Aufregende Shootouts und Penalty-Spezialisten
Die längsten Shootouts in der Geschichte der NHL, zweimal unter Beteiligung mit deutschen Torhütern
von Bernd Rösch / NHL.com/de Chefautor
Thomas Greiss riss um 22:14 Uhr Ortszeit die Arme hoch, als in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch Verteidiger Nick Leddy in der 14. Runde als 28. Schütze die schwarze Hartgummischeibe hinter Anaheim Ducks Torsteher Jonathan Bernier versenken konnte. Die New York Islanders hatten das Marathon-Penaltyschießen gewonnen und durften sich über einen 3-2 Auswärtssieg freuen.
"Das war lang, irgendwann hoffst du nur, dass bald einer trifft", äußerte sich der deutsche Schlussmann in Diensten der Islanders zum gewonnenen Shootout im Honda Center und fügte hinzu, dass es einem dabei keinesfalls langweilig wird, da man immer auf den Spieler fokussiert ist und sich überlegt wie man reagieren möchte. Bei zehn Schützen hatte Greiss genau den richtigen Riecher, nur viermal musste er den Puck beim längsten Penaltyschießen in der Franchisegeschichte der Islanders und Ducks passieren lassen.
Nachdem sich am 3. November die Tampa Bay Lightning und Boston Bruins ein Penaltyschießen mit 20 Schützen geliefert hatten, folgte dem Duell zwischen den Islanders und Ducks zu zweiten Mal in dieser Saison ein Shootout der über mindestens zehn Runden ging - und es war der drittlängste in der Geschichte der NHL.
Die zwei längsten Penaltyschießen fanden jeweils unter Beteiligung der Washington Capitals statt.
Zur Saison 2005/06 entschied sich die Liga, bei Spielen, die nach der Overtime noch Unentschieden stehen, den Sieger durch Penaltyschießen zu ermitteln. Vielen Eishockeyfans werden sich noch an den Shootout-Krimi erinnern, der am 26. November 2005 im Madison Square Garden für die Entscheidung sorgen sollte, und an dem mit Olaf Kolzig auch ein deutscher Torwart beteiligt war. In der 15. Runde vereitelte der damals 23-jährige Henrik Lundqvist den Versuch von Washingtons Matt Bradley. Rangers Coach Tom Renney schickte nun Marek Malik aufs Eis. Der tschechische Verteidiger hatte bis zu diesem Zeitpunkt in 489 Spielen seiner NHL-Karriere 27 Tore erzielen können. Was der damals 30-Jährige aufs Eis zaubert war einem All-Star Game würdig: Malik lief mittig auf Kolzig zu, zog dann kurz vor dem Torraum nach rechts, um sich den Puck durch die Beine zu schieben und ihn dann, Schläger zwischen den Beinen, mit der Vorhand links an Kolzig vorbei einzunetzen.
Noch immer ein Faible für schöne und außergewöhnliche Tore im Shootout hat Chicago Blackhawks Patrick Kane, der gerne die Scheibe kurz vor dem Tor mehrmals durchmischt, geduldig auf die Reaktion des Schlussmanns wartet, um sich dann die freie Ecke aussuchen zu können. Islanders Teamkapitän John Tavares, der Dienstagnacht einer von den fünf Schützen der Gäste war, die treffen konnten, liebt es ebenfalls sich den gegnerischen Torwart auszugucken, um dann mit Präzision abzuschließen.
Auch der längste Shootout-Krimi liegt noch gar nicht so lange zurück: Die Florida Panthers gewannen am 16. Dezember 2014 gegen die Capitals ein Penaltyschießen mit 6-5, wobei insgesamt 40 Spieler in 20 Runden antraten. Nick Bjugstad war damals der siegbringende Torschütze für Florida.
Die bisher meisten spielentscheidenden Penalties haben T.J. Oshie, Frans Nielsen und Kane mit jeweils 17 Toren verwandelt. Die in der Summe meisten Penaltytreffer erzielten Nielsen und Radim Vrbata (je 42). Als wahrer Penaltyspezialist galt der finnische Verteidiger Petteri Nummelin, der von 2006 bis 2008 das Trikot der Minnesota Wild trug und bei zehn Versuchen für seine Farben achtmal getroffen hatte. Seine Effizienz lässt sich noch mehr würdigen, wenn man berücksichtigt, dass es keinen Spieler gibt, der häufiger als zweimal im Penaltyschießen angetreten ist und noch eine Trefferquote von 100 Prozent ausweist.
Und wen sollte man lieber nicht so oft einer solchen nervenaufreibenden 1-gegen-1 Situation aussetzen? Von den insgesamt 329 Spielern, die bisher mindestens zehnmal an einem Shootout teilgenommen haben, konnten Ottawa Sentors Clarke McArthur und Nick Foligno von den Columbus Blue Jackets keinen verwandeln.