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Hat man noch um das Jahr 2000 die Eishockey WM verfolgt, dann bestand kaum ein Zweifel daran, wer die Vorrunde überstehen und in das Viertelfinale einziehen würde. Es waren immer die großen sieben, Kanada, USA, Schweden, Finnland, Russland, Tschechien und die Slowakei. Diese Nationen überrannten die kleineren Eishockeynationen in jedem Spiel regelrecht. Doch ganz so dominant sind sie lange nicht mehr. Vor allem die Schweiz, lehrte die großen Favoriten in den letzten Jahren das fürchten. Das liegt an der hervorragenden Nachwuchsarbeit der Eidgenossen, deren Früchte man mittlerweile auch immer häufiger in der NHL bestaunen kann. Immer mehr wirklich starke Schweizer sind in der besten Liga der Welt vertreten und übernehmen dort auch Schlüsselrollen in ihren Teams.

Während die Schweizer früher eher für ihre Torhüter bekannt waren, wie Martin Gerber und David Aebischer, so sind es mittlerweile besonders die Feldspieler, die Aufsehen erregen. Im nächsten Draft ist zum Beispiel der 18-jährige Center Nico Hischier einer der Favoriten für den ersten Draft Pick.

Bereits vor über zehn Jahren, in der Saison 2005-06, machte einer der größten Spieler, der je aus der Alpenrepublik in die NHL kam sein Debüt. Mark Streit kam als gelernter Stürmer zu den Montreal Canadiens und wurde aus der verletzungsbedingten Not heraus zum Verteidiger umfunktioniert, eine Rolle in der er Aufblühte. 2007-08 stellte er mit 62 Punkten einen Rekord für Schweizer Spieler auf, egal ob Verteidiger, oder Stürmer, der bis heute bestand hat. In der folgenden Saison wurde er ins All-Star Team berufen und nun, acht Jahre nach diesem Auftritt, folgte die Krönung durch den Gewinn des Stanley Cups mit den Pittsburgh Penguins, die ihn erst zur Trade Deadline am 1. März holten. Allerdings war es nicht wirklich Streits Saison, er kam nur auf 27 Punkte in 68 Spielen. Die Show stahl ihm dieses Jahr einer seiner jüngeren Landsmänner.
Roman Josi konnte bereits in vergangenen Jahren als Kernstück der Defensive der Nashville Predators überzeugen und war auch dieses Jahr wieder einer ihrer wichtigsten Spieler. Der 27-jährige Berner wurde in der zweiten Runde des Drafts 2008 als Nummer 38 von den Preds gewählt. Zu seinem ersten Einsatz in der NHL kam er erst drei Jahre später, 2011-12, als er in 52 Spielen auf 16 Punkte kam und mit fünf Toren bereits seine offensive Durchschlagskraft andeutete. In der darauffolgenden, durch den Lockout verkürzten Saison, stand er bereits in allen 48 Spielen auf dem Eis und steigerte sich auf 18 Punkte. In den beiden folgenden Spielzeiten steigerte er sich zunächst auf 40, dann auf 55 Punkte, bevor er 2015-16 mit 61 Punkten nur einen Punkt von Streits Rekord entfernt war. In der vergangenen Saison machte er zwar weniger Punkte (49), zeigte dafür aber andere Qualitäten. Er stand in der Abwehr stabiler und war einer der Führungsspieler des Teams, die den Rest der Mannschaft mitreißen und zu ungeahnten Erfolgen führen konnten.
"Er ist einer der beständigsten Spieler der National Hockey League", schwärmte Trainer Peter Laviolette während den Playoffs. "Tag für Tag im Training, in jedem Spiel, bringt er die gleiche Leistung. Er ist ein exzellenter Verteidiger über das ganze Eis Er spielt in der Abwehr genau so gut wie im Angriff. Wir zählen in vielen Situationen auf ihn."
Bekannt ist Josi dabei besonders für die Torgefahr, die er als Verteidiger ausstrahlt. In den vergangenen vier Jahren erzielte er nie wenige als 12 Tore, nie weniger als 40 Punkte. Vor allem in den diesjährigen Playoffs drehte Josi nochmal richtig auf. Er half die Predators, die zuvor nie im Conference Finale gestanden hatten, bis ins Finale gegen die Pittsburgh Penguins zu führen.

Im Finale war es nach zwei Niederlagen dann Josi, der in Nashville wieder Hoffnung aufkommen ließ und die Wende im Finale einzuleiten schien. Nachdem die Preds mit einem 1-0 Rückstand in die erste Drittelpause gegangen waren, traf Josi zunächst zum Ausgleich und legte dann das 21- und das 3-1 auf. Damit zeigte er erneut, dass er nicht nur durch seine konstante Leistung Mister Zuverlässig ist, sondern auch, weil er in den wichtigen Momenten Verantwortung übernimmt und noch über sein ohnehin schon hohes Niveau hinauswachsen kann.
Zwar ist es dieses Mal nichts mit dem Cup geworden, doch Josi zeigte definitiv eine der besten Leistungen, die man in der NHL je von einem Schweizer Spieler gesehen hat. Gerade die Gefahr, die von Josi und seinen Kollegen in der Abwehr ausging, führte nicht nur zu Toren von eben diesen Verteidigern, sie eröffnete auch den Stürmern neue Räume, weil die sich das verteidigende Team mehr auf die Jungs an der blauen Linie konzentrieren musste. Mit seinen 27 Jahren hat Josi noch jede Menge Zeit und sicherlich auch das Potential, noch eine Schippe drauf zu legen und Streits Karriereleistungen Konkurrenz zu machen. Gerade mit dem jungen, hungrigen und talentierten Team der Nashville Predators, ist der Stanley Cup in den nächsten Jahren kein unrealistisches Ziel und Josi ist auch zuzutrauen, Streits Rekord von 62 Punkten zu brechen.