Sidney Crosby feiert ein traumhaftes Comeback
Nach seiner Verletzungspause freut sich die Eishockeywelt über das Saisondebüt des NHL-Superstars
von Robin Patzwaldt @RobinPatzwaldt / NHL.com/de Autor
Es war der erwartet große Bahnhof heute Nacht beim ersten NHL-Saisoneinsatz von Superstar Sidney Crosby, beim Heimspiel seiner Pittsburgh Penguins gegen die Florida Panthers. Und wie in einer echten Cinderella-Story zu erwarten, war es letztendlich auch tatsächlich der zuletzt schmerzlich vermisste Teamkapitän der den Grundstein zum letztendlichen 3:2-erfolg der Hausherren über die an diesem Abend hervorragend eingestellten Gäste aus Florida einleitete, indem er den zwischenzeitlichen 0:2-Rücjstand für seine Farben mit dem ersten Tor halbierte, seinem Team somit einen entscheidenden Push gab, der letztendlich in einem zwischendurch nicht unbedingt mehr erwarteten Heimsieg enden sollte.
Kurz noch einmal zur Vorgeschichte: Crosby zog sich Anfang Oktober eine Gehirnerschütterung im Training zu, fehlte seither in allen Spielen der Penguins. Am, Training nahm er zwar durchgängig teil, trug jedoch entweder ein gelbes "No contact"-Leibchen, oder skatete nur. Zuletzt war sogar bereits über einen womöglich längerfristigen Ausfall von Nummer 87 spekuliert worden. Einige Beobachter brachten sogar ein denkbares vorzeitiges Karriereende ins Spiel, da es nicht das erste Mal war, dass Crosby mit einer solchen Verletzung zu kämpfen hatte. Und Beispiele in der NHL-Geschichte, wo ein Spieler um weite Teile seiner denkbaren Karriere gebracht wurde, nur weil er immer wieder mit Gehirnerschütterungen zu kämpfen hatte, die gibt es genug. Erinnert sei in diesem Zusammenhang hier nur kurz an die Karriere Eric Lindros.
Nun, bei Crosby sollten sich diese Befürchtungen nun zunächst einmal wieder in rauch auflösen. Bereits gestern sickerte im Tagesverlauf nämlich durch, dass der Kapitän der "Pens" beim anstehenden Heimspiel gegen die Panthers sein Comeback feiern könnte, nach sechs verpassten Saisonspielen sein Debüt geben dürfte. "Crosby hatte ein starkes Training am Montag" sagte Coach Mike Sullivan nach dem Frühtraining am Dienstag. "Alles läuft gut. Er fühlt sich wohl, er könnte spielen." Und so kam es dann auch, sehr zur Freude der Eishockeyfreunde in Pittsburgh und sogar der ganzen Welt.
Einen Spieler der über Jahre hinweg herausragende Statistiken vorweisen konnte, der beim Gewinn des Stanley Cups 19 Punkte (sechs Tore, 13 Assists) in den 24 Spielen der Playoffs des Jahres 2016 beisteuern konnte, der zudem zuletzt die Conn Smythe Trophy, mit Team Kanada im Vormonat zudem auch den World Cup of Hockey 2016 in Toronto gewinnen konnte, der dort als bester Spieler des Turniers geehrt wurde, den ersetzt man halt nicht gerne dauerhaft.
Und so kam es in der heimischen PPG Paints Arena, welche ursprünglich im August 2010 eröffnet wurde, und bis zum Saisonbeginn unter dem Namen Consol Energy Center bekannt war, vor 18.087 Zuschauern zum lang erwarteten Debüt von Crosby.
Video: Crosby versenkt einen Handgelenkschuss
Als Konsequenz des Ganzen spielte Evgeni Malkin wieder als Center der zweiten Reihe der Penguins, Crosby übernahm diese Rolle in der Top-Formation des Teams. Sein direkter Gegenspieler sollte an diesem Abend somit also überwiegend Aaron Ekblad von den Florida Panthers sein.
Crosby wirkte zu Spielbeginn entsprechend glücklich, lächelte entspannt, sprach mit den Schiedsrichtern vor dem Eröffnungsbully. Gute Laune im Lager der Gastgeber.
Das änderte sich jedoch zu Spielbeginn zunächst recht rasch. Es wollte nicht so recht laufen bei den Pinguinen. Drei Strafzeiten im eröffnungsdrittel für die Hausherren störten den Spielrhythmus erheblich, limitierten zudem die Einsatzzeiten von Crosby und Malkin. Assistenz-trainer Rick Tocchet gab sich im TV-Interview entsprechend angesäuert. Man wolle mehr 5-5-Eishockey sehen um Malkin und Crosby besser einsetzen zu können.
Doch bevor man diese Gelegenheit erhielt, geriet das Team in Rückstand. Das 1:0 für Florida im Powerplay durch Reilly Smith (19.) schien nur eine logische Folge des zuvor gesehen zu sein. Irgendwann musste das mit den Strafzeiten ja förmlich mal bestraft werden. Die Pens gerieten einfach zu viel in Unterzahl, hatten demzufolge einfach selber nur wenige Offensivszenen.
Wer nun jedoch Besserung erwartet hatte, der sah sich auch zu Beginn des Mitteldrittels noch getäuscht. Das 2:0, welches der 24-jährige Verteidiger Mark Pysyk (27.) erzielte war zu diesem Zeitpunkt nicht unverdient. Bis zur Spielmitte war noch nicht viel zu sehen von der vielgelobten Offensivpower von Crosby & Co..
Erstmalig konnte dies eigentlich auch erst so richtig beim vielumjubelten Anschlusstreffer durch den Helden des Abends aufblitzen. Im Powerplay traf Crosby höchstpersönlich nach herausragender Vorlage von Malkin, völlig freistehend, zum 1:2 aus Sicht der Penguins.
Das Torschussverhältnis war bis zu diesem Zeitpunkt mit 12:11 zu Gunsten der Gastgeber auch noch immer recht ausgeglichen. Keine Spur also von sich defensiv einigelnden Gästen.
Und so ging es auch noch immer mit einem Rückstand für den Titelverteidiger in das 3. Spieldrittel. Crosby selber gab sich nach dem Mittelabschnitt aber auch entsprechend selbstkritisch: "Ja, das Tor war ein guter Anfang für uns heute. Aber da muss im Schlussdrittel noch deutlich mehr kommen. Wir müssen uns besser bewegen, konzentrierter spielen. Aber auf die letzten Minuten können wir aufbauen."
Und das tat man dann auch. Zunächst traf Phil Kessel noch das Gestänge des Tores (44), doch der Druck von Crosby & Co. wuchs von Minute zu Minute.
Der Ausgleich zum 2:2 (46). Fiel durch eine 2:2-Überzahlsituation vor dem Tor durch den ersten Saisontreffer von Carl Hagelin. Dabei ließ er Goalie James Reimer, der an diesem Abend Roberto Luongo im Tor der Gäste vertrat, keine Chance.
Nur vier Minuten später war das Spiel endgültig gedreht. Das 2:3 durch Eric Fehr (50.) fiel nach herrlicher Vorlage von Tom Kuhnhackl. Die vierte reihe der Pens hatte das Spiel somit endgültig ihren zu Gunsten gedreht.
Den Rest des Spiels brachten Crosby & Co. mit Glück und Geschick über die Runden, profitierten dabei auch ganz deutlich von einer nicht gegebenen, klaren Strafzeit gegen die Penguins.
Am Ende des Abends standen dann für Crosby rund 18 Minuten Eiszeit, 4 Torschüsse und 1 Tor, was einer Torquote von 25% entspricht, auf dem Statistikbogen. Nicht schlecht für eine Saisonpremiere. Zudem der vierte Heimsieg im fünften Heimspiel der Saison. Daran, dass das Torschussverhältnis des Spiels bis zum Schluss mit 22:22 ausgeglichen war, wird sich in und um Pittsburgh heute niemand stören. Stattdessen freuen sich alle über das geglückte Comeback eines der Eishockeysuperstars der Gegenwart.
Und der Star selber? Der gab sich nach dem Spiel gewohnt bescheiden:
"Ich bin froh wieder hier zu sein. Es war mein erstes Spiel. Ich hoffe, ich darf nun auch den Rest der Saison hier weiterhin mitspielen."
Dem Wunsch werden sich sicherlich viele Eishockeyfans anschließen. Längst nicht nur in Pittsburgh.