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Die San Jose Sharks kamen in Spiel 5 des Western-Conference-Finals komplett unter die Räder: 0:5 hieß es am Ende auf eigenem Eis im SAP Center gegen die St. Louis Blues. Die Demontage hatte viele Gründe: Verletzungspech, Undiszipliniertheiten und viele Fehler.

Wie Spiel 5 wohl verlaufen wäre, hätte Sharks-Stürmer neun Sekunden nach Beginn nicht das Lattenkreuz, sondern in den Winkel getroffen? Diese Frage wird unbeantwortet bleiben. Nach einem schwachen Auftritt auf heimischem Eis aber mehrten sich stattdessen viele andere Fragen, auf die San Jose rasch Antworten finden muss.
Angefangen beim Lazarett, das sich während der Partie dramatisch vergrößerte. Zunächst schied Erik Karlsson aus. Der Offensivverteidiger hatte schon Großteile des letzten Drittels in Spiel 4 gefehlt und war auch in Spiel 5 erkennbar angeschlagen gegangen. Es scheint, als wäre beim Schweden eine Leistenverletzung wieder aufgebrochen. Karlsson zog sich während des Spiels in die Kabine zurück, sollte aber nicht der einzige Spieler bleiben, dem dieses Schicksal wiederfuhr: Kapitän Joe Pavelski und Center Tomas Hertl verletzten sich nach Checks, womit zwei weitere ultimative Schlüsselspieler ausschieden. Auch Flügelstürmer Joonas Donskoi musste im dritten Durchgang vom Eis, nachdem ihm ein Puck im Gesicht getroffen hatte - der Finne kehrte zumindest kurz vor Schluss wieder für ein paar Minuten zurück.

STL@SJS, Sp5: Binnington wehrt Burns' Schuss ab

Zu besagten vier Verletzten gesellten sich im letzten Abschnitt auch noch zwei Spieler, die sich Matchstrafen eingehandelten: Michael Haley, der nur 7:42 Minuten Eiszeit hatte, verbuchte mit insgesamt 14 Strafminuten beinahe die doppelte Zeit und wurde wegen unsportlichen Verhaltens gegen Alex Pietrangelo zum Duschen geschickt. Mitspieler Evander Kane kassierte gleich 14 Strafminuten in einer Szene, als er erst Gäste-Torwart Jordan Binnington anfuhr und daraufhin Joel Edmundson einen Stockschlag verpasste. Somit war die 20 Spieler umfassende Aufstellung der Sharks (inklusive Ersatztorhüter) schlussendlich um sechs Spieler dezimiert. San Joses Bank war entsprechend ausgedünnt, zumal sich immer wieder andere Akteure mit kleinen Vergehen Richtung Strafbank verabschiedeten. Unter dem Strich kassierten die Nord-Kalifornier 36 Strafminuten (!) und hatten dabei noch Glück, dass es St. Louis bei acht Powerplay-Möglichkeiten bei nur einem Tor beließ.
Diese Zahlen waren auch ein Beleg für die große Frustration bei den Sharks. Zum einen blieb San Joses Offensive harmlos und konnte zu keinem Zeitpunkt Druck aufbauen. Die Blues zermürbten ihren Gegner mit exzellentem Positionsspiel sowie harten Checks regelrecht, riegelten die neutrale Zone ab und verursachten beträchtlichen Schaden mit ihrem aggressiven Forechecking. Darauf nämlich reagierten die Kalifornier allergisch mit vielen Fehlern und zahlreichen Puckverlusten. Diese wussten die Gäste eiskalt zu bestrafen.
Beim 0:1 wurde der Befreiungsversuch von Erik Karlsson zu eine Torvorlage für Oskar Sundqvist, dessen Direktabnahme einschlug (6.). Beim 0:2 kehrte Goalie Martin Jones die Scheibe genau vor die Kelle von Jaden Schwartz, der nur noch ins leere Tor einschieben musste (24.). Beim 0:3 verwandelte Vladimir Tarasenko einen Penaltyschuss - vorausgegangen war ein Beinstellen von Brent Burns (27.). Schwartz schnürte im letzten Abschnitt noch einen Doppelpack (43., 57.) und machte damit seinen Hattrick sowie auch das Desaster für die Sharks perfekt.
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"Wir haben zu viele Pucks verloren und uns zu lange ein unserer eigenen Zone aufgehalten. Sie schaffen es, unsere Wechsel zu verlängern und machen unsere Jungs müde. Das sind zu lange Shifts in unserem Drittel", kritisierte Mittelstürmer Logan Couture.
Ähnlich sah es auch Verteidiger Brenden Dillon. "Wir sind von unserem Spiel abgekommen, hatten zu viele Puckverluste. Wenn dir das zu dieser Zeit des Jahres passiert, dann werden andere Teams normalerweise davon profitieren. Wir haben zu oft in die Mitte gespielt und den Puck nicht aus der eigenen Zone gebracht. Ihre Verteidigung ist sehr aktiv. Wir wussten das - es war also eine Frage der Umsetzung."
Verletzungen? Disziplin? Individuelle Fehler? Puckverluste? San Jose muss viele Fragen beantworten und steht durch den 2:3-Serienrückstand nun auch mit dem Rücken zur Wand. Keine neue Situation, immerhin gab es sowohl in der Serie gegen die Vegas Golden Knights (drei Partien) sowie gegen die Colorado Avalanche (zwei Partien) schon insgesamt fünf Entscheidungsspiele. In beiden Fällen setzte sich Team Teal jeweils in Spiel 7 durch. Soll es überhaupt erst soweit kommen, brauchen die Sharks eine deutliche Leistungssteigerung und gute Antworten in Spiel 6 in Gateway City in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (2 Uhr MESZ).