Neue Trainer müssen sich bewähren
Ein Blick auf die sieben Neuen hinter der Bande in dieser Saison und die Frage, wer sich durchsetzen wird
von Stefan Herget / NHL.com/de Chefautor
Die NHL-Saison 2017/18 beginnt in einer Woche am 4. Oktober und sieben Mannschaften haben neue Cheftrainer hinter der Bande stehen. In den vergangenen Jahren zeichnete sich mehr und mehr ab, dass lange Regentschaften in diesem Bereich keine Selbstverständlichkeit mehr sind.
Von den sieben neuen Trainern ist nur einer komplett neu in der NHL. Die anderen waren früher Assistenten oder für andere Mannschaften tätig. Einer von ihnen ist ein Rückkehrer an seine alte Wirkungsstätte, wo er einst sogar den Stanley Cup gewann.
Wir werfen einzeln einen Blick auf die neuen Trainer:
Rick Tocchet, Arizona Coyotes
Der 53-jährige Rick Tocchet ist ein ehemaliger Spieler, der 1992 mit den Pittsburgh Penguins den Stanley Cup gewann und die beiden vergangenen Jahre mit dem gleichen Team noch weitere Male als Assistenztrainer von Mike Sullivan. Es war nach den Colorado Avalanche, Phoenix Coyotes und Tampa Bay Lightning seine vierte Station in diesem Verantwortungsbereich. In Tampa war er von November 2008 bis zum Ende der Saison 2009/10 schon einmal Cheftrainer. Die Coyotes verpflichteten ihn am 11. Juli als neuen Mann, nachdem sie sich am 22. Juni von Dave Tippett getrennt hatten.
Neben dem Trainerwechsel gab es einige Änderungen im Kader, nachdem die Playoffs fünf Mal verpasst wurden. Daran wird auch Tocchet in einer starken Pacific Division kaum etwas ändern können, wenngleich er der Franchise sicher gut tun wird.
Phil Housley, Buffalo Sabres
Phil Housley war 21 Jahre in der NHL als Verteidiger aktiv und gehört zu den besten US-Amerikanern aller Zeiten. Seit 2013 war er Assistent bei den Nashville Predators. Der 53-jährige Housley wurde am 15. Juni von den Sabres angeheuert, um Dan Bylsma zu ersetzen.
In Buffalo ist er wegen seinen acht Spielzeiten, die er als Spieler dort verbrachte, hoch angesehen. Diesen Rückenwind wollen die Sabres nutzen, um der Franchise neuen Antrieb zu geben. Dazu beitragen sollen auch die jungen Talente um Jack Eichel. Ob es schon in der kommenden Saison für die Playoffs reicht, steht trotzdem in den Sternen. Mittelfristig könnte der Weg dorthin führen.
Ken Hitchcock, Dallas Stars
Der 65-jährige Ken Hitchcock ist ein Vollblut-Trainer ohne große Spielerkarriere. Mit den Dallas Stars, die ihn am 13. April als Ersatz für den gescheiterten Lindy Ruff für eine zweite Amtszeit verpflichteten, hatte er bereits 1999 den Stanley Cup gewonnen. Zuvor war er selbst bei den St. Louis Blues gescheitert.
Hitchcock, der für seinen defensiven Stil bekannt ist und aufgrund der mageren Bilanz der Stars mit dem vorletzten Platz bei den Gegentoren in der Saison 2016/17, als der ideale Mann angesehen worden sein dürfte, muss sich aber auch nach offensivstarken Spielern wie Jamie Benn, Tyler Seguin und Alex Radulov richten.
Das System des erfahrenen Hitchcock könnte in Dallas zumindest in der ersten Saison greifen, weil mit Torhüter Ben Bishop, Verteidiger Marc Methot und Zwei-Wege-Center Martin Hanzal weitere wichtige Stellschrauben verändert wurden. Die Stars sollten von daher erfolgreicher spielen als zuletzt.
John Stevens, Los Angeles Kings
Der 51-jährige John Stevens ist bereits seit 1998 als Trainer aktiv, als eine Augenverletzung seine Spieler-Karriere beendete. Zum zweiten Mal nach den Philadelphia Flyers von 2006 bis 2009 wird er in der NHL hauptverantwortlich hinter der Bande stehen, nachdem er lange Zeit Farmteams trainiert hatte oder als Assistent tätig war. So auch seit sieben Jahren bei den Kings, die ihn am 23. April als Nachfolger von Darryl Sutter zum Chef beförderten.
Los Angeles fehlte es an Produktion durch ihre Stars und aufgrund von Problemen mit der Gehaltsobergrenze waren kaum Neuverpflichtungen möglich, so dass Stevens mit gewohntem Material auskommen muss. Keine leichte Aufgabe in einer Pacific Division, in der sich die Konkurrenz deutlich weiterentwickelt hat. Stevens wird sich schwer tun, die Kings in die Erfolgsspur zu führen, wenn die Leistungsträger weiter schwächeln.
Bob Boughner, Florida Panthers
Der ehemalige NHL-Verteidiger war bereits zwei Mal Assistent, doch die meiste Zeit verbrachte er in der OHL mit den Windsor Spitfires, mit denen er 2009 und 2010 den Memorial Cup gewann. Der 46-jährige Boughner wurde am 12. Juni als neuer Cheftrainer der Panthers verpflichtet.
Bei Florida, die zuletzt etwas überraschend die Playoffs verpassten, aber auch von Verletzungen geplagt waren, hat sich einiges getan und sie gaben fünf ihrer acht Topscorer aus der abgelaufenen Saison ab. Zwar wurde versucht diese adäquat zu ersetzen, doch Boughner wird keine leichte Aufgabe haben, mit dem vorhandenen Spielermaterial die Playoffs zu erreichen. Eine wichtige Rolle nimmt Torhüter Roberto Luongo ein, der im Sommer an der Hüfte operiert wurde.
Travis Green, Vancouver Canucks
Der 46-jährige Green war 14 Jahre lang als Center in der NHL für fünf Teams aktiv. Nach der Zeit schloss er sich dem Trainerstab der Portland Winterhwaks in der WHL an und trainierte schließlich vier Jahre lang das Farmteam der Canucks in der AHL, die Utica Comets, mit denen er 2015 ins Calder Cup Finale einzog. Am 26. April wurde er in Vancouver zum Nachfolger von Willie Desjardins bestimmt.
Greens Ziel ist, laut seinen Aussagen nach seiner Einführung, dass er mit den Canucks besser als zuletzt sein und einen Prozess zu einer neuen Kultur starten wolle. Der Fokus liegt wohl darauf, eine Mannschaft für die Zeit nach den Sedin-Zwillingen zu formen.
Auf die 37-jährigen schwedischen Stürmer wird es ankommen, wie es in der kommenden Saison funktionieren wird, da die Ausbeute der vergangenen Saison mit 50 Punkten für Henrik und 44 Punkten für Daniel nicht für die Playoffs reichte.
Gerard Gallant, Vegas Golden Knights
Bereits zwei Stationen als Cheftrainer hat der 54-jährige Gerard Gallant hinter sich. Nach seiner elfjährigen Karriere als linker Flügelstürmer in der NHL war er als Assistenztrainer bei den Columbus Blue Jackets aktiv, deren Trainer er am 1. Januar 2004 wurde und dort fast zwei Jahre tätig war. Es dauerte eine Zeitlang bis ihn die Florida Panthers etwas mehr als zwei Spielzeiten beschäftigten, bevor er am 27. November 2016 dort entlassen wurde. Am 13. April benannten ihn die Golden Knights als ihren ersten Trainer.
Die Ziele für das neue Team der NHL sind auf längere Sicht ausgelegt, so dass es nicht zwangsläufig darum gehen wird, möglichst erfolgreich zu sein, sondern es wird bewusst auf junge Talente gebaut, um eine Mannschaft für die Zukunft zusammenzustellen. Diese Vorgabe sollte den Erfolgsdruck von Gallant nehmen. Der hat in seinen ersten beiden Jahren in Florida bewiesen, dass er ein junges Team aufbauen kann.