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Beim ersten Heimspiel der laufenden Spielzeit seiner Boston Bruins im vergangenen Oktober führte er noch das symbolische Eröffnungs-Bully mit aus, am vergangenen Wochenende fehlte er dann allerdings schon aus gesundheitlichen Gründen, als auch er im Rahmen des 'Centennial Classic 2017' in Toronto als einer der ersten 33 von Top 100 Legenden der NHL hätte persönlich geehrt werden sollen und ließ sich dort gezwungener Massen von einem Verwandten bei den Feierlichkeiten vertreten.

Nun ist die NHL-Legende Milt Schmidt im Alter von stolzen 98 Jahren gestorben. Die Liga verliert damit eine ihrer historisch bedeutendsten Persönlichkeiten, die Boston Bruins insbesondere einen die Franchisegeschichte prägenden ehemaligen Aktiven, der aufgrund seiner ursprünglich deutschen Familie ein Mitglied der sogenannten 'Kraut Line' war.
Werfen wir daher heute noch einmal einen kurzen Blick zurück auf die äußerst erfolgreiche Laufbahn des Milt Schmidt.
Schmidt, seit vielen Jahren schon ein Mitglied der Eishockey Hall of Fame in Toronto, führte die Bruins zu zwei Stanley Cup Triumphen. Er diente Kanada während des zweiten Weltkriegs und überzeugte dann, nach seiner Rückkehr aus dem Krieg, als wertvollster Spieler der NHL, gewann den MVP-Titel, führte die Franchise danach auch noch im Managementbereich zu zwei weiteren Titeln in der besten Eishockeyliga der Welt. Schmidt ist bis heute der einzige ehemalige Bruins, der für die Franchise sowohl als Aktiver, als auch als Trainer und General Manager gedient hat.
Er gewann als Aktiver den Stanley Cup-Titel in den Jahren 1939 und 41. Zusammen mit seinen Mitspielern Woody Dumart und Bobby Bauer verpflichte er sich dann für den Militärdienst seines Heimatlandes Kanada um, trotz seiner deutschen Vergangenheit im zweiten Weltkrieg gegen den Nationalsozialismus zu kämpfen. Dafür erntete er damals viel Respekt, auch von den sportlichen Gegnern seiner Zeit.
Als die Tatsache damals öffentlich bekannt wurde, da haben ihn und seine Teamkameraden sogar Spieler der Montreal Canadiens, eigentlich ja die sportlich ärgsten Konkurrenten, begeistert auf den Schultern vom Eis getragen, wie Schmidt selber in Gesprächen mehrfach bestätigte.

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"Zuerst haben wir gestutzt als sie uns schnappten, doch wir registrierten sehr schnell, dass sie uns nichts Böses wollten. Ganz im Gegenteil! Nun, das zeigt doch, dass es, trotz allersportlichen Rivalität, größere bzw. wichtigere Dinge gibt die über den Erlebnissen im Spiel stehen."
Schmidt wurde am 5. März 1918 in Kitchener (Ontario) geboren. Aufgrund seines Einsatzes im 2. Weltkrieg versäumte er damals ganze drei Spielzeiten in der NHL. Direkt nach seiner Rückkehr erreichte er allerdings einen vielbeachteten neuen Karrierebestwert von 27 Toren und 62 Punkten in der Saison 1946-47.
Im Jahre 1951 wurde er dann auch mit der Hart Memorial Trophy als wertvollster Spieler der Liga ausgezeichnet. In nur 62 Spielen erreicht er immerhin stolze 61 Scorer-Punkte.
Vier Jahre später beendete er seine aktive Laufbahn im Alter von 36 Jahren. Am Ende standen für ihn 229 Tore, 346 Assists und 466 Strafminuten zu Buche. In 86 Playoff-Spielen langte es für ihn zusätzlich zu 25 Toren und 48 Punkten durch Assists.

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Im Jahre 1955 übernahm er die Bruins dann als deren Headcoach, erreichte mit diesen die Stanley Cup Finalserien der Jahre 1957 und 58. Auch seine Bilanz als Trainer kann sich rückblickend wahrlich sehen lassen. Er brachte es immerhin auf insgesamt 726 Spiele in dieser Funktion.
Bis das junge Phänomen Bobby Orr im Jahre 1966 sein Debut für die Bruins feierte, bekleidete Schmidt allerdings bereits den Posten des General Managers der Franchise.
In dieser Rolle zeichnete damals u.a. auch für den Trade verantwortlich welcher Phil Esposito, Ken Hodge und Fred Stanfield von den Chicago Blackhawks zu den Bruins brachte. Zusammen mit Orr und Esposito auf dem Eis gewann man den Stanley Cup des Jahres 1970 und wiederholte das Kunststück noch einmal zwei Jahre später.
Schmidt wurde im Jahre 1961 in die Hockey Hall of Fame aufgenommen. Im Jahre 1980 beschloss die Franchise zudem seine Rückennummer 15 zukünftig nicht mehr zu vergeben um ihn damit zu ehren.
Nun ist er im hohen Alter von 98 Jahren verstorben. Möge er in Frieden ruhen!