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13 Gegentreffer in drei Spielen sind ein Brocken, der für die Ottawa Senators ohnehin schon schlecht verdaulich ist, noch schwerer im Magen liegen dürfte ihnen, dass ihr bester Verteidiger Erik Karlsson, so wie es aussieht, nicht zu 100 Prozent fit ist. Die Senators unterlagen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag zum zweiten Mal in Folge im Madison Square Garden den New York Rangers mit 1-4 Toren und haben damit in der Zweitrundenserie der Eastern Conference ihre 2-0 Führung verspielt.

Karlsson blieb im dritten Drittel von Spiel 4 in der Kabine - zu diesem Zeitpunkt lagen die Senators bereits mit 0-3 im Hintertreffen. Nach der Partie beendete Senators Trainer Guy Boucher die Spekulationen darüber, ob der Teamkapitän sich bei dem Zusammenprall mit New Yorks Stürmern J.T. Miller und Chris Kreider im zweiten Drittel schwerer verletzt habe.
"Wir hatten den Eindruck, dass es besser wäre ihn draußen zu lassen", sagte Boucher gegenüber NHL.com. "Wir hätten ihn bringen können, wollten aber auf Nummer Sicher gehen."
Die geschilderte Vorsichtsmaßnahme bedeutet aber auch, dass die Senators dieses Spiel bereits abgeschrieben hatten, und die noch verbleibenden 20 Spielminuten als Testlauf nutzen wollten, um zu sehen, wie sie in der Defensive ohne ihren stärksten Mann am besten aufgestellt sind.

Karlsson spielt seit dem 28. März mit einem Haarriss in der linken Ferse, den er sich durch einen geblockten Schuss im Spiel gegen die Philadelphia Flyers zugezogen hatte.
"Erik ist nicht zu ersetzen", sagte Senators Stürmer Bobby Ryan und fügte hinzu, dass sie noch fünf weitere Verteidiger haben, die dann halt etwas mehr zeigen müssen und auch mehr Eiszeit bekommen werden. Die Jungs haben das doch ganz gut hinbekommen."
Die Senators mussten im Schlussabschnitt tatsächlich nur noch ein Tor von Kreider aus einem Überzahlspiel der Rangers heraus hinnehmen. Die Hausherren waren jedoch angesichts ihres komfortablen Vorsprungs gar nicht mehr dazu gezwungen mit aller Macht das Spiel voranzutreiben.
Ottawa profitierte in der regulären Saison von seinen starken Defensivvorstellungen. Ihnen hatten es die Senators hauptsächlich zu verdanken, dass sie sich für die Stanley Cup Playoffs qualifizieren konnten. Zum Saisonende hin, nachdem sich Karlsson verletzt hatte, gab es immer wieder Lücken im Defensivverbund der Kanadier, die man zuvor nicht so gewohnt war. In den ersten 75 Saisonpartien kassierten die Senators im Durchschnitt 2,55 Tore pro Spiel. Nach Karlssons Haarriss waren es in den verbleibenden Saisonpartien 2,63 und in den bisherigen zehn Playoffauftritten schon 2,70 (gegen die Rangers sogar 3,5).
Das Defensivsystem der Senators hatte sich bewährt und die Spieler sahen, dass sie Erfolg haben wenn sie die Räume so eng machen, dass der Gegner nur schwer durch die neutrale Zone kommt. Und sollte er sich einmal in Ottawas Verteidigungsdrittel festgesetzt haben, dann galt es ihn vom Tor fernzuhalten, indem man die Mitte dicht macht und nur wenige Torschüsse zulässt.
143 Mal brachten die Rangers in den gut 13 Spielabschnitten der bisherigen vier Aufeinandertreffen mit den Senators den Puck aufs Tor - von einer Festung der Senators kann man da nicht mehr sprechen.
Boucher möchte, dass seine Spieler wieder an ihr System glauben. "Es ist ganz einfach. Wir müssen wieder wir selbst sein. So arbeiten und so diszipliniert auftreten, wie wir es zuvor getan haben", gab der Coach die Richtung für das kommende Spiel vor.
Den Senators dürfte es auch leichter fallen, wenn sie einmal nicht gegen die Rangers so schnell mit 0-1 in Rückstand geraten würden (Spiel 1: 28. Minute, Spiel 2: 5. Minute, Spiel 3: 6. Minute, Spiel 4: 15. Minute). Ihr System zielt darauf ab, dem Gegner den Nerv zu ziehen, indem er sich an ihrem Abwehrbollwerk aufreibt. Müssen die Senators das Spiel machen weil sie hinten liegen, dann zeigte sich zuletzt ihre Defensivabteilung als höchst anfällig, um nicht zu sagen löchrig wie ein Schweizer Käse - selten standen die Senators in dieser Saison hinten so schlecht wie in der nun wichtigsten Phase des Jahres. Rangers Stürmer Michael Grabner durfte sich schon beim Stande von 0-0 alleine auf den Weg in Richtung gegnerischen Kasten machen. Der erste Treffer der Rangers fiel nach einem 3-gegen-2 Konter. Beim zweiten Tor liefen Grabner und Oscar Lindberg 2-gegen-1 auf Craig Anderson zu und bei Lindbergs Fernschuss zum 3-0 machte Anderson eine unglückliche Figur.

Ottawas Schlussmann erhofft sich, dass sie daraus lernen mögen: "Manchmal muss man vor dem anderen Team den Hut ziehen. Sie sind von Beginn an da, sie haben gute Spieler und insgesamt eine klasse Mannschaft. Sie haben uns richtig im Griff gehabt. Wir müssen von unseren Fehlern lernen, nach vorne sehen und für den nächsten Kampf bereit sein."
Spiel 5 der Zweitrundenserie zwischen den Ottawa Senators und New York Rangers findet am kommenden Samstag im Canadian Tire Centre von Ottawa statt (3:00 p.m. ET).