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Das weltweit schon ungeduldig erwartete Freiluftspiel zwischen den Montreal Canadiens und den gastgebenden Ottawa Senators, beide Teams ursprüngliche Gründungsmitglieder der National Hockey League vor inzwischen 100 Jahren, bildet den feierlichen Höhepunkt der ausgiebigen 100-Jahrfeier der besten Eishockeyliga der Welt in diesem Kalenderjahr.

Das 'Scotiabank NHL100 Classic 2017', welches am Samstag in der kanadischen Metropole Ottawa steigt, steht jetzt unmittelbar vor der Tür.
Und auch wenn das Spiel in der Hauptstadt stattfinden wird ist es natürlich mehr als angemessen, dass die traditionsreichen Montreal Canadiens daran beteiligt sein werden. Die Geschichte der Canadiens passt herausragend gut zu der Symbolik der Veranstaltung. Mehr Eishockeytradition geht ja fast gar nicht. Ihre Strahlkraft kann sogar ein Stück weit ausgleichen, dass sie 'nur' der Gast bei diesem regulären Punktespiel zwischenbeiden Teams sein werden.
Sportlich läuft es derzeit nicht wunschgemäß bei den Jungs. Im Mittelfeld der Tabelle beheimatet, muss das Franchise bis zum Frühjahr einige Punkte auf die Konkurrenz gutmachen, wenn Montreal wieder in die Playoffs einziehen möchte. Somit stehen für die Gäste bei diesem Spiel tatsächlich zwei extrem wichtige Punkte auf dem Spiel. Mit aktuell erst 32 Zählern aus 32 Spielen und einer Zwischenbilanz von 14-14-4 kann sich das Team eigentlich längst schon keine weiteren Rückschläge mehr erlauben.
Am Donnerstag jubelte man endlich einmal wieder ausgelassen, als Tomas Plekanec in der zweiten Minute der Verlängerung das 2:1 gegen die New Jersesy Devils erzielte, damit eine zuvor zu beklagende Niederlagenserie von drei Begegnungen endlich beenden konnte.

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Montreal gelang es damit zumindest die kleine Serie von Heimspielen zumindest noch mit einer Bilanz von 2-2-1 und einem positive Abschluss zu beenden, bevor nun eine lange Auswärtsfahrt von immerhin sieben aufeinanderfolgenden Begegnungen mit dem großen Freiluftspektakel in Ottawa für das Franchise beginnt.
Eine schwierige Aufgabe also für das Team die richtige Mischung aus Spaß und Freude, aber auch der erforderlichen Anspannung zu finden, um den ausgedehnten Roadtrip möglichst gleich mit Punkten aus der Hauptstadt vor der großen Kulisse starten zu können
Nach dem Training vom Freitag haben wir einige Stimmen der Beteiligten Canadiens gesammelt, welche verdeutlichen, dass sich die Jungs dieses Spagats durchaus bewusst sind.
Coach Claude Julien zum Beispiel sagte uns dazu: "Draußen zu spielen ist natürlich immer etwas ganz Besonderes. Das Wetter spielt da naturgemäß eine wichtige Rolle. Man muss das Spiel möglichst einfach halten. Heute war es zum Beispiel hier recht kalt beim Training. Das hat natürlich einen Einfluss auf die Herangehensweise für Samstag."
Als Trainer ermahnte er seine Spieler direkt zur Konzentration: "Viele Spieler freuen sich sehr darauf endlich mal draußen zu spielen. Aber es geht für uns natürlich dabei um sehr wichtige zwei Punkte. Als Trainer sieht man das deshalb vielleicht aus einem etwas anderen Blickwinkel als ein Spieler. Für mich ist der Spaß nicht das Wichtigste daran."

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Angesprochen auf die Besonderheiten des Stadions resümierte der Übungsleiter nach dem Mannschaftstraining am Freitag: "Das Eis war in einem wirklich guten Zustand heute. Die Zuschauer sind natürlich hier deutlich weiter weg vom Spielfeld. Das ist schon ungewöhnlich für alle Beteiligten."
Auch Canadiens Torhüter Carey Price versprühte Vorfreude, ohne dabei jedoch die Konzentration auf das sportlich wichtige Spiel gegen die 'Sens' zu vernachlässigen: "Wirklich tolles Wetter heute. Der Puck reagiert jedoch etwas anders hier. Aber das Spiel ist grundsätzlich ja immer noch das Gleiche. Der Sound des Spiels verändert sich etwas unter freiem Himmel. Daran muss sich ein Torwart erst gewöhnen. Wir wollen grundsätzlich unsere Konstanz wiederfinden in den nächsten Wochen. Das ist unsere Hauptaufgabe jetzt. Damit sollten wir direkt ohne weitere Aussetzer anfangen."
Der Spaß kommt jedoch auch bei einem so erfahrenen Goalie wie Price bei einer solchen Veranstaltung nicht zu kurz, wie er durchblicken ließ: "Das macht schon extrem Spaß hier draußen, das muss man sagen. Ich habe es jedenfalls persönlich sehr genossen heute hier trainieren zu dürfen. Ich freue mich sehr auf dieses coole Event. Viele Gelegenheiten an so etwas teilzuhaben bekommst Du ja nicht."
Auf die Erfahrung von immerhin schon zwei solcher Veranstaltungen kann bereits Routinier Karl Alzner zurückblicken. Er durfte bereits im Jahre 2011 für die Washington Capitals im Heinz Field gegen die Pittsburgh Penguins antreten. Im Jahre 2015 begegnete er dann im Nationals Park den Chicago Blackhawks. Zwei Mal verließ er am Ende sogar als Sieger das Eis. Er weiß also, worauf es dabei ankommt.
"Kalt war es mir nur in den ersten fünf Minuten", lacht er im Gespräch. "Danach hatte ich mich daran gewöhnt. Es ist cool Teil dieser Veranstaltung sein zu dürfen. Vor allem weil die Bedingungen hier sehr gut sein werden. Für die Canadiens dabei auflaufen dürfen ist natürlich etwas Spezielles. Ein Spiel kann ja ein Wendepunkt für die ganze Saison sein. Wenn es gut läuft, dann können wir daraus viel Energie zeihen für die nächsten Wochen. Das ist klar."

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Und auch der 29-jährige Max Pacioretty versprühte nach dem Training viel Vorfreude und Optimismus: "Wir wollen gewinnen, unser Bestes geben, die zwei Punkte mitnehmen. Aber natürlich geht es immer darum Spaß zu haben dabei. Ich habe schon zuvor draußen Eishockey gespielt, weiß also was mich grundsätzlich dabei erwartet. Einige Jungs haben das aber noch nie miterleben dürfen. Ich werde ihnen ein paar Tipps in Bezug auf die Ausrüstung geben. Für Montreal spielen zu dürfen ist für mich natürlich ein weiteres Highlight am Samstag. Junge Spieler haben in der Regel nicht so viel Verantwortung, doch ein älterer Spieler ist sich der Traditionen und der Verantwortung dabei dann deutlich mehr bewusst. Die Geschichte der Liga und auch die der Canadiens spielt dabei für uns erfahrenen Spieler eine größere Rolle."
Nur noch ein paar Stunden, dann werden wir erleben ob der Optimismus der Jungs vor dem großen Eishockeyfest gerechtfertigt war.