WSH@DET: Ovechkin macht 24. NHL-Hattrick in 5:2-Sieg

Der Trend zu immer offensiverem Eishockey in der NHL hat sich am Samstag einmal mehr bewiesen, als die Washington Capitals mit einem 5:2-Sieg gegen die Detroit Red Wings als erstes Team der Saison die Marke von 100 Toren knackten. Dass die Capitals die erste Mannschaft sind, der das gelingt ist absolut keine Überraschung. Angeführt von Starstürmern wie Alex Ovechkin, T.J. Oshie, Evgeny Kuznetsov und Nicklas Backstrom, stellen sie seit Jahren einen der besten Angriffe der Liga. Der Zeitpunkt des hundertsten Tors, der 30. November, ist jedoch selbst für die Tormaschine aus der US-Hauptstadt eine außergewöhnliche Leistung. In den vergangenen 25 Jahren stellte erst zum siebten Mal ein Team die Torstatistik vor Dezemberbeginn auf eine dreistellige Zahl.

Die starke Offensive zahlt sich für die Capitals aus. Sie überholten sogar die starken Boston Bruins, die in 26 Spielen auf 41 Zähler kommen (18-3-5) und führen nach 28 Spielen mit 43 Punkten die Liga an (19-4-5). Die Capitals weisen eine stolze Ausbeute von 76,8 Prozent aller möglichen Punkte aus.
Der Weg zum Sieg gegen das Tabellenschlusslicht war für die Capitals allerdings ungewöhnlich, sie taten sich lange Zeit erstaunlich schwer. Nach dem ersten Drittel führten die Red Wings durch ein Powerplaytor von Robby Fabbri sogar mit 1:0.
"Das war eins dieser Spiele, in denen wir einfach Geduld haben und hinten dicht machen und auf unsere Chancen warten mussten", analysierte Kuznetsov, nachdem er drei Assists zum Sieg beigesteuert hatte. "Es war vielleicht nicht unser bestes Spiel, aber die beiden Punkte sind wichtig."
Nicht ihr bestes Spiel bei fünf Toren, das darf man Jammern auf hohem Niveau nennen. Bei der Torgefahr der Capitals ist eine Führung von einem Tor wenig Wert, wie Detroit zu spüren bekam. T.J. Oshie tat es Fabbri gleich und traf in Überzahl zum Ausgleich, ehe der Torgarant Nummer eins für die Capitals seinen Auftritt hatte. Ovechkin umkurvte in der 30. Minute das Tor der Red Wings und bezwang Jonathan Bernier aus spitzem Winkel, sein 18. Tor der Saison. Wenn der legendäre Russe einmal Blut geleckt hat, wird es selbst für die beste Abwehr gefährlich, wie er mit am Ende mit dem 24. Hattrick seiner Karriere bewies. Er überholte bei den Hattricks Jari Kurri und liegt in der ewigen Statistik auf Rang zehn.

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"Er hat sich die Chance verdient auf dem Eis zu sein, wenn wir eine Führung verteidigen", erklärte Trainer Todd Reirden. "Wenn er eine Möglichkeit sieht, zu punkten, weiß er natürlich auch, was zu tun ist."
Damit sprach der Trainer die Situation bei Ovechkins zweitem Tor an. Die Capitals führten gegen Ende des Schlussabschnitts in der nach wie vor engen Partie durch einen Treffer von Tom Wilson und ein Gegentor von Luke Glendening knapp mit 3:2. Die Red Wings nahmen den Torhüter vom Eis und ermöglichten Ovechkin seinen vielleicht ungewöhnlichsten Hattrick, denn er bisher erzielt hatte. Gleich zwei seiner drei Treffer, das 100. und 101. Tor der Capitals, schoss er bei verwaistem Kasten des Gegners. Sein trockener Kommentar: "Ein Hattrick ist ein Hattrick, wie man ihn bekommt ist egal."
Die Statistik gibt ihm Recht. Ovi ist auch in seiner 15. NHL-Saison, wie in jedem Jahr zuvor bei 20 Toren angekommen. Damit befindet er sich in einem elitären Klub, dem nicht einmal Wayne Gretzky und Mario Lemieux angehören. 20 Tore in jeder der ersten 15. Saisons gelangen vor Ovechkin nur Marcel Dionne, Mike Gartner, Jaromir Jagr und Mats Sundin.

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Dass der Russe unter den besten Scorern und Torschützen der Liga ist, ist beinahe schon ein Naturgesetz. Aktuell steht er mit 31 Punkten auf Platz zehn der Liga und mit seinen 20 Treffern auf Rang zwei hinter David Pastrnak von den Bruins, der in 26 Spielen 24 Mal traf.
Die Offensivmacht der Capitals ist allerdings nicht alleine von Ovechkin abhängig, was es den Gegnern noch schwieriger macht gegen sie erfolgreich zu verteidigen. Selbst wenn jemand Ovechkin in den Griff kriegen sollte, was schier unmöglich scheint, werden dadurch jede Menge andere torgefährliche Spieler frei.
Ovechkin erzielte zwar jedes fünfte Tor der Capitals, doch seine Kollegen sind alles andere als untätig. Jakub Vrana, Kuznetsov, Oshie und Tom Wilson kommen zu viert auf 44 Tore, die Verteidiger steuerten weitere 14 Tore bei, darunter auch ein Treffer des Schweizers Jonas Siegenthaler.
Besonders ein Akteur an der blauen Linie ist maßgeblich für die Torgefahr der Capitals mitverantwortlich. Verteidiger John Carlson überrascht diese Saison mit unfassbaren Offensivqualitäten. Carlson ist natürlich seit spätestens zwei Jahren bereits als begnadeter Offensivverteidiger bekannt, immerhin lieferte er in den vergangenen beiden Spielzeiten insgesamt 138 Punkte (28 Tore, 110 Assists). Brent Burns von den San Jose Sharks ist in dieser Zeitspanne der einzige Verteidiger, der mit 150 Punkten (28 Tore, 122 Assists) das überbieten kann.

WSH@FLA: Wilson auf Carlsons Vorlage in Verlängerung

Carlson stellt seine vergangenen starken Jahre allerdings deutlich in den Schatten. Er führt mit 37 Punkten (acht Tore, 29 Assists) alle Verteidiger der Liga und alle Spieler der Capitals an und liegt sogar vor Ovechkin.
Zum Ende noch ein paar Zahlen im Vorausblick, bei denen einem durchaus die Kinnlade herunterklappen kann. Rechnet man die bisherigen Statistiken der Capitals auf die 82 Spiele einer vollen Saison hoch, käme Ovechkin auf 59 Tore, Carlson auf 108 Punkte (als Verteidiger!) und die Capitals auf 295 Treffer.
Mit dieser Offensivpower zählt Washington erneut zu einem der absoluten Favoriten. Obwohl Ovechkin und weitere Leistungsträger wie Oshie und Backstrom längst das Alter von 30 erreicht und überschritten haben, ist ein Leistungsabfall nicht in Sicht. Besonders Ovechkin erweckt den Eindruck, nicht zu altern und wird die Capitals wohl noch einige Zeit lang unter den offensivstärksten Mannschaften in der NHL halten.