toronto auf ein nach Hause gekommenes Kind der Stadt: John Tavares entschied sich dazu seine NHL-Karriere, die auf Long Island begann, bei den Maple Leafs fortzusetzen. Auch wenn Headcoach Mike Babcock auf die Euphorie-Bremse drückt, die Vorstellungen seines Teams in den vergangenen zwei Spielzeiten waren häufig beeindruckend, ein Fortschritt war zu erkennen und mit der Verpflichtung von Tavares könnte ein fehlendes Puzzlestück hinzugekommen sein, um etwas ganz Großes zu erreichen, von dem man im Mutterland des Eishockeys noch in Jahrzehnten sprechen wird.
Video: DET@TOR: Tavares profitiert von Matthews
Die Konkurrenz im Osten ist groß und hat ebenso ambitionierte Ziele wie die Maple Leafs. In der Metropolitan Division vertraut der frisch gekürte Stanley Cup Champion, die Washington Capitals, fast durchgehend auf das Stammpersonal, das ihm den Vorjahreserfolg beschert hatte. Mit Todd Reirden für Barry Trotz steht jedoch ein neuer Trainer hinter der Bande der Capitals. Zu rechnen ist auch mit den von Sidney Crosby angeführten Pittsburgh Penguins. Der Champion von 2016 und 2017 hat letzte Saison die Erfahrung machen müssen, dass Erfolge keine Selbstläufer sind und wird die kommenden Aufgaben wieder hungriger angehen.
Hinter diesen beiden Teams geht es in der Metropolitan richtig knapp zu und es darf davon ausgegangen werden, dass es zu der ein oder anderen Überraschung kommen wird. Die Columbus Blue Jackets sind ebenso ein heißer Anwärter auf einen der ersten drei Plätze wie die Philadelphia Flyers.
Werden die New Jersey Devils ihre Leistung vom Vorjahr bestätigen können? Das Team der Schweizer Nico Hischier und Mirco Mueller profitierte vergangene Saison von der überragenden Performance eines Taylor Hall, der nicht ohne Grund als wertvollster Spieler mit der Hart Memorial Trophy ausgezeichnet wurde. Vielleicht reicht es für die Devils erneut zu einer Wildcard, doch welches Team möchte sich nicht eine solche ergattern.
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In der Atlantic Division erheben die Tampa Bay Lightning Anspruch auf den ersten Tabellenplatz. Nicht Unbegründet! Auf allen Positionen sind die Lightning hochkarätig besetzt, angefangen von Schlussmann Andrei Vasilevskiy über Verteidiger Victor Hedman hinzu 100-Punkte-Scorer Nikita Kucherov, um nur drei zu nennen. Auch der Mix aus erfahrenen Spielern wie eines Steven Stamkos und aufstrebenden Talenten, zu denen der 22-jährige Brayden Point zählt, ist nahezu perfekt.
Toronto und Tampa Bay schielen auf den Platz an der Sonne. Die ersten Anwärter auf den dritten Rang oder eine Wildcard sind die Florida Panthers und die Boston Bruins, doch auch ein Team vom Tabellenkeller könnte für eine Überraschung sorgen. Die Devils haben es im letzten Jahr vorgemacht, dass ein Riesensprung möglich ist. Sind nun die sich seit Jahren im Umbau befindlichen Buffalo Sabres zu einem solchen bereit? Zum Kader der Sabres gehören sechs Spieler, die zwischen 2013 und 2018 in der ersten Runde eines NHL Drafts unter den ersten acht gezogen wurden, darunter auch Verteidiger Rasmus Dahlin, ihr Nummer 1 Pick von 2018.
Neues gibt es auch im Westen. Die San Jose Sharks möchten es wissen, haben in einem Monster-Trade mit Verteidiger Erik Karlsson einen zweifachen Norris Trophy Gewinner an Land gezogen und sich damit in eine Favoritenrolle, nicht nur für den Titel in der Pacific Division, sondern auch für den ersten Platz in der Western Conference gebracht.
Video: SJS@VGK: Karlsson schießt sein Erstes bei den Sharks
San Joses Nachbarn aus dem Süden Kaliforniens, den Anaheim Ducks und den Los Angeles Kings, sowie den Vegas Golden Knights dürfte es schwer fallen den Sharks das Wasser zu reichen. Außenseiterrollen auf eine Playoff-Qualifizierung nehmen die beiden Franchises aus Alberta, die Calgary Flames und die Oilers ein. Es ist aber auch erst eineinhalb Jahre her, als die Westkanadier bewiesen, dass sie zu den Top-8 im Westen gehören. Edmonton hat auf jeden Fall mit Connor McDavid einen der torgefährlichsten und schnellsten Stürmer der Liga unter Vertrag. Gerade deutsche Eishockeyfans dürften den Oilers besonders die Daumen drücken, denn mit Leon Draisaitl und Tobias Rieder stehen gleich zwei Deutsche NHL-Cracks in deren Aufgebot.
Sechs von sieben Teams aus der Central Division lagen 2017/18 nach Punkten vor vier Mannschaften aus der Pacific Division. Wird diese Dominanz auch in der folgenden Saison seine Fortsetzung finden? Die Winnipeg Jets, im Vorjahr Zweiter der Central, möchten nun den nächsten Schritt machen und die Nashville Predators überholen. Bei diesem heißen Zweikampf gedenken auch die verstärkt in die Saison gehenden St. Louis Blues mitzumischen. Den Chicago Blackhawks mit dem deutschen Stürmer Dominik Kahun ist es ebenso zuzutrauen, dass sie es nach einem Jahr Abstinenz wieder zurück auf die Playoff-Bühne schaffen, wie den Dallas Stars, denen der neue Headcoach Jim Montgomery einen Schub verleihen wird. Somit könnte es für die Colorado Avalanche und die Minnesota Wild, die seit der Saison 2012/13 sechs Mal in Folge ein Dauerabonnement auf die Postseason hatten, richtig eng werden, wenn im April 2019 die Playoff-Plätze vergeben werden.
Freuen wir uns auf eine spannende Saison 2018/19, die sicherlich wieder mit vielen Überraschungen aufwarten wird, die am heutigen Tage gar nicht vorstellbar sind.