Nico Hischier beweist sein Können
Der Schweizer U20-Junior zählt zu den größten Talenten in der Eishockeygeschichte der Eidgenossen.
von Bernd Rösch / NHL.com/de Chefautor
Die Schweizer Junioren-Nati ist bei der zur Zeit in Toronto und Montreal stattfindenden IIHF U20-Weltmeisterschaft angetreten, um ihre neunten Plätze von Helsinki und Toronto/Montreal aus den Jahren 2016 und 2017 vergessen zu machen. Im Kader der Eidgenossen steht mit Nico Hischier ein Stürmer, der ihnen das Vorhaben vereinfachen könnte.
Hischier gilt als das größte Eishockeytalent in der Geschichte des Schweizer Eishockeys und er wird für den NHL Draft 2017 hoch gehandelt. Es dürfte außer Frage stehen, dass sich eines der 30 NHL-Teams bereits in der ersten Runde des Drafts für den 17-jährigen Center entscheiden wird, der in der laufenden Saison bei den Halifax Mooseheads in QMJHL für Furore sorgen konnte. Sollte er jedoch bei diesem Turnier im Eishockeyland Kanada, vor den Augen der Journalisten der großen nordamerikanischen Eishockeyfachmagazine und der NHL-Scouts, so weitermachen wie begonnen, dann ist nicht ausgeschlossen, dass sein Name beim kommenden Draft noch früher aufgerufen wird, als jener von Nino Niederreiter, den die New York Islanders im Juni 2010 an Position 5 ausgewählt hatten.
Schon im Tuniervorbereitungsspiel gegen den hohen Favoriten Kanada konnte der aus der Gemeinde Naters im Zentrum des Oberwallis stammende Offensivspieler überzeugen. Nach einem 0-3 Rückstand zur ersten Drittelpause rettete Hischier, mit einem Doppelschlag im zweiten Durchgang und einem weiteren Assist bei Dominik Diems Treffer zum 3-3, die Schweizer Junioren in die Verlängerung, in der sie sich dann doch noch mit 3-4 geschlagen geben mussten.
Auch im Ernstfall zeigte sich Hischier als Klasse für sich: Im Auftaktmatch gegen die Tschechische Republik erkannte er sofort die Situation als die Tschechen an der blauen Linie im Drittel der Schweizer die Scheibe verloren und er machte sich, ohne dass ihn jemand folgen konnte, nach dem langen Pass von Damien Riat auf den Weg zum gegnerischen Tor. Alleine auf den tschechischen Schlussmann Jakub Skarek zulaufend, behielt Hischier die Nerven und schob das Spielgerät nach erst 23 Sekunden in der Verlängerung zum 4-3 Endstand ein. "Es ist ein großartiges Gefühl, wenn man in der Overtime trifft", freute sich Hischier über die gewonnen zwei Zähler.
Bereits in der regulären Spielzeit konnte der Nachwuchsstar punkten: Er war an den ersten zwei Toren der schweizerischen U20-Auswahl beteiligt gewesen. Beim Powerplaytreffer von Calvin Thurkauf zum 2-0 bewies Hischier sein Durchsetzungsvermögen: Er war es, der aus dem Kampf um den Puck an der Bande, als Sieger hervorging und ein Auge für den freistehenden Riat hatte. Dessen Schuss konnte anschließend Thürkauf abstauben.
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Die Mannschaft von Cheftrainer Christian Wohlwend macht in diesem Jahr einen sehr gefestigten Eindruck - mit Riat (2016, Washington Capitals, Nr. 117), Thürkauf (2016, Columbus Blue Jackets, Nr. 185) und Jonas Siegenthaler (2015, Washington Capitals, Nr. 57) stehen sogar drei Spieler im Aufgebot der Eidgenossen, die bereits in den vergangenen zwei Jahren von einem NHL-Team gedraftet wurden - dennoch wird dieses Turnier für die Schützlinge von Wohlwend kein Selbstläufer werden.
Die Konstellation in der Gruppe A erweist sich als besonders diffizil nachdem Titelverteidiger Finnland, trotz spielerischer Überlegenheit, seine bisherigen zwei Partien gegen Tschechien und Dänemark verloren hat, und sich Schweden bärenstark gegen die Dänen präsentierte. In den noch bevorstehenden Vorrundenpartien treffen die Schweizer auf drei sehr defensivstarke Mannschaften. Dementsprechend werden sie darauf angewiesen sein, dass ihr Eishockeywunderkind Hischier auch in diesen Partien unbekümmert aufspielt und die gegnerischen Abwehrreihen vor für sie unlösbare Aufgaben stellen kann.
Mit seinen drei Scorerpunkten, nach erst einem Auftritt, konnte sich Hischier, zusammen mit Teamkollege Riat, in die Phalanx der sechs kanadischen und russischen Junioren einreihen, die im Rennen um die Scorerkrone dieses Turniers vorne liegen, aber allesamt bereits zwei Partien absolviert haben.
Hischier macht trotz seiner jungen Jahren und dem Medienwirbel, den es um ihn gibt, einen so gefestigten Eindruck, dass ihm bei diesem Turnier noch vieles zuzutrauen ist.