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Bei der IIHF Weltmeisterschaft 2023 in Finnland (Tampere) und Lettland (Riga) ist die Vorrunde bereits in den Geschichtsbüchern. Nach der am Dienstag abgeschlossenen Gruppenphase können alle deutschsprachigen Nationalmannschaften mehr als zufrieden sein: Deutschland qualifizierte sich als Vierter in der Gruppe A fürs Viertelfinale und trifft dort auf die Schweiz, die sich in ihrer Gruppe B souverän als Spitzenreiter durchgesetzt hatte. Österreich durfte derweil im zweiten Jahr in Folge den Klassenerhalt feiern und wird somit auch bei der WM 2024 in der Top-Division antreten. In allen drei Teams gaben NHL-Spieler den Ton an und hatten großen Einfluss auf den Erfolg.

Deutschland: Debütant Sturm führt an, Peterka ist kaum zu halten

Die Entdeckung schlechthin ist WM-Debütant Nico Sturm. Der 28-jährige Augsburger spielt bei den San Jose Sharks in der NHL eine eher defensivere Rolle als Bottom-Six-Stürmer, tritt in der deutschen Nationalmannschaft aber als Nummer-1-Center in der Reihe mit Samuel Soramies und Alexander Ehl auf. Insbesondere im Faceoff-Kreis ist der 1,91 Meter große Linksschütze nur schwer zu schlagen und wird für die wichtigen Bullys immer wieder aufs Eis geschickt (57,4 Prozent Erfolgsquote). Der noch amtierende Stanley Cup Champion (2022 mit den Colorado Avalanche) aber geht auch als Musterprofi, Vorbild und Führungsspieler voran, trifft clevere Entscheidungen und trägt als Top-Torjäger im Team Deutschland (5-1-6) in der Offensive einen wichtigen Anteil zum Erfolg bei.

JJ Peterka bei dieser WM zuzuschauen, ist ein wahrer Genuss: Der Flügelstürmer von den Buffalo Sabres sticht mit seinem Tempo, Spielwitz, seiner Kreativität und Torgefahr heraus. Die Nummer 33 zieht das Spiel in der Offensive immer wieder wie ein Magnet an sich, verteilt die Pucks intelligent und jagte die Scheiben selbst ins Tor. Der 21-jährige Münchner ist nach neun Scorerpunkten (4-5-9) in sieben Gruppenspielen der Top-Scorer im Team Germany. Der 1,80 Meter große Linksschütze bildet eine spielstarke und offensivfreudige Linie mit Ex-NHLer Dominik Kahun und Frederik Tiffels.

Als Fels in der Brandung agiert Verteidiger Moritz Seider von den Detroit Red Wings. Defensiv lässt der 22-Jährige aus Zell (Mosel) ohnehin nichts anbrennen, spielt geradezu klinisch und teilt physisch aus, wenn er es muss. Als "Quarterback" leitet der 1,93 Meter große Rechtsschütze aber auch zahlreiche Angriffe ein, steuert als eine Art Spielmacher das Tempo im Aufbau und spielt im Powerplay den "Libero" zentral an der blauen Linie. Seider steht bei drei Scorerpunkten (1-2-3) und ist von unschätzbarem Wert für die deutsche Nationalmannschaft.

In der Verteidigung bietet Deutschland drei Spieler auf, deren Rechte bei NHL-Teams liegen: Verteidiger Kai Wissmann (Boston Bruins) kam zuletzt für die Providence Bruins in der AHL zum Einsatz, Leon Gawanke (Winnipeg Jets) war torgefährlicher Top-Verteidiger beim Farmteam Manitoba Moose, und Maksymilian Szuber unterschrieb erst Anfang des Monats einen Entry-Level-Kontrakt bei den Arizona Coyotes. Das Trio absolvierte alle Vorrundenspiele, Wissmann ragte mit stolzen acht Scorerpunkten (1-7-8) und der besten Plus-Minus-Bilanz aller deutschen Spieler (+8) heraus, Gawanke (0-1-1) und Szuber (0-0-0) scorten noch kaum, waren dafür aber verlässlich in der Defensive.

Schweiz: Sechs NHLer erhöhen Qualität in der Breite und Spitze

Zahlreiche NHL-Unterstützung für die Weltmeisterschaft erhielt die Schweiz, die für viele überraschend als Gruppenerster abschloss und damit die Top-Nationen Tschechien und Kanada sowie Gastgeber Lettland hinter sich ließ. Dabei haben die Eidgenossen eine enorme Tiefe im Kader: Jeder eingesetzte Spieler sammelte mindestens einen Scorerpunkt.

An der Spitze der Scorerwertung steht Denis Malgin von der Colorado Avalanche. Der 26-jährige Stürmer aus Olten teilt sich diese Poleposition mit vier Teamkollegen, benötigte für die Ausbeute von sechs Punkten (2-4-6) aber ein Spiel weniger, denn er wurde im letzten Gruppenspiel geschont und kam nicht zum Einsatz.

Davor spielte Malgin in einer Reihe mit Flügelflitzer Kevin Fiala von den Los Angeles Kings. Der 26-Jährige aus St. Gallen markierte im Schnitt einen Punkt pro Spiel und kommt nach fünf Partien auf fünf Scorerpunkte (1-4-5). Fiala ist auf das schnelle, offensive und von spielerischer Klasse geprägten Spiel der Schweizer wie gebaut.

Als Top-Torjäger geht Nino Niederreiter von den Winnipeg Jets voran: Der 30-jährige Flügelstürmer aus Chur traf in sechs Spielen viermal (4-1-5) und ist damit der beste Schweizer Goalgetter zusammen mit Routinier Andres Ambühl. Auch Niederreiter erhielt im letzten Vorrundenspiel eine Verschnaufpause, davor durfte der physisch-starke und komplette Angreifer in einer Reihe mit Enzo Corvi und Nico Hischier ran.

Hischier ist Kapitän und Nummer-1-Center bei den New Jersey Devils und sagte nach dem Aus in den Stanley Cup Playoffs direkt für eine WM-Teilnahme zu. Obwohl der 24-jährige Zwei-Wege-Stürmer aus Brig verspätet zum Team stieß, benötigte er keinerlei Anlaufschwierigkeiten und verbuchte im Schnitt einen Punkt pro Spiel (drei Partien, 1-2-3). Hischier hebt die Mannschaft mit seinen spielerischen Qualitäten und seinem Eifer nochmal auf ein neues Niveau.

Auch Hischiers Teamkollege Jonas Siegenthaler (New Jersey Devils) musste nicht lange überlegen und schloss sich der Nati als Nachzügler an. Der 26-jährige Verteidiger aus Zürich bringt viel Ruhe ins Aufbauspiel der Schweizer, löst Probleme wie gegnerischen Forechecking mit seiner Spielintelligenz und ist auch dank seiner Physis ein wertvoller Top-Spieler bei den Eidgenossen. In vier Spielen traf er einmal ins Tor (1-0-1).

Mit J.J. Moser von den Arizona Coyotes wissen die Schweizer einen weiteren Zwei-Wege-Verteidiger an ihrer blauen Linie, der sowohl defensiv solide arbeiten, als auch vorne treffen kann. Der 22-Jährige aus Biel-Bienne ist ein exzellenter Schlittschuhläufer und trug mit zwei Punkten (1-1-2) zum Scoring von Team Switzerland bei.

Österreich: Mit Top-Scorer Rossi zum Klassenerhalt

Im letzten Gruppenspiel feierte Team Austria den Klassenerhalt und hätte es kaum spannender machen können: Im Penaltyschießen gegen den direkten Konkurrenten Ungarn setzte sich Österreich mit 4:3 n.P. durch. Für das zwischenzeitliche 1:1 zeichnete Marco Rossi (Minnesota Wild / Iowa Wild) verantwortlich. Der 21-jährige Stürmer aus Rankweil hatte als Top-Scorer seiner Mannschaft maßgeblichen Anteil am Erfolg. In sieben Spielen gelangen dem hart-arbeitenden Zwei-Wege-Stürmer sechs Scorerpunkte (1-5-6). Rossi beendete die Vorrunde mit einer Scoringserie von fünf Spielen und punktete einzig im Duell mit Schweden nicht.