Bei den Edmonton Oilers stellt sich regelmäßig die Frage, was wohl passiert, wenn die beiden Superstars Connor McDavid und Leon Draisaitl nicht treffen oder mehrere Vorlagen im Spiel liefern. Beim Auswärtsspiel am Montagabend (Ortszeit) bei den Winnipeg Jets gab es mal wieder eine Antwort darauf. Und die war aus Sicht der Oilers und ihrer Anhänger sehr erfreulich. Die Mannschaft von Trainer Kris Knoblauch gewann 3:1 im Canada Life Centre und profitierte dabei davon, dass diesmal andere Akteure zur rechten Zeit in die Bresche sprangen.

Der Übungsleiter der Oilers brachte es beim Gespräch mit den Journalisten nach der Partie gleich auf den Punkt: „Calvin war heute fantastisch, ganz klar der beste Spieler. Allein schon die Anzahl der Saves, die er gesammelt hat, speziell früh im Spiel und in Unterzahl. Er war heute unser bester Mann.“ Damit lobte der Coach seinen Keeper Calvin Pickard. Der Kanadier hatte mit 41 Paraden großen Anteil daran, dass die Oilers in Winnipeg das Eis als Sieger verließen.

Pickard früh im Spiel

Schon im ersten Drittel brachte er mit tollen Aktionen Jonathan Toews, Adam Lowry und Mark Scheifele zur Verzweiflung. Es zeigte sich, dass das dem erfahrenen Torwart guttat, um früh in den Rhythmus zu kommen. Von da an lief es bei ihm, und er erwies sich als zuverlässiger Rückhalt für sein Team. „Ich hatte früh die Gelegenheit, mich auszuzeichnen, und dann kam stetig ein bisschen was aufs Tor“, beschrieb es Pickard. „Das war eins dieser Spiele. Die Jets waren gut. Das muss man ihnen lassen. Ich musste eine super Leistung abrufen. Und wir haben auch als Team gut verteidigt.“

Er habe sich schon in den vergangenen Wochen gut gefühlt. Und habe auch den Eindruck gehabt, dass er gute Leistungen gezeigt habe. „Ich war gegen Minnesota und Montreal eigentlich gut drauf. Da sind wir aber nicht belohnt worden“, sagte Pickard. Sein Coach setzte da sogar noch einen drauf: „Er hat echt gute Spiele abgeliefert. Gegen Tampa haben wir leider spät noch ein Tor kassiert. Unglücklicherweise haben wir unser schlechtestes Eishockey gespielt, wenn er im Kasten stand. Dadurch sehen seine Statistiken nicht so gut aus.“ Für Pickard war es in dieser Saison der 14. Einsatz, der elfte als Starter zwischen den Pfosten. Es war sein vierter Sieg bei fünf Niederlagen. Sein Gegentorschnitt pro Partie sieht mit 3,69 tatsächlich noch steigerungsfähig aus, was auch für die Fangquote gilt (87,4 Prozent).

Freude über das Tor von Kumpel Max Jones

Pickard hatte zusätzlich noch einen Grund zur Freude. Denn da es die Jets schafften, McDavid und Draisaitl unter Kontrolle zu bekommen, mussten auch andere Spieler beim Toreschießen einspringen. Das tat mit Max Jones ein guter Kumpel von Pickard. „Ja, er war der erste vom Team, der mich hier willkommen geheißen hat“, erinnerte sich Jones nach der Partie. Der US-Amerikaner brach nach einem torlosen ersten Drittel den Bann, als er im Mittelabschnitt davon profitierte, dass Sturmpartner Curtis Lazar einen Scheibenverlust in der Jets-Abwehr in der Nähe des eigenen Tores provozierte. Jones bedankte sich artig mit seinem ersten Saisontor im siebten Spiel. „Super, dass Max das Tor hat. Gut, dass er sich belohnt hat, er bringt mich immer zum Lachen“, sagte Pickard und musste dabei selbst schmunzeln.

„Ich habe versucht, hart und einfach zu spielen. Fehler passieren. Aber mit wenigen Minuten muss man einen bestimmten Stil spielen. Ich habe versucht, das Beste draus zu machen“, meinte der Torschütze. Er bekam bei zwölf Wechseln 8:01 Minuten Eiszeit. Auch für ihn gab es Lob aus dem Mund des Trainers: „Jones zeigt wirklich gute Leistungen, seit wir ihn hochgerufen haben. Er gibt uns Geschwindigkeit, Hartnäckigkeit, physische Präsenz. Ich bin sehr zufrieden, mit dem, was er bringt.“

Knoblauch: Tiefe entscheidend

Das konnte der Coach auch mit dem Resultat sein. Obwohl von seinen beiden Stars relativ wenig zu sehen war. „Wir haben so viele Spiele dank Connor und Leon gewonnen. Winnipeg hat heute einen guten Job gemacht, die beiden unter Kontrolle zu bekommen. Heute war die Tiefe in unserem Kader entscheidend, etwa Jones, aber auch das zweite Powerplay. Von Zeit zu Zeit sind wir in der Lage, solche Spiele zu gewinnen“, befand Knoblauch.

Jack Roslovic sorgte mit seinem Überzahltor (33.) für ein kleines Polster der Gäste. Im Schlussabschnitt verkürzte Adam Lowry in seinem 800. NHL-Spiel auf 1:2 und verdarb Pickard dadurch den Shutout (46.). Zach Hyman machte mit seinem Treffer ins leere Tor knapp 90 Sekunden vor dem Ende alles klar.

EDM@WPG: Roslovic trifft bei seiner Rückkehr nach Winnipeg per Abstauber im Powerplay

Über McDavid und Draisaitl wurde dann doch noch gesprochen. Über Draisaitl, weil er sich in der Schlussphase voll reinhängte und sogar einen Schuss blockte. Das hob hernach auch Pickard hervor. Und auch Jones zeigte sich beeindruckt von dem Geist, der aktuell im Team herrscht. „Die Mannschaft war zweimal hintereinander im Finale. An solchen Abenden sieht man, warum“, meinte Jones. Auch er bezog sich auf Draisaitls Block. „Und das kurz nach Weihnachten.“

McDavids Serie geht weiter

McDavid war noch mal Thema, weil seine Serie mit Spielen mit mindestens einem Scorerpunkt lange auf der Kippe stand. Bis zu Hymans Tor. Dazu leistete er die Vorlage und hat jetzt in 13 Partien mindestens immer jeweils einen Scorerpunkt verbucht (13 Tore, 20 Assists). Es ist die längste Serie dieser Art in der NHL in dieser Spielzeit.

Auf der anderen Seite fand derweil auch eine Serie ihre Fortsetzung. Die Jets, bei denen der Schweizer Nino Niederreiter keinen Scorerpunkt verbuchte, warten seit sechs Partien auf einen doppelten Punktgewinn (0-3-3). „Wir haben richtig gut gespielt. Selbstverständlich gibt es sowas wie moralische Siege nicht. Aber wenn wir so weiterspielen und 60 Minuten lang konstant Druck machen, fahren wir auch wieder bessere Ergebnisse ein als diesmal. Das ist es, was wir aus dieser Partie mitnehmen können“, meinte Lowry. Er ist übrigens erst der vierte Spieler in der Historie der Franchise Atlanta Thrashers/Winnipeg Jets, der die Marke von 800 Spielen geknackt hat. Scheifele (916), Blake Wheeler (897) und Bryan Little (843) sind noch vor ihm.

Für die Oilers geht es an Silvester mit einem Heimspiel gegen die Boston Bruins weiter. Nach der Verletzung von Tristan Jarry hat Pickard gegen Winnipeg viele Argumente gesammelt, auch in dieser Partie zum Einsatz zu kommen.

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