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Ein Sieg ist nicht einfach ein Sieg. Es gibt die leichten Siege, bei denen von Anfang bis Ende alles klappt und die am Ende euphorisch zelebriert werden. Es gibt die hart erkämpften und knappen Arbeitssiege, nach denen man am Ende einfach nur erleichtert ist. Und dann gibt es noch die Siege, die teuer erkauft sind und einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Einen Erfolg der letzten Kategorie errangen die Pittsburgh Penguins am Samstag gegen die Chicago Blackhawks. Ihr 3:2 nach Penaltyschießen brachte ihnen zwar zwei Punkte ein, doch sie mussten einen schweren Verlust hinnehmen.

Superstar und Kapitän Sidney Crosby musste die Partie frühzeitig verlassen. Er blockte zu Beginn des dritten Drittels einen Schuss von Blackhawks-Verteidiger Erik Gustafsson und kehrte nicht ins Spiel zurück. Crosby ist mit 17 Punkten (fünf Tore, zwölf Assists) der beste Scorer und Vorbereiter der Penguins.
Inzwischen ist klar, dass Crosby auch im Spiel gegen die New York Rangers am Dienstag nicht zum Einsatz kommen kann. "Er wird immer noch genauer untersucht", sagte Trainer Mike Sullivan am Montag. "Details kann ich noch keine nennen. Gegen die Rangers ist er definitiv raus, das ist klar. Sobald ich Näheres weiß, lasse ich es Sie wissen."
"Klar, Sid ist der beste Spieler der Welt, wenn er ausfällt, müssen alle als Einheit einspringen", betonte Stürmer Jake Guentzel die Bedeutung des Centers. "Wir werden sehen was passiert." Neben Crosby fehlen außerdem Stürmer Patric Hornqvist und Verteidiger Kris Letang, zwei weitere Veteranen und Führungsspieler.
Crosby gilt seit Jahren als der Beste seiner Zunft. In 960 Spielen für die Penguins sammelte er 1.233 Punkte (451 Tore, 782 Assists) und entwickelte sich seit seiner Ankunft in der NHL in der Saison 2005/06 vom talentierten Stürmer zum Allrounder, der nicht nur in der Offensive effizient ist, sondern auch in der Abwehr Verantwortung übernimmt und als Paradebeispiel eines Führungsspielers gilt. Er führte die Penguins zu drei Stanley Cups (2009, 2016, 2017), gewann so viele Auszeichnungen, dass es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, sie alle aufzuzählen. Wie man ihn kennt, würde er zu einer möglichen Verletzungspause jedoch vermutlich sagen, dass die Penguins größer sind als ein Spieler und dass er volles Vertrauen in sein Team hat.

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Das ist nicht weit hergeholt, denn mit Verletzungspech kennen sich die Penguins aus, damit kämpfen sie bereits die gesamte Saison. Bisher gewinnen sie diesen Kampf auf beeindruckende Weise. Phasenweise fehlten ihnen fünf Stürmer, Evgeni Malkin, Alex Galchenyuk, Nick Bjugstad, Bryan Rust und Jared McCann, sowie Verteidiger Brian Dumoulin, allesamt Stammkräfte.
"Man sieht uns unseren Willen und unsere Verzweiflung an", so Crosby in der schlimmsten Phase der Verletzungsmisere. "Das ist noch mehr der Fall, seit so viele Spieler fehlen und man sieht wie wichtig es ist, dass jeder seinen Teil leistet. Jeder, der hier gefordert wurde, hat großartige Arbeit geleistet. Wir arbeiten als Team. Das machen wir und das macht uns zu einem schwierigen Gegner."
Trainer Sullivan stellte das System der Penguins um und verstand es aus einem leidgeprüften und dünnen Kader eine Einheit zu schmieden, die gemeinsam reihenweise Punkte erkämpfte. Trotz aller Verletzungen stehen die Penguins mit 21 Punkten (10-6-1) aus 17 Spielen auf dem dritten Platz der Metropolitan Division. Die Penguins ließen von ihrer sonst von der Offensive geprägten und kunstvollen Spielweise ab und ersetzten ihre Paradedisziplin durch stabile Defensive und harten Kampf. Arbeit statt Zaubern ist die von Sullivan ausgegebene Devise. Jeder arbeitet mit und das wird belohnt, sowohl in der Ausbeute des Teams, als auch in den individuellen Statistiken.

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"Man lernt die Tiefe seines Kaders aus der Not heraus kennen", erklärte Sullivan nach dem Sieg gegen die Blackhawks. "Die Spieler, die wir in den Kader genommen haben, haben alle eine super Leistung gezeigt. Sie waren großartig."
Bryan Rust etwa, in seiner bisherigen Karriere als solider Stürmer, aber nicht als Topscorer bekannt, ist in den vergangenen Spielen der Vollstrecker der Penguins. Er verpasste die ersten elf Spiele der Saison, verbuchte seit seiner Rückkehr allerdings fünf Tore und zwei Assists in sieben Spielen.
"Ich versuche einfach hart zu arbeiten", blieb Rust am Samstag, an dem er die Verlängerung mit dem Ausgleich zum 2:2 erzwang, bescheiden. "Ich versuche einfach immer in Bewegung zu bleiben. Ich versuche, in die offenen Räume zu kommen und die Chancen zu nutzen. Ich hatte außerdem Glück, weil meine Mitspieler einfach stark spielen."
Rust ist bei weitem nicht der Einzige, der in der Notlage in die Bresche springt. Besonders die vierte Reihe der Penguins mit Zach Aston-Reese, Brandon Tanev und Teddy Blueger, überraschte in den letzten Wochen positiv. Der Begriff vierte Reihe ist in Pittsburgh übrigens nicht bekannt. Auf eine Frage eines Journalisten antwortete Sullivan vor kurzem schlicht: "Welche Reihe soll das sein?"
Diese Anekdote fasst die Mentalität und das Erfolgsgeheimnis der Penguins gut zusammen. Nun gilt es diese Qualitäten ohne ihre wichtigsten Führungsspieler auf das Eis zu bringen. Die Ausfälle von Crosby, Hornqvist und Letang sind nicht nur ein Schlag gegen die Qualität des Kaders, sondern auch gegen die Stimmung und die Psyche der Mannschaft. Wie gut sie den Verlust von Crosby wegstecken, können sie am Dienstag zeigen, wenn sie auswärts im Madison Square Garden gegen die New York Rangers antreten (Mi. 1 Uhr MEZ, NHL.tv).