SeiderSolo1129

Moritz Seider war selbst überrascht, als er beim NHL Draft 2019 schon an sechster Stelle von den Detroit Red Wings gedraftet wurde. Deren General Manager Steve Yzerman wollte sich die Dienste des deutschen Verteidigers unbedingt sichern. Seitdem versucht Seider, der in der vergangenen Saison mit den Adlern Mannheim die deutsche Meisterschaft feierte, sein Glück in Nordamerika, musste allerdings nach den Trainingscamps zunächst ins Farmteam zu den Grand Rapids Griffins. In einer regelmäßigen Kolumne wird Seider exklusiv für NHL.com/de über seine erste Saison in Nordamerika berichten.

Hier die vierte Ausgabe:
Nachdem wir bis zum 5. Januar bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Tschechien im Einsatz waren, sind mein Teamkollege und Mitbewohner Joe Veleno und ich am Mittwoch zurück nach USA geflogen. Am Wochenende waren wir schon wieder zwei Mal für die Grand Rapids Griffins im Einsatz und wir konnten beide Spiele gewinnen. In unserer Abwesenheit lief es mit drei Siegen aus neun Spielen leider nicht so gut für das Team.
Am Samstag konnten wir beide ein Tor schießen. Es war mein zweiter Saisontreffer und ein schöner Einstand für uns beide. Aber wir sind auch mit sehr viel Selbstvertrauen zurückgekommen. Joe als Weltmeister mit Kanada und ich habe mich mit Deutschland, denke ich, gut verkauft. Wir haben mit dem Klassenerhalt unser Minimalziel auf jeden Fall erreicht.

SeiderCaptain1229

Jetzt heißt es für die Mannschaft Gas zu geben, denn wir wollen unbedingt die Calder Cup Playoffs erreichen und dazu müssen wir unseren Rückstand aufholen. Wir haben jetzt acht Spiele in Folge zu Hause, in denen wir punkten müssen. So schön es in Europa und bei der Weltmeisterschaft mit den anderen deutschen Jungs war, so schön war es auch nach drei Wochen wieder nach Hause zu kommen und AHL zu spielen.
Die Junioren-Weltmeisterschaft ist etwas verspielter. Da wird mehr Fokus auf das Spielen gelegt und es gibt weniger körperliche Härte. Das Niveau ist trotzdem sehr hoch und es wird schnell gespielt, doch schon alleine die Tatsache, dass in der AHL gestandene Profis spielen, zeigt, dass dort ein anderer Wind weht. Es wird mehr gecheckt und es ist noch einen Tick schneller.
Kaum Umgewöhnung für mich bedeutet es, dass ich für die deutsche Mannschaft als Kapitän auflaufen durfte und bei den Griffins als junger Spieler und Neuling logischerweise nicht ganz oben in der Hierarchie stehe. Trotzdem mache ich meinen Mund in der Kabine schon auch auf, wenn ich was zu sagen habe.
Folge uns auf [Facebook und Twitter für exklusiven Inhalt und NHL-Neuigkeiten!]
Deutschland unter diesem Topniveau anzuführen war aber wieder eine tolle Erfahrung für mich und hat mich auch persönlich weitergebracht. Wir hatten einen guten Kern an Spielern, die sich schon lange kennen. Das hat es für mich etwas einfacher gemacht, die Führungsrolle auszufüllen.
Die gesamte WM war ein cooles Erlebnis, sich mit den besten Junioren der Welt messen zu können. Wir haben eine gute Arbeit gemacht und brauchen uns nicht verstecken. Wir haben der Welt gezeigt, dass das deutsche Eishockey erstklassig spielen muss. Mit etwas mehr Glück wären wir wahrscheinlich ins Viertelfinale eingezogen. Von daher bin ich stolz auf die Mannschaft und auf meine persönliche Leistung.
Es war eine Bestätigung dafür, dass das deutsche Eishockey auf einem guten Weg ist mit seinen Anstrengungen. Wir bewegen uns immer mehr in die richtige Richtung bei der Förderung des Nachwuchses und Ausbildung der Trainer. Wir haben in diesem Jahr drei gute Stürmer, die beim NHL Draft 2020 vorne dabei sein werden und es wird spannend sein zu sehen, wie es da in Zukunft weitergeht.
Vor dem dritten Spiel gegen Kasachstan wussten wir genau, was auf dem Spiel steht und waren unheimlich fokussiert. Verlieren war überhaupt keine Option an diesem Tag. Wir haben gleich von Beginn an gezeigt, dass es heute ein klares Ding werden muss. Das Ganze war für uns eine wichtige Lektion, denn ich meine schon, dass wir im zweiten Spiel etwas zu wenig gezeigt haben und uns vielleicht zu sicher waren. Aber ein Sieg bedeutet nichts, wenn man zwei braucht.

Es wäre super, wenn ich im nächsten Jahr bei der Junioren-WM in Edmonton auch noch mal dabei wäre. Ich denke in Kanada wird der Event noch cooler sein. Aber das liegt nicht in meiner Hand, denn das entscheiden andere für mich, wo ich dann spiele oder nicht spiele. Sollte ich gefragt werden, wäre ich sehr gerne dabei. Und natürlich würde ich auch sehr gerne unser Land wieder bei der Weltmeisterschaft im Mai in der Schweiz vertreten.
Unheimlich verdient finde ich, dass Tim Stützle auf dem ersten Platz der internationalen Liste beim Midterm Ranking des NHL Scouting gelandet ist. Ich denke er hat auch jetzt bei der WM gezeigt, wie talentiert der junge Mann ist. Deswegen steht er völlig zu Recht ganz vorne und er wird seinen Weg gehen. Da bin ich mir absolut sicher. Insofern brauche ich nicht zu viel darüber schreiben, denn jeder weiß, wie gut der Timmy ist.

Tim Stutzle

Aber nicht zu vergessen John-Jason Peterka und Lukas Reichel, die zusammen mit Timmy in einer Reihe als drei 17-Jährige gezeigt haben, dass sie schon in ihrem Alter mit der Weltspitze mithalten können. Uns war das Alter völlig egal und wir hatten ein sehr junges Team. Die Jungs sind marschiert und haben den etwas älteren Spielern vielleicht sogar vorgemacht, dass man einfach mutig nach vorne spielen muss. Ich war stolz, das zu sehen. Es hat Spaß gemacht, den Jungs zuschauen zu dürfen. Wir haben uns etwas verwöhnen lassen von der jungen Frechheit, die diese Drei an den Tag gelegt haben. Ich gehe daher davon aus, dass sie beim kommenden Draft eine gute Rolle spielen werden.