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Am 1. Januar 2017 eröffnete die National Hockey League mit dem Eröffnungsbully zum Scotiabank NHL Centennial Classic die Feierlichkeiten zur Jahrhundertsaison. Seit ihrer Gründung im Jahr 1917 sah die Liga zahlreiche Kultpersönlichkeiten.
Während der Saison 2017 wird euch NHL.com/de mit zahlreichen Stories über die vergangenen 100 Jahre versorgen.

In dieser Ausgabe präsentieren wir euch Schlüsselfiguren der Ligageschichte. Von Gründern und Wegbereitern des Sports bis zu Pionieren der Neuzeit. Macht euch mit den Legenden vertraut, die unwiderrufliches für diesen großartigen Sport geleistet haben. Heute: Bobby Orr.
Vor wenigen Wochen stattete die einstige Nummer 4 der Boston Bruins dem "The Ames Boston Hotel" einen Besuch ab und enthüllte einen regelrechten Bobby Orr Schrein.
Das Bostoner Nobelhotel, das zur Hilton-Gruppe gehört, richtete jüngst eine Suit zu Ehren des Franchisehelden der Bruins ein. Für bis zu 2.000 Dollar die Nacht kommen Eishockeyenthusiasten in den in Gold und Schwarz - den Teamfarben der Bruins - gehaltenen Räumlichkeiten voll auf ihre Kosten.
Berichten des Boston Herald zufolge, sind die Annehmlichkeiten unglaublich.
Zwischen unzähligen Stücken Orr-Memorabilien, wie Game-Used-Schlägern, Spielpucks und einer Bronzestatue, bettet man im wahren Bruinshimmel. Je nach Vorliebe kann man als Gast wahlweise auf zwei Original-Sitzen des Boston Garden, der bis zum 14. Mai 1995 als Heimspielstätte der Bruins diente, entspannen oder doch an einer Essgruppe, die einer Strafbank nachempfunden wurde, speisen.

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Auch wird eine Wand von Orrs Konterfei bei seinem legendären Überzahltreffer in Spiel 4 des Stanley Cup Finales 1970 geziert. Bei dem, vor allem als "The Flight" bekanntem Bild, segelt Orr ,seine Arme hochreißend, durch den Torraum, nachdem er die Scheibe zum 4-3 Endstand im vierten Spiel ins Gehäuse buchsierte.
Die Bruins gewannen die Finaleserie gegen die St. Louis Blues mit einem astreinen Sweep und holten zum vierten Mal in der Franchisegeschichte den Stanley Cup. Unter entscheidender Mitwirkung ihres Verteidigers Orr, zogen die Bruins 1970 zum ersten Mal seit 1958 in ein Stanley Cup Finale ein und holten nach Cup-Gewinnen in 1929, 1939 und 1941 zum vierten Mal die Meisterschaft.
Orr erlebte zu diesem Zeitpunkt den Höhepunkt seiner Karriere. Nachdem er zur Saison 1966-67 in die Liga gekommen war, machte er sich schnell einen Namen als ausgezeichneter Offensivverteidiger. Er verkörperte eine Rolle, die bis Dato völlig unbekannt in der National Hockey League war.
Schon in seiner Rookiesaison stellte Orr unter Beweis, dass er in seinen ersten Jahren im Juniorenbereich als Stürmer aufs Eis ging. Mit 41 Punkten (13 Tore, 28 Assists) stellte er einen neuen Punkterekord für Rookieverteidiger auf und wurde mit der Calder Memorial Trophy, für den besten Neuprofi der NHL ausgezeichnet.
Zwar ging die James Norris Memorial Trophy für den besten Verteidiger der Liga in diesem Jahr an New York Rangers Harry Howell, doch dieser sollte mit seiner Vorhersage bei seiner Dankesrede recht behalten, als er behauptete, dass er sich sehr über den Gewinn sehr freue, da die Trophäe in den kommenden Jahren an Bobby Orr gehen werde.
Obwohl er in der Folgesaison von einem Schlüsselbeinbruch geplagt wurde und einen Großteil der NHL-Hauptrunde aussetzen musste, strich Orr die begehrte Verteidigertrophäe ein. Acht Jahre lang sollte er diese nicht mehr hergeben.
Mit Verteidiger Orr und den kongenialen Jungstürmern Phil Esposito, Ken Hodge und Fred Stanfield mauserten sich die Bruins von der Schießbude der Liga zu einem echten Topteam.

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Nach etlichen Jahren ohne Stanley Cup Teilnahme, zogen die Bruins im Jahr 1968 zum ersten Mal seit neun Jahren wieder in die NHL-Endrunde ein.
Großen Anteil an der Entwicklung seines Teams zu den "Big Bad Bruins", die bis in die 80er Jahre hinein die Liga dominierten, hatte der offensivgewaltige Orr. Auf dem Weg zum ersten von zwei Stanley Cup Erfolgen der Bruins in den frühen 1970er Jahren, gelang dem am 20. März 1948 in Parry Sound, Ontario, geborenen Orr das Kunststück, als erster Verteidiger überhaupt, die Art Ross Memorial Trophy einzuheimsen.
Nach 76 Partien in der Saison 1969-70, in denen er die Ausbeute der Vorsaison nahezu verdoppelte und 120 Punkte (33 Tore, 87 Assists) ergatterte, war er der punktbeste Spieler der Liga. Kein Stürmer war effektiver als Defensivspieler Orr.
Angespornt von seiner ersten Meisterschaft, packte Orr in der folgenden Spielzeit 1970-71 noch eins drauf und lieferte eine echte Fabelsaison ab. Mit 739 Punkten (37 Tore, 102 Assists) in 78 Spielen stellte er gleich drei Rekorde auf, die bis heute ungebrochen sind.
Sowohl nach Scorerpunkten als auch nach Torvorlagen in einer Saison konnte ihm bislang noch kein Verteidiger das Wasser reichen. Auch seine Plus/Minus-Wertung von +124 ist bislang unerreicht.
Seine von Verteidigern bis heute unerreichte Erfolgsquote, konnte der Kanadier Orr über nahezu seine gesamte Karriere aufrechterhalten. In der Saison 1974-75, der einzigen, in der Orr keine verletzungsbedingte Pause einlegen musste, stellte er mit 46 Toren eine neue persönliche Bestmarke auf.
Obwohl sich Orr einen Ruf als Saubermann und echter Gentleman verdiente und stets Eskapaden vermied und eine erstklassige und professionelle Einstellung zu seinem Sport hatte, nahm seine Karriere ein viel zu frühes Ende.
Über ein Dutzend Knieoperationen warfen Orr jahrelang zurück. Nachdem er zwischen 1975 und 1978 wegen anhaltender Schmerzen im linken Knie nur 36 Spiele absolvieren konnte, hängte er am 8. November 1978 seine Schlittschuhe unter Tränen endgültig an den Nagel.
Daraufhin verzichtete die Hockey Hall of Fame auf die übliche Wartezeit von drei Jahren und nahm den zu diesem Zeitpunkt erst 31 Jahre jungen Orr am 12. September 1979 auf.