GettyImages-2210438845

Die ersten Jahre in der NHL sind für Lukas Reichel nicht zur erhofften Erfolgsgeschichte geworden. Der gebürtige Nürnberger wurde von den Chicago Blackhawks in der ersten Runde des NHL Draft 2020 ausgewählt (Nr. 17). Die Erwartungen an ihn waren hoch, doch zu einer Schlüsselrolle im Team reichte es für den Außenstürmer bislang noch nicht. Vergangene Saison blieb er erstmals durchgängig in der NHL und musste nicht zwischendurch zum Farmteam in die American Hockey League (AHL). Verletzungsbedingt bestritt er trotzdem nur 70 Spiele, in denen er 22 Punkte (acht Tore, 14 Assists) sammelte, ein persönlicher Rekord.

Nun steht Reichel vor einem wichtigen Jahr für seine zukünftige Karriere. Der Vertrag des 23-Jährigen läuft nach der Saison aus und er wird zum Restricted Free Agent. Ob die Blackhawks ihm einen neuen Vertrag anbieten und wie lukrativ dieses Angebot aussehen wird, hängt von Reichels Leistungen in dieser Spielzeit ab.

„Lukas muss sich dieses Jahr beweisen“, betonte General Manager Kyle Davidson. „In den letzten Jahren ging es für ihn auf und ab. Wir sehen ihn aber immer noch als sehr talentierten Spieler mit viel Potenzial. Er hat eine gute Chance, sich im Camp einen Platz im Kader zu erspielen. Aber er muss sich genau wie jeder andere beweisen und seinen Platz finden.“

In der vergangenen Saison hatte Reichel nur wenig Eiszeit. 11:54 Minuten spielte er im Durchschnitt pro Spiel. Das war einer der niedrigsten Werte der gesamten Mannschaft. Das könnte sich in der kommenden Spielzeit aber ändern, denn Chicago tauschte seine Trainer aus. Der neue Hauptverantwortliche ist Jeff Blashill. Das könnte für Reichel die Chance auf einen Neustart mit einem neuen Coach sein.

„Er hat mich im Sommer angerufen und mir gesagt, was seine Erwartungen sind“, ließ Reichel bei der European Player Madia Tour in Mailand wissen. „Er kümmert sich wirklich um die jungen Spieler und genau das brauchen wir in Chicago. Die jungen Spieler müssen sich entwickeln und Verantwortung übernehmen. Das ist wichtig. Wir werden immer besser. Es wird sicher nicht innerhalb eines Jahres alles perfekt werden, aber wir müssen zumindest einen Schritt nach vorne machen.“

Was die Tabelle angeht, sind die Erwartungen bei den Blackhawks diese Saison nicht hoch. Die Mannschaft befindet sich nach wie vor im Neuaufbau. Der Fokus liegt auf einer positiven Entwicklung der jungen Talente wie Reichel, Starstürmer Connor Bedard, Center Frank Nazar und Verteidiger Artyom Levshunov. Für Reichel könnte es aber die letzte Chance bei den Blackhawks sein.

„Jede Saison ist wichtig, diese natürlich ganz besonders“, ist sich der junge Stürmer bewusst. „Mein Vertrag läuft aus und ich will hundert Prozent geben. Ich habe diesen Sommer nicht viel verändert und mich einfach darauf konzentriert, mich um meinen Körper zu kümmern, besonders wegen meiner Schulterverletzung. Ich habe darauf geachtet, was ich esse und habe mit den Skill Coaches darüber geredet, was ich verbessern kann. Ich denke, das hat mir sehr geholfen und ich bin gut vorbereitet.“

Zuspruch bekommt Reichel aus den eigenen Reihen. Bedard ist sich sicher, dass bei seinem Kollegen in dieser Saison der Knoten platzen wird. „Jedes Jahr ist wichtig“, sagte die Schlüsselfigur im Neuaufbau der Blackhawks. „Lukas ist selbstbewusst und wird eine starke Saison haben. Das wird gut laufen.“

CHI@MTL: Reichel taucht bei einem Konter frei vor dem Tor auf und trifft ins linke Ecke

Das Selbstbewusstsein zeigt sich in Reichels Antworten auf Fragen nach der wichtigen Saison und seinem Leistungsstand. Angesprochen auf seine Entwicklung und Lektionen aus dem letzten Jahr, reagiert er entspannt.

„Ich habe auf jeden Fall gelernt: Bring immer ein Ladekabel für dein Telefon mit“, scherzte er in Anspielung auf einen Vorfall im April, als er eine Teambesprechung verpasst hatte. „Da war der Akku leer. Das wird mir aber nicht nochmal passieren.“

„Ich habe über die Jahre viel gelernt“, fuhr Reichel fort. „Es ist eine lange Saison mit Höhen und Tiefen. Selbst die besten Spieler haben ihre Tiefpunkte. Wenn das passiert, muss man es schnell hinter sich lassen. Man hört es immer wieder, aber es stimmt, man muss einfach die kleinen Dinge richtig machen. Es geht darum, wie man sich vorbereitet, wie man isst und sich ausruht.“

Die Hoffnung von Reichel für die anstehende Saison ist eine größere Rolle mit mehr Eiszeit. Das würde es ihm deutlich erleichtern, seine Stärken als flinker und technisch versierter Flügelstürmer auszuspielen und neue Bestwerte an Punkten, Toren und Assists anzuvisieren. Im erbarmungslosen Geschäft des Profisports muss man sich diese Chance aber erst verdienen.

„Wo passt er am besten ins Team“, fragte auch Davidson. „Das muss er zeigen und die Trainer müssen mit ihm darüber reden. Das ist wie bei anderen Spielern auch, aber er hat hier natürlich eine Geschichte mit dem Team. Er hatte seine Höhen und Tiefen, doch mit dem neuen Trainerstab hat er in der kommenden Saison die Möglichkeit auf einen Neubeginn und darauf, sich durchzusetzen.“

Verwandte Inhalte