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In den Management-Abteilungen der NHL-Klubs herrscht dieser Tage rege Betriebsamkeit. Auf der Basis ausgiebiger Gespräche mit Spielern werden Namenslisten aufgestellt, ergänzt, umgeschrieben und schließlich komplettiert. Auslöser des geschäftigen Prozederes ist ein Expansion Draft, der in der laufenden Woche in seine entscheidende Phase tritt. Er findet erstmals wieder seit 17 Jahren statt, um die Vegas Golden Knights als 31. Franchise der Liga mit einem wettbewerbsfähigen Team für die Saison 2017/18 auszustatten. Insgesamt ist es der 13. Expansion Draft in der Geschichte der NHL, seit sie 1967 erstmals erweitert wurde.
Wie seine Vorgänger folgt der Expansion Draft 2017 einem speziell für diesen Anlass entwickelten Regelwerk. Darin ist festgelegt, dass die bestehenden 30 Klubs dem Neuling aus Las Vegas nicht ihr gesamtes Aufgebot offerieren müssen. Es besteht die Möglichkeit, eine ganze Reihe von Spielern vor dem Zugriff der Golden Knights zu schützen.

Dafür bieten sich den Teams zwei unterschiedliche Wege. Sie dürfen in einer Liste entweder sieben Stürmer, drei Verteidiger und einen Torhüter oder acht Feldspieler und einen Schlussmann mit dem Prädikat "unverkäuflich" versehen. Nicht für einen Wechsel in Frage kommen zudem Akteure, die mit ihrem Arbeitgeber eine No-Movement-Klausel in ihrem Vertrag stehen haben und auf den Passus in den aktuellen Verhandlungen nicht verzichten wollen. Diese Akteure müssen allerdings in das Verzeichnis der elf respektive neun geschützten Spieler aufgenommen werden.
Ebenfalls nicht zu bekommen sind Jungprofis, die erst zwei oder weniger Jahre ihre Brötchen in einer Organisation verdient haben oder die als bereits gewählte Draft-Picks noch keine Papiere unterzeichnet haben. Sie brauchen nicht extra in der Schutzliste ausgewiesen werden.
Damit die Golden Knights einen einigermaßen schlagkräftigen Orden zusammenstellen können, gelten für die Kontrahenten einige Mindestanforderungen an Spieler, die sie dem künftigen Mitstreiter beim Expansion Draft 2017 zur Verfügung stellen. Sie müssen unter anderem einen Verteidiger und zwei Stürmer benennen, die in der jüngsten Spielzeit mindestens 40 oder in den beiden vergangenen Spielzeiten 70 Partien in der NHL bestritten haben und in der Saison 2017/18 unter Vertrag stehen. Ferner stehen die Gegner der Golden Knights in der Pflicht, einen Torwart ins Wechselverzeichnis aufzunehmen, der ebenfalls einen gültigen Kontrakt für 2017/18 besitzt oder vor Beginn dieser Serie als Restricted Free Agent gilt.
Spieler, die wegen einer Verletzung zuletzt 60 oder mehr NHL-Partien am Stück fehlten, sind vom Expansion Draft 2017 ausgeschlossen. Das gleiche Kriterium gilt für Torhüter oder Feldspieler, denen wegen gesundheitlicher Probleme das Karriereende droht.

George-McPhee

Damit die Golden Knights wiederum keinen anderen Klub plündern, dürfen sie lediglich einen Spieler von jedem der 30 Konkurrenten auswählen. Am Ende muss der Kader von Las Vegas mindestens 14 Stürmer, neun Verteidiger und drei Torhüter umfassen. Nicht weniger als 20 der Neuzugänge müssen für die Saison 2017/18 noch Vertrag bei ihrem vormaligen Arbeitgeber gehabt haben. Unter Berücksichtigung des Salary Cap hat der Wert der Neuverpflichtungen zwischen 60 und 100 Prozent unter dem des Vorjahres zu liegen.
Die Golden Knights können keinem der Erworbenen den Vertrag vor Sommer 2018 ausbezahlen. Mit dieser Sperrfrist soll vermieden werden, dass Teams Spieler mit unwirtschaftlichen Verträgen abgeben, um sich einen finanziellen Vorteil zu verschaffen.
Bis zum 17. Juni müssen alle 30 NHL Teams ihre Aufstellung mit den geschützten Spielern einreichen. Nach der Prüfung durch die Liga werden diese Verzeichnisse am 18. Juni an alle Vereine inklusive der Golden Knights und der Spielergewerkschaft NHLPA verschickt. Damit erhält Las Vegas zugleich grünes Licht für Gespräche mit den Akteuren, die nicht auf den Namenslisten stehen. Bis 20. Juni haben die Golden Knights um General Manager George McPhee und Coach Gerard Gallant dann noch Zeit, ihre Auswahl abzuschließen und diese den betroffenen Spielern und Klubs mitzuteilen. Am 21. Juni macht die NHL das Ergebnis öffentlich.
Expansion Drafts haben in der NHL eine lange Tradition. Die Ausgabe 1967 war zugleich die umfangreichste, als sechs Teams hinzukamen und 120 Spieler neue Trikots überstreiften. 1979 nahm die Liga vier neue Mannschaften auf. 66 Aktive bekamen im Zuge dieser Erweiterung einen neuen Arbeitgeber. Hoch her ging es noch einmal zwischen 1991 und 1999, als die Zahl der NHL-Mitglieder von 21 auf 28 anwuchs. Die bislang letzte Veranstaltung dieser Art gab es im Jahr 2000 mit den Neuaufnahmen der Columbus Blue Jackets und der Minnesota Wild.
Nachfolgend eine Übersicht über die an den Expansion Drafts beteiligten Klubs:
1967: Die NHL nimmt zusätzlich zu den Boston Bruins, Chicago Blackhawks, Detroit Red Wings, Montreal Canadiens, New York Rangers und Toronto Maple Leafs sechs weitere Teams auf. Hinzu kommen die California Seals (später Oakland Seals, schließlich California Golden Seals), Los Angeles Kings, Minnesota North Stars, Philadelphia Flyers, Pittsburgh Penguins und St. Louis Blues. Die NHL besteht damit aus 12 Teams.

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1970: Die NHL wächst auf 14 Mannschaften. Neu sind die Buffalo Sabres, deren Eigentümer die Brüder Seymour Knox III und Northrup Knox waren, und die Vancouver Canucks mit Eigentümer Tom Scallen. Vancouver war die Heimat der Millionaires, die den Stanley Cup 1915 gewannen, zwei Jahre vor Gründung der NHL.
1972: Die Region New York bekommt ein zweites Team, der Süden sein erstes. Die New York Islanders aus Long Island stoßen zur NHL, ebenso die Atlanta Flames, die aber 1980 nach Calgary ziehen.
1974: Der Rhythmus von zwei neuen Teams alle zwei Jahre setzt sich fort, als die Washington Capitals und Kansas City Scouts aufgenommen werden. Die Scouts spielen aber nur zwei Jahre in Kansas City. Danach ziehen sie nach Denver weiter und werden zu den Colorado Rockies.1982 folgt der nächste Umzug. Fortan firmieren sie als New Jersey Devils.
1978: Zwei Jahre nachdem die California Golden Seals nach Cleveland umziehen und als Barons auflaufen, fusionierten sie mit den North Stars. Statt 18 Teams spielen nun nur noch 17 in der NHL. Die North Stars gehen 1993 nach Dallas und werden zu den Stars.

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1979: Die NHL nimmt vier Teams der World Hockey Association auf. Die Edmonton Oilers, Hartford Whalers, Quebec Nordiques und Winnipeg Jets vergrößern die NHL auf 21 Teams. Die Nordiques siedeln 1995 nach Denver um und bilden die Colorado Avalanche. Die Jets werden 1996 nach Phoenix verpflanzt und heißen fortan Phoenix (jetzt Arizona) Coyotes. Die Whalers kommen 1997 nach Raleigh und treten seitdem unter dem Namen Carolina Hurricanes an.
1991: Nach zwölf Jahren Erweiterungspause wächst die Teilnehmerzahl der Liga durch die San Jose Sharks auf 22 Teams an.
1992:Die NHL fügt die Ottawa Senators und Tampa Bay Lightning hinzu. Die Senators hatten bereits von 1917 bis 34 in der NHL gespielt. Die Lightning sind das erste NHL Team aus Florida.
1993: Die Liga bekommt ihre Teams Nummer 25 und 26, die Florida Panthers (in Miami) und die Mighty Ducks of Anaheim.
1998: Die Nashville Predators bilden das 27. Team der NHL.
1999: Neunzehn Jahre nach dem Umzug der Flames kehrt die NHL nach Atlanta zurück. Die Atlanta Thrashers werden zur 28. Franchise. Der Verein verlässt jedoch 2011 die USA in Richtung Kanada und wird zu den Winnipeg Jets.
2000: Durch die Columbus Blue Jackets und Minnesota Wild wächst die Liga auf 30 Teams. Die Wild, die in St. Paul spielen, bringen die NHL sieben Jahre nach dem Umzug der North Stars in den State of Hockey zurück.