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Die NHL-Teams haben durch den späteren Beginn der Saison 2020/21 ihre unter Vertrag stehenden europäischen Spieler, insbesondere jüngeren Alters, teilweise an Mannschaften in Europa verliehen, um ihnen frühzeitig Spiel- und Trainingspraxis zu verschaffen. NHL.com/de wird in einer wöchentlichen Serie über einzelne dieser Spieler berichten, wie sie ihre Zeit bis zum Start der kommenden NHL-Saison überbrücken. In der heutigen Ausgabe: Moritz Seider.

Moritz Seider ist sichtlich froh. Seit über vier Wochen durfte er sich zunächst in kleinen Gruppen und seit kurzem mit der kompletten Mannschaft des DEL-Klubs Adler Mannheim wieder auf dem Eis der SAP Arena fit halten und trainieren. Ein zwischen Mannheim und den Detroit Red Wings im August ausgehandeltes Leihgeschäft macht es für Seider möglich, offiziell erneut zum Kader der Adler zu gehören, mit denen der Verteidiger 2019 im Alter von gerade einmal 18 Jahren die Deutsche Meisterschaft gewann.
Der Sinn der Aktion ist klar. Die Saison in Nordamerika wurde am 12. März aufgrund von Bedenken wegen des Coronavirus unterbrochen und in der American Hockey League, wo Seider in der abgelaufenen Spielzeit aktiv war, schließlich nicht mehr fortgesetzt. Nachdem sich sein Arbeitgeber, die Red Wings, in der NHL als Letztplatzierter nicht für die Stanley Cup Qualifikation ab dem 1. August qualifizierte, begann die Sommerpause für Seider in diesem Jahr außergewöhnlich früh.

Red Wings draften Verteidiger Moritz Seider als Nr. 6

Das Ziel des jungen Deutschen für die kommende Saison ist eindeutig, und so heißt das Motto möglichst kreativ durch diese ungewöhnliche Zeit zu kommen: In der langen Sommerpause sich effektiv auf die zukünftigen Aufgaben vorzubereiten, zumal für einige Monate Training in Gruppen oder im Fitnessstudio wegen der Ansteckungsgefahr nicht erlaubt waren.
Doch Seider hat sich dieser Herausforderung professionell gestellt und das Beste daraus gemacht. Schon frühzeitig sprach er von diesem Sommer als den wichtigsten seiner Karriere, um intensiv an Verbesserungen in seinem Spiel zu arbeiten und im Trainingslager der Red Wings vor der kommenden Saison, den erträumten Sprung in die NHL endlich zu schaffen.
"Auf jeden Fall ist das das große Ziel", unterstreicht Seider im Telefoninterview am Samstag seine Ambitionen, zur neuen Saison im Kader der Red Wings zu stehen. "Dafür wird jetzt hart gearbeitet. Im ersten Spiel der regulären Saison von Detroit will ich auf dem Eis stehen und dann hoffentlich meine erste komplette Saison in der NHL spielen."
Schon im Vorjahr hinterließ Seider, als frischgebackener Deutscher Meister mit den Adlern nach Nordamerika gekommen, in der Vorbereitung von Detroit einen guten Eindruck, wurde jedoch ein wenig überraschend im letzten Cut ins Farmteam zu den Grand Rapids Griffins geschickt, wo er die gesamte Saison bis zum Abbruch verbrachte. In 49 AHL-Spielen verbuchte er 22 Punkte (zwei Tore, 20 Assists) und stand dem Vernehmen nach kurz vor seinem NHL-Debüt, ehe die Saison im März unterbrochen wurde. Detroits General Manager Steve Yzerman wollte seinen Zug Nummer 6 in der ersten Runde beim NHL Draft 2019 behutsam aufbauen.

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Da passt es ins Bild, dass Detroit aktiv ein Leihgeschäft mit Mannheim anstrebte und Seider eine effektive Vorbereitung ermöglicht. "Es war eine notwendige Sache, da ich nicht versichert wäre, wenn ich mit den Adlern auf das Eis gegangen wäre", betonte Seider. "Von daher kam in einigen Gesprächen die Überlegung, wenn es zum Re-Start der DEL vor dem Beginn der neuen NHL-Saison kommen sollte, dass ich entsprechende Spielpraxis sammeln kann und mich mit den Adlern auf dem Eis fithalten kann. Alle Parteien kamen daher überein einen Leihvertrag auszuarbeiten, der allem gerecht wurde und ich mit den Adlern trainieren kann."
Dadurch, dass der Saisonbeginn in der DEL auf den 13. November sowie in der CHL auf den 17. November verschoben wurde und der Beginn der neuen NHL-Saison für den 1. Dezember anvisiert ist, dürfte Seider wohl weniger Spielpraxis sammeln können als zunächst gedacht.
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"Realistisch eingeschätzt wird es eher schwierig, dass ich unter Wettkampfbedingungen am Spielbetrieb noch teilnehmen kann", merkt er an. "Jedoch weiß man nicht, was in den kommenden Wochen und Monaten noch so alles passieren wird. Ich denke, dass es schon eher unwahrscheinlich ist, dass ich in der DEL oder CHL mitspielen werde."
Ein Engagement in der Schweiz oder Österreich, wo die Spielzeiten schon Anfang Oktober bzw. Ende September beginnen werden, strebte Seider jedoch nicht an. Lieber bleibt er in vertrauten Gefilden. Wobei in dieser Frage noch andere Aspekte eine Rolle spielen.
"Das stand nicht zur Debatte, da es in der Schweiz wegen der limitierten Anzahl an Ausländern schwierig gewesen wäre, einen Platz zu bekommen", erklärt Seider. "Es gibt daher kaum Teams, die ausländische Spieler für eine kurze Zeit unter Vertrag nehmen und einen Importplatz opfern würden. Von daher war Mannheim die logische Option."
Auch Adler-Manager Jan-Axel Alavaara ist erfreut, dass Seider zurück ist, wenn auch nur kurzfristig: "Moritz findet bei uns perfekte Bedingungen vor, um sich fit zu halten und hoffentlich auch Spielpraxis zu sammeln. Selbstverständlich profitieren auch wir als Club davon, wenn uns ein solch starker, talentierter, junger und deutscher Spieler zur Verfügung steht."

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Der Vertrag sieht vor, dass Seider von den Red Wings jederzeit wieder zurückberufen werden kann, wie der stellvertretende General Manager Ryan Martin gegenüber der Detroit Free Press erläuterte. "Wir denken, er ist dort gut aufgehoben und er kann auf dem Eis mit Mannheim trainieren", hob Martin die positiven Aspekte der Zusammenarbeit hervor.
Natürlich hat Seider auch entsprechende Hausaufgaben mitbekommen, wie er einräumt. Er weiß, dass noch einiges an harter Arbeit vor ihm liegt, um sich seinen Traum zu erfüllen, in Zukunft ein etablierter NHL-Spieler zu werden.
"Großer Schwerpunkt im Sommer war mehr Kraft aufzubauen und mehr Power in die Beine zu bekommen, um im Antritt etwas schneller zu werden", erläutert Seider. "Das gelingt uns im Moment super und wir haben dazu einen guten Trainingsplan zwischen den Adlern und den Red Wings ausgearbeitet. Das Sommertraining läuft diesbezüglich super und ist auch noch nicht abgeschlossen."